Seelen
mir ein warmes Lächeln, wobei halbmondförmige Falten seine Augen umspielten.
»Drei Gehirne, stimmt’s?«
Ich nickte.
»Wie viele Augen?«
»Zwölf - eins an jedem Gelenk, mit dem die Beine am Körper befestigt sind. Wir hatten keine Lider, nur eine Menge Fasern - wie Wimpern aus Stahlwolle - um sie zu schützen.«
Er nickte mit leuchtenden Augen. »Waren sie behaart wie Taranteln?«
»Nein, eher … gepanzert - geschuppt wie ein Reptil oder ein Fisch.«
Ich ließ mich gegen die Wand sinken und machte mich auf ein langes Gespräch gefasst.
Jeb enttäuschte mich diesbezüglich nicht. Ich hörte auf zu zählen, wie viele Fragen er mir stellte. Er wollte Einzelheiten wissen - wie die Spinnen aussahen, wie sie sich verhielten und wie sie die Erde übernommen hatten. Er schreckte nicht vor den Details der Invasion zurück, im Gegenteil, diese Stellen schienen ihm sogar noch besser zu gefallen als der Rest. Auf jede Antwort hatte er eine neue Frage und er grinste häufig. Als er Stunden später genug über die Spinnen erfahren hatte, wollte er mehr von den Blumen wissen.
»Davon hast du kaum was erzählt«, erinnerte er mich.
Also beschrieb ich ihm diesen schönsten und zartesten der Planeten. Fast jedes Mal, wenn ich eine Pause machte, um Luft zu holen, unterbrach er mich mit einer neuen Frage. Es machte ihm Spaß, die Antworten zu erraten, bevor ich etwas sagen konnte, und es schien ihm nicht das Geringste auszumachen, wenn er sich irrte.
»Und habt ihr nach Fliegen geschnappt wie eine Venusfliegenfalle? Ganz bestimmt - oder vielleicht nach etwas Größerem wie Vögeln - oder Flugsauriern!«
»Nein, wir haben uns vom Sonnenlicht ernährt wie die meisten Pflanzen hier auch.«
»Das ist aber nur halb so lustig wie meine Idee.«
Manchmal erwischte ich mich dabei, dass ich mit ihm lachte.
Wir waren gerade zu den Drachen übergegangen, als Jamie mit einem Abendessen für drei auftauchte.
»Hallo, Wanderer«, sagte er leicht verlegen.
»Hallo, Jamie«, antwortete ich schüchtern, unsicher, ob er die Nähe bereute, die zwischen uns geherrscht hatte. Ich war schließlich immer noch die Böse.
Aber er setzte sich im Schneidersitz direkt neben mich - zwischen mich und Jeb - auf den Boden und stellte das Tablett mit dem Essen in die Mitte unserer kleinen Runde. Ich war kurz vorm Verhungern und ganz ausgetrocknet vom vielen Reden. Ich nahm eine Schale Suppe und trank sie in großen Zügen aus.
»Das hätte ich mir ja denken können, dass du im Speisesaal heute nur höflich warst. Du musst Bescheid sagen, wenn du Hunger hast, Wanda. Ich kann schließlich keine Gedanken lesen.«
Was Letzteres anging, war ich anderer Meinung, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, auf einem Stück Brot herumzukauen, um zu antworten.
»Wanda?«, fragte Jamie.
Ich nickte und gab ihm damit zu verstehen, dass ich nichts gegen den Namen hatte.
»Passt irgendwie zu ihr, findest du nicht?« Jeb war so stolz auf sich, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn er sich selbst auf die Schulter geklopft hätte.
»Irgendwie schon, ja«, sagte Jamie. »Habt ihr gerade über Drachen geredet?«
»Ja«, sagte Jeb begeistert, »aber nicht diese eidechsenartigen, sondern sie sind alle aus Gallertmasse. Fliegen können sie trotzdem … zumindest etwas Ähnliches. Die Luft dort ist dicker, auch fast wie Gelee. Daher ist es beinahe wie Schwimmen. Und sie können Säure speien - das ist doch fast so gut wie Feuer, findest du nicht?«
Ich ließ Jeb Jamie die Einzelheiten ausmalen, während ich mehr als meinen Anteil am Essen vertilgte und eine ganze Flasche Wasser trank. Sobald mein Mund wieder leer war, begann Jeb erneut mit den Fragen.
»Was diese Säure angeht…«
Jamie stellte keine Fragen wie Jeb und ich achtete stärker darauf, was ich sagte, jetzt, wo er dabei war. Allerdings fragte Jeb auch nichts mehr, das zu einem heiklen Thema geführt hätte, sei es aus Zufall oder mit Absicht, so dass meine Vorsicht gar nicht nötig war.
Die Helligkeit nahm langsam ab, bis es pechschwarz war. Dann wurde alles silbrig im schwachen Lichtschein des Mondes, der gerade ausreichte, um den Mann und den Jungen neben mir zu erkennen, sobald meine Augen sich daran gewöhnt hatten.
Jamie rückte näher an mich heran, als die Nacht fortschritt. Ich merkte gar nicht, dass ich ihm mit den Fingern durchs Haar strich, bis ich sah, wie Jeb meine Hand anstarrte.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Schließlich gähnte Jeb mit weit aufgerissenem Mund und
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