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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatten.
    Dies, gab uns Mrs. Twigg zu verstehen, war eine Ehre und ein Privileg, das unsere Verdienste weit überstieg, und uns, statt uns von unserer Arbeit abzuhalten, zu größeren Bemühungen anspornen sollte. Diese Bemerkungen waren hauptsächlich an Frances gerichtet, deren anfängliches Interesse an der Inszenierung von der Entdeckung geweckt worden war, dass die Abschlussproben während der Unterrichtsstunden stattfinden sollten. Frances befand sich auch, wie sich herausstellte, im Wettbewerb mit Rad, der nicht nur ein Genie, Schachgroßmeister und ein meisterhafter Schwimmer war, sondern auch ein hervorragender Schauspieler. Ich hatte keine Ambitionen, auf der Bühne zu stehen, sondern fühlte mich in der dämmerigen Dunkelheit des Orchestergrabens am sichersten; als Teilnehmerin, aber unsichtbar. Als die älteren Mädchen sahen, wie schüchtern ich war und wie dankbar für ihre Aufmerksamkeit, nahmen sie mich unter ihre Fittiche und machten sich über mein Erröten lustig. Das Mädchen, mit dem ich mir die Noten teilte, Aufsichtsschülerin und deshalb Gegenstand gewisser Ehrfurcht, stellte sich taub, wenn ich mich in ungeschriebene Tonlagen verirrte, zeigte mir, wo wir in der Partitur gerade waren, und lächelte ermutigend, wenn ich, endlich auf vertrautem Territorium, mit einiger Überzeugung loslegte.
    Während ich zufrieden war, einfach nur mit Kunst zu tun zu haben, bot sich den älteren Mädchen ein zusätzlicher Anreiz, und zwar in Form eines Detachements aus einem halben Dutzend Jungs von der örtlichen freien Schule, die abkommandiert worden waren, um die männlichen Hauptrollen zu spielen. Der Wettbewerb um ihre Gunst war erbittert, und während der Probezeit hätte man nur schwer besser ausstaffierte Städterinnen aus Titipu finden können. In der Treibhausatmosphäre hinter den Kulissen erblühten und erstarben Romanzen innerhalb von Tagen. Ko-Ko, der bestaussehende Junge, schien sich durch die gesamte Besetzung durchzuarbeiten. Es gab immer ein Mädchen, das mit verschwollenen Augen im Umkleideraum von Freundinnen getröstet werden musste oder aus den Kulissen finster auf Ko-Ko und seine neueste Eroberung starrte.
    Ich hatte zwei Gründe, mich auf die Vorstellung zu freuen, die in der letzten Woche des Schulhalbjahres an drei Abenden hintereinander stattfand; die Freude, an etwas beteiligt zu sein, das meine individuellen Fähigkeiten weit überstieg, und die Tatsache, dass Frances‘ Familie zur Premiere kommen würde. Endlich würde ich einen Blick auf die legendären Radleys erhaschen können.
    Am Morgen der Generalprobe wachte ich mit Halsschmerzen und einem fröstelnden, schwindligen Gefühl auf, das unverkennbar der Beginn von etwas Üblem war. Ich weigerte mich, die Symptome zur Kenntnis zu nehmen, zog mir ein zusätzliches Unterhemd an und torkelte nach unten zum Frühstück. Mutter sah mich misstrauisch an, als ich am Tisch saß und mit klappernden Zähnen in meinen Corn-Flakes rührte.
    »Fühlst du dich nicht gut?«, fragte sie und legte den Handrücken auf meine brennende Stirn. Das gab den Ausschlag. »Du hast Fieber!«, rief sie aus und klapperte auf der Suche nach dem Thermometer im Medizinschränkchen herum, das ein paar Minuten später ihre Diagnose bestätigte. »Ab ins Bett!«
    »Ich kann nicht, heute ist Generalprobe«, sagte ich eindringlich, während mein Gesicht heißer wurde. »Ich darf sie nicht verpassen, sonst weiß ich morgen nicht, was in der echten Aufführung vor sich geht.«
    »Wenn du jetzt nicht ins Bett gehst, bist du morgen so krank, dass du an der echten Aufführung nicht teilnehmen kannst«, sagte Mutter scharf. »Geh jetzt, ich bringe dir eine Wärmflasche.« Wärmflaschen und Eispackungen: Es gab keine Krankheit, die nicht durch die Zufuhr extremer Temperaturen behandelt werden konnte. Ich fing an zu weinen.
    »Komm schon, Schatz«, sagte Vater sanft. »Wenn du heute im Bett bleibst, geht es dir morgen früh vielleicht besser.«
    »Und wenn du heute hingehst«, warf Mutter ihre Trumpfkarte ab, »steckst du wahrscheinlich eine der Solistinnen mit deiner Halsentzündung an, und damit wirst du dich besonders beliebt machen!«
    Wenn Gebete heilen könnten, wäre ich sicher gegen Mittag kuriert gewesen. Ich lag schwitzend unter meinem Laken und konzentrierte mich ausschließlich darauf, gesund zu werden. Mutter hatte mich gedrängt, zu schlafen, also kniff ich die Augen zu und brachte all meine Willenskraft auf, um einzunicken. Als das scheiterte, starrte ich

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