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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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Christus«, erklang seine frostige Stimme, die selbst einen Diamanten mühelos durchtrennt hätte.
    »In Ewigkeit Amen«, flüsterte Luzia und senkte ihren Blick.
    »Ich bin Heinrich Kramer und in päpstlichem Auftrag unterwegs. Ich brenne darauf, Euren Namen zu erfahren«, sagte er.
    Verängstigt wich Luzia einen Schritt zurück.
    »Darf ich vorstellen, das ist meine zukünftige Gemahlin, Jungfer Luzia Gassner, und ich bin Johannes von der Wehr, der Stadtmedicus«, kam ihr Johannes zuvor, der in Windeseile vom Wagen gestiegen war.
    »Was Ihr nicht sagt! Na, dann will ich Euch nicht aufhalten. Wir werden noch genügend Zeit miteinander verbringen. Ich lasse Euch den Vortritt«, entgegnete Kramer kühl und trat zur Seite.
    Erst als Luzias Wagen in der Stadt verschwunden war, reichte er dem Wächter eine Abschrift seiner päpstlichen Ernennung zum Inquisitor.
    »Heftet diese Urkunde gut sichtbar neben den Durchlass, und für die Gassnerin ist bis auf weiteres jede Passage verboten. Keinen Fuß setzt sie mehr vor die Stadt! Habt Ihr mich verstanden?«

19
    B ereits wenige Tage nachdem Heinrich Kramer sein Quartier im Pfarrhaus in der Herrenstraße bezogen hatte, erreichte ihn das sehnsüchtig erwartete Antwortschreiben der päpstlichen Kanzlei. Es war doch richtig und hilfreich gewesen, dass er sein Gesuch, die Hexenjagd voranzutreiben und offiziell zu erlauben, in Rom persönlich vorgetragen hatte.
    Die brave Grete Muntz hatte ihm die feierliche Verkündung aus Rom in seine Kammer gebracht und jetzt lag sie endlich in seinen Händen. Die Hexenbulle Summis desiderantes affectibus .
    Mit einem zufriedenen Lächeln las Kramer, dass Innozenz in allen Punkten seinen Vorschlägen gefolgt war. Die Unzucht mit dem Teufel, die Schädigung von Mensch, Tier und Umgebung durch Zaubersprüche und gotteslästerliche Handlungen wurden als Tatsachen anerkannt und unter Strafe gestellt. Weiterhin die Hexenkünste, mit welcher die lasterhaften Weiber ehrbare, gewissenhafte Männer mit teuflischer List zur fleischlichen Lust verführten. Endlich wurde auch nicht mehr infrage gestellt, dass es bereits Fälle von Hexerei gegeben
hatte, in denen die Unholdinnen den Männern das Glied und den Frauen die Gebärmutter verhext hatten.
    Kramer wog das Schriftstück in den Händen und hielt es ins Licht der Kerze. Mit diesem Dokument waren endlich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Ab heute konnte die Inquisition auch ohne Kläger das Verfahren gegen eine Hexe eröffnen. Fanden sich doch Kläger, so durften diese anonym bleiben. Jeder durfte Anschuldigungen erheben, auch Kinder und Schwachsinnige wurden gehört. Zur Wahrheitsfindung diente nach wie vor die hochnotpeinliche Befragung, die das wahre Gesicht der Hexe an den Tag bringen und ihr bereits nach kurzer Zeit ein reumütiges Geständnis entlocken würde. Weiter las Kramer, dass im Falle einer Verurteilung der verderbten Weiber zu einer Leibes- oder Lebensstrafe diese durch ein weltliches Gericht zu vollstrecken sei. Den Abschluss der Bulle bildete die Androhung der Exkommunikation für jeden, gleich, welcher adligen Abstammung, welchen Standes er sei, der der heiligen Inquisition im Wege stehe.
    Noch am selben Tag ließ Kramer alle Abschriften der Urkunde, welche die päpstliche Kanzlei ebenfalls mitgeliefert hatte, am Portal der beiden Kirchen, an der Rathaustür und an sämtlichen Stadttoren befestigen. Die Pergamente strahlten die ganze Macht und Würde des Papstes aus. Sie waren nicht mit dem roten Fischerring gesiegelt, der den heiligen Petrus in seinem Boot zeigte, wie es bei seiner Ernennungsurkunde zum Inquisitor der Fall gewesen war. Diese Siegel bestanden aus Blei. Auf der einen Seite waren Petrus und Paulus abgebildet, auf der anderen stand der Name des amtierenden Papstes.

    Bereits während der Amtsknecht im Beisein Kramers die Nägel einschlug, um die Pergamente zu befestigen, erntete der Inquisitor die volle Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Ehrerbietig bildeten die Menschen lange Schlangen vor den Türen und Toren. Jeder wollte das Siegel wenigstens berühren oder im Gedenken an den Papst die Lippen darauf pressen. Ein Erlass des Oberhirten bedeutete Nachricht von allerhöchster Stelle. Selbst der Kaiser erhielt seine Macht erst durch die Hände des Papstes. Sein Wille galt als unumstößlich, er war Gesetz!
     
    Während Luzia ihrem Onkel half, Extrakte aus Mönchspfeffer, Kuhschelle und falscher Einhornwurzel miteinander zu vermischen und unter stetem Rühren einer

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