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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Leben verändert hatte? Man kann die Vergangenheit nicht zurückholen, dachte sie, während sie sich fragte, wie Ulrika wohl einmal auf ihre Kindheit zurückblicken würde, dieses ständige, rastlose Umherschweifen, das sie war.
    Sie erinnerte sich wieder an die Nacht, in der Ulrika zur Welt gekommen war. Eine kalte, regnerische Märznacht war es gewesen. Persischer Sitte gemäß hatte ein Priester des Zoroaster bei der Geburt Beistand geleistet, das Kind mit eigenen Händen entbunden. Selene hatte bei der Geburt ein seltsames Erlebnis gehabt.
    Als die Wehen ihren Höhepunkt erreicht hatten, sie glaubte, ihr Leib müsse jeden Augenblick bersten, hatte sie wieder Visionen gehabt. Plötzlich lag sie nicht mehr in einem seidenen Bett in einem persischen Palast, sondern auf einer Strohmatte in einem einfachen Haus. Die Wände aus Lehmziegeln bebten unter der Wucht eines heulenden Sturms; sie spürte die sanfte Berührung Meras; sie sah schattenhaft das edle Gesicht des Mannes, der sich voll Liebe und Besorgnis über sie beugte. Es war, als erlebte Selene ihre eigene Geburt mit, wäre ihre eigene Mutter.
    Wie war das möglich? Oft und oft hatte sich Selene darüber den Kopf zerbrochen. Waren es Hirngespinste gewesen, ausgelöst durch den dramatischen Augenblick der Geburt ihres Kindes? Oder gab es wirklich eine geistige Verbindung, die jenseits dieser irdischen Ebene existierte; eine Erinnerung, die tief im Unbewußten lagerte und in solchen Augenblicken ins Bewußtsein getragen wurde? Hatte Selenes Mutter, während sie selbst geboren hatte, die Wehen ihrer eigenen Mutter durchgemacht? Und wenn ja, in welchem Haus, in welcher Stadt, in welchem Jahr?
    Oft sah Selene Ulrika an und glaubte, in diesem noch ungeformten Gesicht den Schatten Meras zu sehen, obwohl sie wußte, daß das unmöglich war, daß nicht ein Tropfen vom Blut dieser guten Frau in Ulrikas Adern floß. Sondern das Blut einer anderen Großmutter. Nur, wer war sie? Eine Römerin? Eine Ägypterin? Was für einen Namen trug sie?
    Ein Geräusch riß Selene aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf und lauschte. Es war das Weinen einer Frau. Unten. Es mußte Elisabeth sein.
    Sie warf einen Blick auf Ulrika und dann auf Rani. Beide schliefen tief. Lautlos stand Selene auf und huschte die Treppe hinunter.
    Elisabeth saß in der Mitte des Zimmers und weinte, als wolle ihr das Herz brechen. Durch den Verband an ihrem Arm sickerte frisches Blut. Selene nahm ihren Medizinkasten, der auf dem Tisch stand, und setzte sich zu Elisabeth auf den Teppich.
    »Du hast dir weh getan«, sagte sie sanft. »Komm, ich mache dir einen frischen Verband.«
    Elisabeth hörte nicht auf zu weinen. Die Hände vor ihr Gesicht geschlagen, schluchzte sie so bitterlich, daß Selene am liebsten mit ihr geweint hätte.
    »Komm«, sagte sie wieder. »Laß dir helfen.« Behutsam zog sie dem Mädchen die Hände vom Gesicht.
    »Ich will ihn nicht verlieren«, schluchzte Elisabeth. »Ich liebe ihn.«
    Selene nahm den Verband ab, untersuchte die Wunde und griff nach einem Fläschchen in ihrem Medizinkasten. Es enthielt ein schmerzlinderndes Mittel für Schnittwunden, das Selene aus Birkenrinde gewonnen hatte. Nachdem sie direkt auf die Wunde etwas grünen Brotschimmel gestreut hatte, um einer Entzündung vorzubeugen, legte sie einen frischen Verband an und hörte dabei Elisabeth zu, die ihr immer noch weinend ihr Herz ausschüttete.
    »Sie werden ihn fortschicken«, sagte sie. »Er hat die Befehle mißachtet. Die römischen Soldaten dürfen sich nicht einmischen, wenn die Einheimischen nach eigener Sitte handeln.«
    »Aber die Leute haben doch Schreckliches getan, Elisabeth.«
    »Nach unserem Gesetz ist es erlaubt. Und wenn die Leute eines Landes nach eigenem Gesetz handeln, dürfen die Römer nicht eingreifen. Ich werde ihn nie wiedersehen. Sie werden ihn bestrafen und an irgendeinen fernen Posten versetzen, wohin keiner will. Nach Germanien zum Beispiel.« Wieder schlug Elisabeth die Hände vor ihr Gesicht.
    Selene berührte sachte den Arm des Mädchens. »Elisabeth«, sagte sie leise. »Die Liebe ist das Wunderbarste auf der Welt. Sie ist die stärkste Macht, die es gibt, und sie kann Wunder wirken. Aus der Liebe kommt das Leben, Elisabeth. Die Liebe heilt Wunden, spendet Mut und Hilfe in der Not. Wenn du Cornelius stark genug liebst, wirst du ihn nie verlieren. Aber du mußt ihn lieben, Elisabeth. Liebe ihn wirklich, von ganzem Herzen und ganzer Seele. Es gibt nichts Schöneres auf der Welt, nichts

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