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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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drei Frauen das Badezimmer, mit nassen Haaren, die auf ihre T-Shirts tropften - es waren die durchtrainierte, karamellhäutige Frau, eine junge Blonde, die ich, soweit ich mich erinnerte, noch nie gesehen hatte, und Melanies Cousine Sharon. Ihr Gelächter brach abrupt ab, als sie uns erblickten.
    »Tag, Ladys«, sagte Jeb und legte einen Finger an seine Stirn, als wäre es eine Hutkrempe.
    »Jeb«, erwiderte die karamellfarbene Frau trocken.
    Sharon und das andere Mädchen ignorierten uns.
    »Okay, Wanda«, sagte er, als sie vorbei waren. »Du bist dran.«
    Ich warf ihm einen unglücklichen Blick zu, dann betrat ich vorsichtig den schwarzen Raum.
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie der Fußboden verlief - ich war mir sicher, der Rand des Wassers war ein paar Schritte entfernt. Ich zog als Erstes die Schuhe aus, damit ich das Wasser mit meinen Zehen ertasten konnte.
    Es war stockdunkel. Ich erinnerte mich an das tiefschwarze Wasser des Beckens, das einer Menge Vorstellungen Raum gab, was unter seiner undurchsichtigen Oberfläche schlummern mochte, und schauderte. Aber je länger ich wartete, umso länger musste ich hier sein, also legte ich die sauberen Kleider neben meine Schuhe, behielt die stinkende Seife in der Hand und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bis ich den Rand des Beckens erreichte.
    Das Wasser war kühl verglichen mit dem Dampf in der äußeren Höhle. Es fühlte sich gut an. Das hielt mich zwar nicht davon ab, Angst zu haben, aber ich konnte das Gefühl doch genießen. Es war so lange her, seit irgendetwas kühl gewesen war. Mitsamt meinen dreckigen Klamotten watete ich bis zur Taille ins Wasser. Ich konnte spüren, wie die Strömung meine Knöchel umspielte, die Steine umfloss. Zum Glück war das Becken kein stehendes Gewässer - ich hätte es unangenehm gefunden, es zu beschmutzen, … dreckig, wie ich war.
    Ich hockte mich in die tiefschwarze Flüssigkeit, so dass ich bis zu den Schultern untergetaucht war. Dann fuhr ich mit der körnigen Seife über meine Kleider, da das die einfachste Art war, sie sauber zu kriegen. Dort, wo die Seife mit meiner Haut in Berührung kam, brannte es leicht.
    Ich zog die eingeseiften Kleider aus und rubbelte sie unter Wasser aneinander. Dann spülte ich sie immer wieder aus, bis unmöglich auch nur der kleinste Rest meines Schweißes oder meiner Tränen übrig sein konnte, wrang sie aus und legte sie neben das Becken auf den Boden.
    Auf der nackten Haut brannte die Seife noch stärker, aber das Brennen war erträglich, weil es bedeutete, dass ich wieder sauber wurde. Als ich mich eingeseift hatte, kribbelte mein ganzer Körper und meine Kopfhaut glühte. Es kam mir so vor, als wären die Stellen mit den Blutergüssen empfindlicher als der Rest - sie mussten also immer noch da sein. Ich war froh, als ich die brennende Seife auf den Steinboden legen und mich genauso gründlich abspülen konnte wie vorhin meine Kleider.
    Mit einer eigenartigen Mischung aus Erleichterung und Bedauern watete ich aus dem Becken. Das Wasser war angenehm, genau wie das Gefühl sauberer, wenn auch kribbelnder Haut. Aber ich hatte mehr als genug von der Schwärze und all den Dingen, die ich in der Dunkelheit zu sehen glaubte. Ich tastete nach den trockenen Kleidern, zog sie schnell über und fuhr mit meinen aufgeweichten Füßen in die Schuhe. Ich trug meine frisch gewaschenen Kleider in einer Hand und die Seife mit spitzen Fingern in der anderen.
    Jeb lachte, als ich wiederauftauchte; sein Blick war auf die Seife in meinem vorsichtigen Griff gerichtet.
    »Brennt ein bisschen, stimmt’s? Wir arbeiten dran.« Er streckte seine Hand aus, die er mit einem Hemdzipfel abgedeckt hatte, und ich legte die Seife hinein.
    Ich beantwortete seine Frage nicht, da wir nicht allein waren; hinter ihm hatte sich eine Schlange gebildet, die schweigend wartete - fünf Leute, die alle vom Feld kamen.
    Ian stand ganz vorne in der Schlange.
    »Du siehst besser aus«, sagte er zu mir, aber ich konnte nicht heraushören, ob ihn das überraschte oder ärgerte. Er hob einen Arm und streckte seine langen, blassen Finger nach meinem Hals aus. Ich zuckte zurück und er ließ seine Hand schnell wieder sinken.
    »Entschuldigung«, murmelte er.
    Bezog sich das darauf, dass er mich gerade erschreckt hatte, oder darauf, meinen Hals überhaupt so zugerichtet zu haben? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sich entschuldigte, weil er versucht hatte, mich umzubringen. Bestimmt wollte er weiterhin meinen Tod. Aber

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