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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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Rührung schluchzten und ihre Tränen trockneten, genossen die Männer des Dorfs einfach die festliche Stimmung.
    Nach der Trauung wurde das junge Brautpaar mit Glückwünschen und Segenssprüchen überhäuft. Einige hatten eine Handvoll Linsen mitgebracht, um sie über den Köpfen des Brautpaares zu entleeren. Die Hülsenfrüchte versprachen Gesundheit und reichen Kindersegen.
    Luzia und Johannes reihten sich in die lange Schlange der Gratulanten ein. Während sie warteten, sah er immer wieder zu ihr hinüber und schenkte ihr ein vielsagendes Lächeln, das Luzias Blut in Wallung versetzte.
    Als sie an der Reihe waren, küsste Johannes die Hand der Braut, was Ida ein wenig verwirrte. Dann reichte er Matthias die Hand und klopfte ihm anschließend auf die Schulter. Eine Geste, die Luzia noch nie bei ihm gesehen hatte, aber sie war
froh, dass es Johannes mühelos gelungen war, Matthias’ Freundschaft zu gewinnen.
    Luzia umarmte beide und küsste auch Matthias auf die Wange. »Ich freue mich so für euch und wünsche euch alles Glück der Welt!«, sagte sie fröhlich.
    Für einen Augenblick trübte ein flüchtiger Schatten seinen Blick, und während er stockend ein paar Worte des Danks hervorbrachte, sah Matthias ihr ein wenig zu lange in die Augen.
    Im Garten vor Matthias’ Elternhaus wurde den ganzen Tag ein fröhliches Fest gefeiert. Nicht eine Wolke zeigte sich am Himmel, und die Hochzeitsgäste aßen, tranken und feierten ausgelassen. Heute wollte niemand seinen trüben Gedanken nachhängen, sondern lachen und fröhlich sein. Als es Abend wurde, entzündete Jakob ein kleines Feuer und Mechthild verteilte flackernde Talglichter auf den Tischen. Wenig später begann Hans auf seiner Flöte zu spielen, der junge Metzger und der Schuster holten beide ihre Fidel hervor und fielen in das lustige Lied des Flötenspielers ein. Matthias eröffnete mit seiner Braut den Tanz. Ein Raunen ging durch die Reihen, als Ida in ihrem bodenlangen Kleid aus hellem Leinen Matthias auf die Tanzfläche folgte. Auf ihrem dunklen Haar lag ein zarter Kranz aus blühenden Myrtenzweigen und ein einfacher Schleier.
    Die Zimmerer hatten aus nebeneinandergereihten Brettern einen kleinen Tanzboden gebaut, und bald hatten sich alle Tanzwilligen in einem Kreis versammelt. Während sich die jüngeren Hochzeitsgäste in einem schnellen Kreistanz drehten, klatschten die anderen im Rhythmus der fröhlichen Melodie.

    Neben Johannes fühlte sich der Abend leicht und fröhlich an. Ihre Hände lagen ineinander und Luzia gab sich ganz dem Gefühl des Schwebens hin. Sie fühlte sich leicht und frei wie ein Vogel. Wäre es nach ihr gegangen, hätte der Tanz nie geendet.
    Die Nacht war lau und trug den warmen Duft der Holzfeuer durch die Luft. In der Dunkelheit meinte Luzia, es sei Johannes, doch es war Matthias, der mit zwei weingefüllten Bechern herbeischlenderte.
    »Ida ist eine wunderbare Frau, und ich hoffe, ihr werdet glücklich miteinander«, sagte Luzia, als er ihr einen der Becher reichte.
    Er nickte und lachte sein warmes heiteres Lachen. »Ja, Ida ist eine wunderbare Frau, und ich werde ihr immer in Liebe begegnen.« Sein Blick wurde ernst. »Aber du, Luzia, bist die Frau, die mein Innerstes berührt hat. Ich werde dich mein Leben lang lieben.«
    Luzia schluckte schwer. »Dann ist es besser, wenn ich jetzt gehe«, flüsterte sie mehr zu sich selbst und rannte, ohne sich umzusehen, an all den Tanzenden vorbei.
    Sie nahm den Weg in Richtung Ufer. Unten am Wasser ließ sie sich verwirrt auf einen großen Stein fallen und blickte in die sternenklare Nacht.
    Johannes’ Räuspern und die Wärme seiner Hände auf ihren Schultern ließen sie aufschrecken.
    »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht ängstigen, aber ich sitze schon eine Weile hier am Wasser.«
    Die weit hinabhängenden Zweige der Trauerweiden schützten sie wie ein silbernes Dach vor fremden Blicken.
    »Ich brauchte ein wenig Luft zum Atmen.«

    »Möchtest du lieber allein sein?«
    Luzia schüttelte den Kopf. Im silbernen Licht des Mondes schimmerte ihre Haut feucht und warm. Ein zarter Schweißfilm bedeckte ihren Hals und sammelte sich glitzernd zwischen dem weichen Ansatz ihrer Brüste. In der schwülen Nacht des Erntemondes duftete ihr Haar nach wilden Sommerblumen und warmem Regen. Johannes suchte nach ihrer Hand und drückte sie leicht, ehe er einen Kuss darauf hauchte.
    Die Nacht war wunderschön. Der leichte Wind trug die fröhlichen Klänge von Fidel und Flöte bis an das leise

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