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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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»Er gefällt mir! Macht er dich glücklich?«, wollte der Pater ohne Umschweife wissen.
    Luzia lächelte.
    »Gemeinsam haben wir schon so viel erlebt«, sagte sie und berichtete dem Pater ausführlich über ihre Arbeit im Antoniterspital.
    Wendelin nickte. Er spürte Luzias Begeisterung und die Liebe, die sie dem jungen Mann entgegenbrachte.
    »Ihr würdet ein schönes Paar abgeben«, sagte er mehr zu sich selbst. Dann wechselte er das Thema. »Freust du dich auf unseren Besuch im Kloster?«
    »Ich kann es kaum erwarten, das wisst Ihr doch! Und ich habe in der Zwischenzeit in Ravensburg meine Kenntnisse der Botanik erweitert. Wie Ihr vermutet habt, besitzt mein Onkel eine Bibliothek ganz nach meinem Geschmack.«
    Der Pater drohte ihr spielerisch mit dem Zeigefinger. »Eitelkeit ist eine Sünde, auch wenn sie die Wissbegier und nicht die Schönheit betrifft. Aber ich weiß ja, du lernst, um anderen zu helfen.«
    Sie saßen einen Moment schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Schließlich erhob sich der Pater
von der kleinen Holzbank. »Ich habe mich sehr gefreut, dass du mir ein wenig von deiner Zeit geschenkt hast«, sagte Wendelin, während er Luzia die Hand zum Segen auflegte.
    »Ich habe die Stunde mit Euch auch sehr genossen. Die Gespräche mit Euch fehlen mir in Ravensburg am meisten«, erwiderte sie und schluckte.
    »Ich weiß, was du meinst«, entgegnete Wendelin seufzend, »so geht es auch mir. Doch während der nächsten Tage werden wir noch viele Gelegenheiten haben, unsere Unterhaltung fortzusetzen.«
     
    Johannes wollte die Reise nach Seefelden nutzen, um seine Geschäfte und Besorgungen in Überlingen zu tätigen. So machten sich Luzia und Johannes mit Basilius zwei Tage später, gleich nach der Morgensuppe, auf den Weg. Der Tag versprach trocken und heiß zu werden. Die kurze Fahrt führte sie entlang des Bodensees, vorbei an weitläufigen Weinbergen und durch lichte Mischwälder zum Hofgut Maurach und zu der Schiffsanlegestelle des Klosters Salem. Weiter an einzelnen Fischerhäusern und einigen Bauernhöfen vorbei kamen sie nach Überlingen.
    Bereits hinter dem Stadttor kündigte ein buntgekleideter Gaukler den Jahrmarkt auf der Hofstatt an. »Überlinger! Zugereiste! Kommt zur Hofstatt! Dort erwartet euch, neben Speis und Trank, eine Vielzahl der unglaublichsten Attraktionen!«
    Luzia war, als spreche der junge Mann nur zu ihr, als er sein glattes Gesicht zu einer schaurigen Grimasse verzog und verkündete:
    »Zwerge und Missgestaltete lehren euch das Fürchten,
Feuerspucker und Jongleure rauben euch den Atem, und nicht zuletzt«, er machte eine kurze Pause, um die Spannung zu heben, »wirft Ilonka für euch einen Blick in die Zukunft, indem sie die Karten befragt!«
    »Das dürfen wir nicht versäumen!«, freute sich Luzia, »oder seid ihr anderer Meinung?«
    Johannes pflichtete ihr bei. Dankbar bemerkte er die neue Heiterkeit, die Luzia umgab.
    Sie fuhren durch die Gassen, in denen bereits geschäftiger Trubel und ohrenbetäubender Lärm herrschten. In der oberen Marktstraße wurde es so eng, dass Luzia die Luft anhielt, weil sie nicht glaubte, heil an einem Karren mit Baumaterial vorbeizukommen.
    »Pass doch auf, du Hornochse!«, tadelte der schweißgebadete Maurermeister seinen nicht minder schwitzenden Lehrling, der den Karren lenkte. Letztlich fielen aber nur einige Ledereimer und ein mit Sand gefülltes Fass auf den Boden. Niemand kam dabei zu Schaden, aber der Fahrer des nachfolgenden Wagens fluchte lautstark, weil es nicht weiterging, bis der Lehrling vom Bock gesprungen war und die verlorene Ladung wieder auf den Wagen gehievt hatte.
    Johannes lenkte den Wagen entlang der viel befahrenen Gasse zu dem im Mittelpunkt stehenden Münster, das dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht war. Über dem Kirchplatz lag das laute Rufen der Maurer und Zimmerleute, die im Begriff waren, die Räume zwischen den Seitenverstrebungen zu kleinen Kapellen auszubauen.
    Vor einem der prächtigen Bürgerhäuser hielt Johannes an und half Luzia vom Wagen. Basilius entschuldigte sich, um einige Besorgungen zu tätigen.

    Die freie Reichsstadt Überlingen verfügte über weitreichende finanzielle Mittel und unterhielt sogar eine eigene Armenspeisung. Die meisten Häuser waren nicht mehr aus Holz, sondern schon aus Stein errichtet. Prächtige Blendbögen schmückten die Fassaden, und die meisten Fenster waren bereits bleiverglast.
    »Das ist also das Haus deiner Eltern?«, fragte Luzia, als sie vor

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