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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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... mausetot. Ersoffen in einer Brühe aus Knochen . .. Bah, widerlich!
    »Marie?« Sie hing immer noch über der Grube.
    »Ja?« Sie wandte ihren Kopf, und ihr Blick ließ sofort erkennen, daß sie seine Bedenken in keiner Weise teilte. Ganz im Gegenteil.
    Zwecklos! Diese Person hat die Schnüffelitis!
    »Wo liegt eigentlich der alte Pfarrer, Abbé Saunière?« Er wollte unauffällig das Thema wechseln.
    Sie reagierte überhaupt nicht und rutschte statt dessen auf ihren Knien am Rand der Grube hin und her, während sie in der Tiefe etwas fixierte.
    »Sie sitzen drauf«, erwiderte sie schließlich ohne aufzusehen.
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?« Er sprang eiligst auf, so als hätte er sich gerade irrtümlich auf einen heißen Ofen gesetzt.
    »Nein!« Sie sah seelenruhig zu ihm herüber und amüsierte sich über seine hektische Reaktion. »Sie haben die ganze Zeit auf ihm gesessen.« Sie deutete mit dem Finger auf das Grab hinter ihm, das mit einer Steinplatte abgedeckt war, und das zu den wenigen gehörte, die nicht geöffnet worden waren.
    »Ich bin mir sicher, daß er da vorhin noch nicht gelegen hat! Sonst hätte ich ihn doch gesehen!« Oh, Mann, welch ein Schwachsinn! Sie mußte ihn ja ohnehin schon für einen ungeschickten Idioten halten ... fällt er wie ein Dreijähriger in eine Grube ... und jetzt auch noch dieses wirre Gerede.
    Amüsiert blickte sie ihn an, sagte aber keinen Ton.
    »Das glauben Sie ja wohl selbst nicht!« sollte das wohl heißen, er hörte es genau. Da es an dieser verfahrenen Situation ohnehin nichts mehr zu retten gab, wandte er sich lieber dem Grab hinter sich zu.
    »Tatsächlich! Da steht es! Abbé Bérenger Saunière 1852 bis 1917«, las er laut und andächtig. »Vom 1. Juni 1885 ...«, er mußte mit der Hand erst den Sand entfernen, der die Steinplatte mit ihrer Inschrift fast gänzlich bedeckte. »Da ist es doch kein Wunder, daß ich nichts gemerkt habe, oder? Ist ja alles zugeweht!«
    Marie hatte sich an dem schwarzen Loch scheinbar genug gegruselt. Sie saß jetzt einfach im Sand an der Grabkante und betrachtete ihn lächelnd. »Lesen Sie weiter!«
    »Also! Vom 1. Juni 1885 bis zum 22. Januar 1917 Pfarrer von Rennes-le-Château. Das ist alles!«
    »Könnte da drunter noch etwas stehen?« Sie deutete auf die große Sanddüne auf der unteren Hälfte der Grabplatte, machte aber keine Anstalten herüberzukommen. Sie hatte sich gemütlich hingesetzt und lenkte das Geschehen per Fingerzeig.
    Mit beiden Händen schaufelte Pierre den Sand von der Platte, bis er schließlich den Rest der Inschrift lesen konnte. Er schwieg und las die Zeilen, die sich nun endlich vor ihm offenbarten, immer wieder durch.
    »Sie wußten doch genau, das hier noch etwas steht, oder?« Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung, aber sie tat völlig unschuldig.
    »Ich habe gedacht«, sie zuckte provokativ mit den Schultern und lächelte hintersinnig, »Sie hätten kein Interesse daran.« Sie machte eine Kopfbewegung zur Grube neben sich. »Sie wollen ja auch nicht wissen, was da unten ist.«
    Pierre blieb für den Augenblick die Spucke weg. Erwartungsvoll blickte sie ihn an. Das hier ist ja wirklich der schlimmste Fall von Schnüffelitis, der mir je untergekommen ist! Die Frau war doch nicht mehr zu retten.
    Entnervt gab er schließlich ihrem Drängen nach. »Also gut! Wenn ich Zeit habe, werde ich mir die Grube mal ansehen!«
    »Wir!« hackte sie keck dazwischen.
    Er machte einen tiefen Atemzug. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, daß Sie eine ganz schön anstrengende Person sind?«
    Aber sie war sich offensichtlich keiner Schuld bewußt.
    »Wir!«
    »Na gut, na gut!« Bei soviel weiblicher Penetranz war Gegenwehr ohnehin zwecklos. »Sie sind ja ein wirklich hartnäckiger Fall.« Er überlegte. »Aber als Gegenleistung«, Pierre richtete drohend seinen Finger auf sie, »werden Sie mir sagen, was hier in meiner Gemeinde vorgeht. Und zwar alles! Haarklein!« Bei ihr war er bestimmt an der richtigen Adresse. Wenn es eine Person gab, die ihre Nase überall hereinsteckte und dementsprechend gut Bescheid wußte, dann doch wohl sie!
    »Einverstanden!« sagte sie nach einer kurzen, inszenierten Pause.
    »Und hier«, er wandte sich wieder dem Grab des alten Abbé zu, »hier fangen wir an.«
    Marie erhob sich aus dem Staub und schlenderte zu ihm herüber.
    »Nun, was halten Sie davon?« fragte Pierre wie ein Lehrer seinen Schüler, während sie die Grabplatte betrachteten.
    »Von so etwas habe ich keine

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