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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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»Und an dieser Marienstatue auf dem Weg nach Couiza sind mir diese verschlungenen Sterne auch schon aufgefallen.«
    »Oh ja, ich weiß, welche Sie meinen. Unser alter Abbé hat hier überall irgendwelche seltsamen Figuren aufstellen lassen. Die Maria mit den zwei Engeln. Ich bin dort schon hunderte Male vorbeigekommen. Sie steht seit Jahren abseits im Gebüsch. Aber dieses Zeichen hab’ ich nie gesehen. Von der Stelle, an der die Figuren stehen, hat man einen phantastischen Blick über die Ebene.« Sie gab ihm den Anhänger zurück. »Wenn es Ihre Pflichten erlauben, besuchen Sie mich doch mal in meinem Atelier. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich an diesem Platz gesessen und gemalt habe.«
    »Da Sie in Zukunft bei mir den Besen schwingen müssen, werden Sie für Ihre Hobbys wohl weniger Zeit haben«, lachte Pierre und steckte die Kette wieder ein.
    »Ich kenne meine Pflichten«, erwiderte sie spitz und hob ihre Nase. »Darf ich Sie daran erinnern, daß Ihr Frühstück immer noch unangerührt in der Küche steht? Ich war pünktlich! Aber Sie mußten ja schon in der Kirche herumschleichen! Wenn Sie also nachher Hunger haben ...«
    Um ihren Redeschwall zu stoppen, sie redete sich mal wieder in Rage, wechselte er das Thema. »Also, was machen wir mit ihm?« Unwillig stieß er mit dem Fuß gegen den steinernen Dämon. »Kann er uns noch irgendwie von Nutzen sein?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Ich wüßte nicht wie?«
    Er hob die schwere Hacke in die Höhe und holte zu einem mörderischen Schlag aus. »Das meine ich auch!« Mit aller Kraft ließ er das stählerne Instrument herniedersausen und hieb dem König der Dämonen den Kopf ab. »Ab in die Hölle mit dir!« rief er, als er mit dem zweiten Schlag den Körper in zwei Hälften spaltete. »Das hier ist meine Kirche!«
    Ein Hagel von Steinfragmenten schoß über den polierten Boden in alle Richtungen davon. Die widerlichen Klauen des Dämons lagen abgebrochen zwischen den zahllosen Trümmerstückchen, die Fratze im Schutt seines eigenen Körpers.
    Marie hatte einen großen Satz nach hinten gemacht, als er zuschlug und fuhr sich erschrocken durch die Haare. »Kann es sein, daß Sie ein wenig gereizt sind, Abbé?«
    »Hätte ich denn einen Grund gereizt zu sein?« fragte er gefährlich langsam zurück. »Der Totengräber hätte mich um ein Haar erwürgt, ein Grabstein mich fast erschlagen, wenn ich nicht schon vorher ertrunken wäre.« Er schwang wieder die Hacke und suchte nach einem Stück des Dämonenkörpers. »Dann brennt mir das Haus über dem Kopf ab und außerdem will mich jemand vergiften!«
    »Also, wenn Sie das Frühstück meinen«, protestierte Marie, »Sie haben es ja nicht mal probiert, wie können Sie denn da behaupten, daß ich Sie vergiften wollte!«
    Erst das Niedersausen des Stahls in den verstümmelten Körper der Figur brachte sie zum Schweigen. Die Geschichte mit Severin meinte er natürlich ... diese Alraune. Aber dafür hattensie jetzt keine Zeit. Ein dumpfer Laut. Aus dem Inneren des zerborstenen Steins hatte sich ein kleiner, bleischwerer Kasten gelöst und schlitterte über den Boden. Sie sahen sich an. Sein Ärger war augenblicklich verflogen. Vielleicht hatten sie gerade eine Entdeckung gemacht, die ihnen helfen konnte, die vielen Rätsel zu lösen.
    Während er mit verschränkten Armen dastand, zerrte Marie wie eine Besessene am Deckel des Kistchens herum. »Es klemmt!« schimpfe sie. »Das kommt nur von Ihrer Hackerei! Sie haben den Deckel verbogen!« Die Rage darüber, daß sie womöglich ein Geheimnis in Händen hielt, welches sich erfolgreich gegen ihre Neugier zu wehren wußte, ließ ihre Hände zittern, bis das Behältnis schließlich ihren nervösen Fingern entglitt und scheppernd auf den Fliesenboden fiel.
    »Da, es ist aufgesprungen! Sehen Sie nur!« Sie bückte sich eiligst und hob das halb geöffnete, mit Metall beschlagene Kästchen hoch, aus dem nun der Fetzen eines Tuchs oder Lumpens heraushing. Bei näherer Betrachtung schien irgend etwas in diesen Stoff eingewickelt worden zu sein.
    »Ein Schlüssel!« Marie war mal wieder schneller mit ihren Fingern in dem kleinen Kasten als er.
    »Nur ein Schlüssel?« wiederholte er enttäuscht und sah gerade seine Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Mission hier wieder einmal um die nächste Kurve verschwinden. Ein Schlüssel war eigentlich genau das Gegenteil von dem, was er erhofft hatte. Zu welchem Schloß gehörte er, und warum hatte man ihn hier versteckt ... und wer

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