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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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gar nichts mehr für Luzia tun.«
    Johannes setzte seinen Weg durch die Apotheke fort. Schritt für Schritt hämmerten seine Sohlen auf dem harten Holzboden und klangen wie ein Requiem.
    »Wir beide sind die Einzigen in der ganzen Stadt, die bereit sind, Luzia zu helfen. Alle anderen haben Angst vor Heinrich Kramer.« Johannes blieb stehen und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Ettenhofer ist der charakterloseste Feigling, den ich je gesehen habe. Und der alte Ammann ebenfalls. Ohne ihre Hilfe kann die Inquisition mit Luzia machen, was sie will, und Kramer ist davon besessen, dass sie eine Hexe ist. Das Unwetter und die darauffolgende Not lähmen die Menschen immer noch. Ihre Angst, ihr Zorn, ihr ganzer Hass schreit nach einem Schuldigen, und das macht er sich zunutze.«
    Basilius wusste von einem weiteren Unheil zu berichten. »Es kommt noch schlimmer. Erst gestern Abend habe ich von
Friko Hofmeister erfahren, dass einer seiner Handelszüge aus Augsburg die Nachricht brachte, die Stadt habe einige Pesttote zu beklagen. Die Augsburger denken bereits darüber nach, die Stadttore zu schließen.«
    Johannes fuhr herum. »Was sagst du da? Wenn das stimmt, wird es noch aussichtsloser, Luzias Leben zu retten. Nicht umsonst sprechen die Pfaffen, wenn es um die Pest geht, gern von der Geißel Gottes. Die Pest würde der Inquisition einen Grund liefern, ihre Anklage noch um einen Punkt zu erweitern. Aber vielleicht sollte diese ganze verdammte Stadt der Pest zum Opfer fallen.« Er machte ein paar große Schritte durch den Raum, bevor er abrupt stehen blieb. »Doch andererseits … Die Pest, sagst du?«
    Basilius konnte förmlich sehen, dass sich in Johannes’ Kopf eine Idee formte, aber er wagte nicht zu fragen, welche. »Du solltest dich nochmals an den jungen Weidacher wenden. Vielleicht können wir mit seiner Hilfe Luzia wenigstens einmal besuchen«, schlug er stattdessen vor und legte dem jungen Mann seine Hände auf die Schultern.
    »Das habe ich bereits getan!«, antwortete Johannes gereizt und entwand sich der Berührung des Freundes. Mit zornigen Schritten begann er wieder die Apotheke zu durchschreiten, um schließlich ans Fenster zu treten. »Er wurde nach dem Gottesurteil nicht mehr zur Wache im Grünen Turm eingeteilt.« Johannes schüttelte unwillig den Kopf.
    »Hast du gehört, mittlerweile wurden zwei weitere Frauen der Hexerei überführt«, unterbrach Basilius die Gedanken des jungen Arztes und drückte ihm einen Becher Wein in die Hand. »Trink!«
    Alle Farbe war aus Johannes’ Gesicht gewichen. »Ich habe
das bisher für ein böses Gerücht gehalten, um die Menschen gefügiger zu machen.«
    »Setz dich zu mir!«, forderte ihn Basilius mit strenger Stimme auf. Der alte Mann saß bereits vor dem großen Kamin und rieb sich nachdenklich den Bart.
    Johannes war viel zu aufgebracht, um sich zu setzen. »Kennst du die Frauen?«
    »Nein, aber es wird nicht lange dauern, bis die Klatschweiber zu ihrem Aufklärungszug durch die Stadt streifen!«, spie Basilius erbost aus.
    »Ob Luzia wenigstens das Brot bekommt, das ich fast täglich zur Gefängnispforte bringe?«, überlegte Johannes laut.
    »Darauf müssen wir hoffen. Und die Briefe an Pater Wendelin und Abt von Nordstetten sind ebenfalls unterwegs. Allerdings erhoffe ich mir von beiden nicht mehr als geistigen Beistand. Was sollen sie auch anderes tun? Die Inquisition ist unfehlbar.«
    »Dann müssen wir zu anderen Mitteln greifen«, sagte Johannes finster und sah Basilius an. »Wärst du bereit, auch zu äußersten Mitteln zu greifen, um Luzia zu retten?«
    »Ich würde mein Leben für sie geben«, antwortete er ohne Zögern.
     
    »Habt ihr schon gehört, Brigitta Lanzner und die Egolf Franziska sollen ein Geständnis abgelegt haben«, flüsterte die zierliche Christina Bühler in die Runde der Frauen. Das Kleid der Kürschnersfrau zierte ein weicher, dunkler Marderpelzbesatz. Ihr Mann gehörte zum Stadtrat, und deshalb wusste sie wichtige Neuigkeiten immer vor den anderen.
    Die Ravensburgerinnen hatten bereits alle ihre Einkäufe
erledigt und trafen sich jetzt zu einem Schwätzchen neben dem Rathausbrunnen auf dem immer noch belebten Marktplatz.
    »Glaubt ihr, das ist mehr als ein Gerücht?«, fragte Ottilia Zengerle und rückte ihre helle Haube zurecht.
    »Mir kam zu Ohren, dass die beiden bereits zu Michaeli den Tod finden sollen«, wollte die Bühlerin wissen und zog bei dem Gedanken ihr helles Schultertuch enger um den Leib.
    Marianne Rössler presste

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