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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Schritte von der Tür entfernt. »Ach ja ... und vergessen Sie den Besen nicht!«
    »Meine Arbeit fängt erst morgen früh an!« schrie sie wutentbrannt hinter ihm her und warf die Haustür mit einem lauten Knall von innen zu.
    Schmunzelnd, ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er quer über die kleine Straße, um auf der anderen Seite durch den steinernen Torbogen in Richtung Pfarrhaus zu verschwinden.
    Na ja, zugegeben, es hätte schlimmer kommen können! Er entschied sich, noch ein wenig an der frischen Sommerluft zu bleiben und ging ein paar Schritte an der Vorderfront der Villa vorbei, die im Rücken des Pfarrhauses an der Straße lag.
    Dieser massige, zweistöckige Steinbau lag inmitten der wuchernden Bäume und Sträucher wie ein Fremdkörper, wie ein vergessenes Mausoleum auf dem Friedhof. Er war ohne Leben. Pierre blieb vor der reichverzierten, zweiflügeligen Eingangstür stehen und sah die Fassade hinauf. V ILLA B ETHANIA war dort oben in den Giebel gemeißelt, direkt über der mannsgroßen Christusstatue, die in einer Nische darunter stand. Zwei mächtige, gemauerte Kamine wuchsen aus der steilen Dachkonstruktion. Der Dachboden selbst schien ebenfalls begehbar zu sein. Mehrere Fenstererker aus massivem, moosbewachsenem Sandstein waren in das Dach eingelassen. Die verwitterten Fensterläden waren geschlossen und zum Teil von Efeu überwachsen, Teile der Fassade und der Fensterkonstruktionen, die ebenfalls kunstvoll aus Sandstein gearbeitet waren, hatten bereits schwer unter Wind und Wetter gelitten.
    Wenn er richtig gerechnet hatte, dann war das Gemäuer jetzt seit über zehn Jahren unbewohnt. Er betrat die einzige Stufe, die zur Eingangstür führte und drückte die Klinke hinunter. Verschlossen! Dort hinten an der Hausecke war ein kleiner Durchschlupf zwischen den Sträuchern. Das dichte Grün der wuchernden Pflanzen, die sich zum Teil schon bis zum ersten Stock gehangelt hatten, verschluckte ihn, als er an der Hauswand entlangschlich.
    Reine Neugier! Stimmt! Nach der Predigt, die er Marie gerade wegen ihrer ständigen Schnüffelei gehalten hatte, war er froh, daß sie ihn jetzt nicht sehen konnte.
    Und schon stand er in einem großen, verwilderten Garten, der weder von der Straße her, noch von der Rückseite, dort wo sein Pfarrhaus stand, einzusehen war. Das Gras reichte ihm bis zu den Knien, und das dichte Gestrüpp hatte alles überwuchert. Dort hinten standen zwei ursprünglich weiße Bänke aus Stein, die über und über von Moos bewachsen waren. Der verfallene Pavillon, dessen Spitze aus dem wilden, grünen Meer herausschaute, schien in dem gleichen erbarmungswürdigen Zustand zu sein. Durch die große, buntverglaste Tür auf der Rückseite der Villa hätten die Bewohner des Hauses ihre verschwiegene Oase wohl betreten sollen. Und damit sie nicht vergaßen, wem sie ihren ruhigen Lebensabend hier zu verdanken hatten, prangte im Zentrum der filigranen Verglasung das glutrote Herz Jesu Christi, das inmitten einer reichhaltigen goldenen Ornamentik vor einem himmelblauen Hintergrund schwebte. Die zerbrechlichen Türen mit ihren zarten, von bleiernen Stegen zusammengehaltenen Glassegmenten wirkten wie die Pforten zu einem Schrein und waren, im Vergleich zu den wuchtigen Dimensionen des Hauses, von völlig anderer Natur als das Steingemäuer selbst.
    Wenn er bedachte, daß dies alles nur dazu dienen sollte, daß seine pensionierten Amtskollegen ihre morschen Knochen zur Ruhe betten konnten, so war dieses luxuriöse Anwesen doch eher das Werk eines barmherzigen Samariters, als die protzige Herberge eines vom Teufel Besessenen. In diesem Punkt hatte der Bischof nicht die Wahrheit gesagt. Daß der alte Abbé nie selbst hier gewohnt hatte und sich statt dessen lieber in seinem Bücherturm verkroch, das hatte er ihm in seinem kindischen Neid natürlich verschwiegen.
    Eigentlich schade , er betrat die kleine Terrasse vor der Glastür, daß das alles hier nie genutzt wurde. Einen kurzen Moment – und dafür schämte er sich – hatte er doch tatsächlich darüber nachgedacht, ob er nicht vielleicht aus seinem Pfarrhaus hierher umziehen sollte. Er rief sich zur Ordnung und brummte sich zur Strafe zwei »Vaterunser« auf.
    Was ist das? Die Flügel der Glastür waren nur angelehnt. Er trat näher heran und betrachtete das Schloß. Hier hatte sich jemand mit Gewalt Zutritt verschafft. Das abgeplatzte Holz ließ keinen anderen Schluß zu. Vorsicht! Vielleicht war dieser Jemand noch in der Nähe. Trotz aller

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