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Seelenfänger

Seelenfänger

Titel: Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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das?«, rief jemand. »Will er die Spiegel vielleicht wieder zusammensetzen?«
    Zacharias hörte, wie Florence antwortete: »Er ist ein Traveller wie ihr, und er kennt den Weg zu einem Ort, an dem wir alle sicher sind. Habt ein wenig Geduld.«
    Ich kenne den Weg nicht, Flo, dachte Zacharias. Ich kenne ihn ebenso wenig wie du. Lily hat von ihm erzählt und meinte, ich würde ihn finden, aber Lily hat viel erzählt und vielleicht gelogen. Sie könnte auch in diesem Fall gelogen haben.
    Er öffnete die Augen, sah das Licht, das wie von zwei rotierenden Scheinwerfern durch den Saal strich, sah die Menschen, all die Männer und Frauen, jung und alt – es befanden sich sogar einige Kinder unter ihnen –, sah den kräftig gebauten Mann, dessen misstrauischer Blick nicht ihm galt, sondern dem Spiegel, der sich einige Meter weiter vorn aus zahlreichen Splittern bildete.
    Und plötzlich fielen sie ihm ein, die beiden Worte, aus denen der Hinweis bestand, den Lily ihnen zweimal gegeben hatte. Heilige Mission . So lauteten sie. Für Salomo war der Kampf gegen die Maschinenintelligenzen eine heilige Mission.
    Welche tiefere Bedeutung verbarg sich in diesen beiden Worten? Zacharias spürte sie, zum Greifen nahe, er brauchte nur die Hand danach auszustrecken, und dann würde er wissen, wer der Seelenfänger war.
    Der Spiegel, gerade fertig geworden, sein Glas glatt und hell, zersprang, und Splitter flogen wie kleine Messer umher. Einer traf den stämmigen Mann und hinterließ einen blutigen Striemen auf seiner Wange.
    »Zach?«, fragte Florence besorgt. »Was ist los?«
    »Ich brauche eure Hilfe!«, rief Zacharias und konzentrierte sich wieder. »Allein schaffe ich es nicht!«
    Er sandte erneut ein Ping aus, ebenso stark wie das erste, empfing die Echos und dachte daran, dass Lily ähnliche Worte an sie gerichtet hatte. Ich brauche eure Hilfe, insbesondere deine, Zacharias. Aber vielleicht stimmte das gar nicht, vielleicht gehörte dies zu einem teuflischen Plan der Maschinenintelligenzen, die ihn kaltstellen wollten. Vielleicht hatte Salomo recht, und dies alles …
    Halt, woher kam dieser Gedanke?
    Zacharias beobachtete, wie die Splitter erneut in Bewegung gerieten, wie die Menschen zurückwichen, als die vielen Fragmente aufeinander zukrochen oder -schwebten, sich wieder zu einem Spiegel zusammenfügten.
    »Ganz ruhig, Zach«, sagte Florence neben ihm. »Stell dir eine Gruppe vor, durch ein Interface-System verbunden. Stell dir vor, wie du mit anderen Travellern aufbrichst, mit vielen anderen. Gemeinsam seid ihr stark. Wenn ihr euch gegenseitig helft, habt ihr Kontrolle über den Space. Stell dir eine wichtige Mission vor, bei der ihr zusammenarbeitet. Dies ist eine wichtige Mission …«
    Für einen Moment drohte seine Konzentration zu zersplittern wie zuvor der Spiegel. Wusste sie Bescheid? War Flo eingeweiht? Gehörte sie zu dem Plan, der ihn täuschen und außer Gefecht setzen sollte, damit er sich nicht mit Salomo verbündete und mit ihm zusammen die Macht der alles beherrschenden Maschinenintelligenzen brach?
    Er spürte ihre Hand an seinem Arm, er fühlte, wie ihre Finger sanften Druck ausübten, als wollten sie ihm sagen: Du schaffst es; ich vertraue dir. Aber konnte er ihr vertrauen?
    Eine wichtige Mission. Eine heilige Mission.
    Nur ein Schritt, in Gedanken, und die Antwort auf die Frage nach Salomos Identität hätte vor ihm gelegen. Aber diesen Schritt konnte er nicht jetzt tun, nicht hier. Er musste all diese Menschen in Sicherheit bringen, und auch Florence. Und die seltsamen, absurden Gedanken, die ihn quälten, die ihn an allem zweifeln ließen … Sie gingen auf den Einfluss des Seelenfängers zurück. Er hat meine Seele vergiftet, dachte Zacharias, während sich vor ihm die letzten Splitter dem Spiegel hinzufügten. Als er mir die anderen Welten gezeigt hat, die andere Florence und ihre Kinder … Da hat er, still und heimlich, eine Tür in mir geöffnet, die nicht fest genug verschlossen war, und Gift in meine Seele gestreut.
    »Schluss damit«, zischte er, so leise, dass nur Florence ihn hörte, nicht aber all die anderen Menschen. Dort im Glas, kalt und glatt, wartete der Transferknotenpunkt, von dem Lily gesprochen hatte, das Knäuel am Rand des Netzes der Welten, und er fühlte die Nähe jener Welten, manche von ihnen groß wie Planeten oder so groß wie ein ganzes Universum, die anderen klein, nicht größer als eine Insel oder ein kleines Holzhaus auf einem grünen Hügel inmitten einer Wüste. All

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