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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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vorher.«
    Mel? Ist das das Beste?
    Ich weiß es nicht. Sie war hin- und hergerissen. Sie wusste, dass sie nicht objektiv sein konnte; sie wollte Jared wiedersehen
    Das ist doch verrückt!
    Nicht so verrückt wie die Tatsache, dass du ihn ebenfalls wiedersehen willst.
    »Also gut, Jamie«, stimmte ich zu. »Aber reg dich nicht auf, wenn es nicht wieder so wird wie vorher, okay? Wenn die Sache unangenehm wird … Na ja, dann sei einfach darauf gefasst.«
    »Es wird alles gut, du wirst schon sehen.«
    Ich ließ zu, dass er auf dem Weg aus der Dunkelheit voranging und mich an der Hand, die er immer noch festhielt, hinter sich herzog. Ich wappnete mich, als wir die große Gartenhöhle betraten; ich hatte keine Ahnung, wie die anderen heute auf mich reagieren würden. Wer wusste schon, was sie besprochen hatten, während ich schlief?
    Aber der Garten war leer, obwohl die Sonne hell vom morgendlichen Himmel schien. Sie wurde von den Hunderten von Spiegeln reflektiert und blendete mich.
    Jamie interessierte sich nicht für die leere Höhle. Er sah mir ins Gesicht und sog laut die Luft durch die Zähne, als das Licht auf meine linke Wange fiel.
    »Oh«, keuchte er. »Alles in Ordnung? Tut das sehr weh?«
    Ich berührte vorsichtig mein Gesicht. Die Haut fühlte sich rau an - getrocknetes Blut mit Sand. Es pochte, wo meine Finger darüberstrichen.
    »Ist schon okay«, flüsterte ich. Die leere Höhle machte mich wachsam - ich wollte nicht zu laut sprechen. »Wo sind denn alle?«
    Jamie zuckte mit den Schultern, die Augen immer noch zusammengekniffen, während er mein Gesicht musterte. »Beschäftigt, nehme ich an.« Er senkte seine Stimme nicht.
    Das erinnerte mich an letzte Nacht, an das Geheimnis, das er mir nicht verraten wollte. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    Was, glaubst du, verschweigt er uns?
    Ich weiß nicht mehr als du, Wanda.
    Du bist ein Mensch. Müsstest du nicht über Intuition oder so was verfügen?
    Intuition? Meine Intuition sagt mir, dass wir diesen Ort nicht so gut kennen, wie wir geglaubt haben, erklärte Melanie.
    Wir dachten über den unheilvollen Klang dieser Worte nach. Es war fast eine Erleichterung, die üblichen Essensgeräusche aus dem Küchengang zu hören. Ich war nicht gerade wild darauf, jemandem zu begegnen - einmal abgesehen von der krankhaften Sehnsucht, Jared zu sehen -, aber die ausgestorbenen Tunnel, verbunden mit dem Wissen, dass man etwas vor mir verheimlichte machten mich erst recht nervös.
    Die Küche war nicht einmal halbvoll - ungewöhnlich für diese Zeit am Morgen. Aber ich nahm es kaum wahr, denn der Duft, der zwischen den aufgetürmten Steinen des Ofens herausströmte, machte jeden anderen Gedanken unmöglich.
    »Hmmm«, ächzte Jamie. »Rührei!«
    Er zog mich schneller voran und ich hatte nichts dagegen, mit ihm Schritt zu halten. Wir eilten mit knurrenden Mägen zum Tresen neben dem Ofen, wo Lucina, die Mutter, mit einer Plastikkelle stand. Beim Frühstück herrschte normalerweise Selbstbedienung, aber normalerweise bestand das Frühstück ja auch aus harten Brötchen.
    Sie sah nur Jamie an, als sie sagte: »Vor einer Stunde hat es noch besser geschmeckt.«
    »Es wird jetzt auch noch gut schmecken«, erwiderte Jamie begeistert. »Haben die anderen alle schon gegessen?«
    »Fast alle. Ich glaube, sie haben Doc und den anderen ein Tablett rübergebracht …« Lucina brach ab und warf mir zum ersten Mal einen Blick zu; Jamie neben mir tat dasselbe. Ich konnte den Ausdruck, der über Lucinas Gesicht huschte, nicht deuten - er verschwand zu schnell wieder und wurde durch einen anderen ersetzt, als sie die neuen Verletzungen in meinem Gesicht musterte.
    »Wie viel ist denn noch da?«, fragte Jamie. Seine Fröhlichkeit klag jetzt eine Spur gezwungen.
    Lucina wandte sich ab, bückte sich und zog mit der Kelle eine Metallpfanne von den heißen Steinen im unteren Teil des Ofens. »Wie viel willst du denn, Jamie? Es ist noch eine Menge übrig«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Tu so, als wäre ich Kyle«, sagte er lachend.
    »Also eine Kyle-Portion für dich«, sagte Lucina, aber ihr Lächeln war traurig.
    Sie füllte eine Schale bis an den Rand mit dem leicht gummiartigen Rührei, stand auf und gab sie Jamie.
    Sie warf mir erneut einen Blick zu und diesmal verstand ich, was sie mir damit zu verstehen geben wollte.
    »Komm, wir setzen uns da rüber, Jamie«, sagte ich und schubste ihn vom Tresen weg.
    Er starrte mich erstaunt an. »Willst du nichts?«
    »Nein, ich habe …«

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