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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hingen Männer und machten Reparaturen. Ladung wurde aufgenommen und gelöscht. Gigantische Segel waren zum Flicken ausgebreitet; Tiere hockten verschüchtert in Käfigen; verärgerte Passagiere stritten sich mit den Zahlmeistern der Schiffe. Selene hielt jeden an, der ihr in den Weg kam und fragte nach einem Schiff nach Britannien. Das ganz am Ende würde demnächst auslaufen, sagte ihr der eine; sie hätte das Schiff, das sie suche, gerade verpaßt, sagte der andere. In den nächsten Wochen liefe keines mehr aus. Sie erhielt nichts als falsche Auskünfte und Hinweise, die sie in die Irre führten.
    Am Ende stand sie entmutigt und aller Hoffnung bar im Gewühl. Andreas war schon fort. Sie hatte ihn verfehlt.
     
    Als sie den Tempelvorhof durchquerte, eilte ihr eine junge Frau entgegen, die sich um Aufnahme in den Tempel beworben hatte.
    »Mutter Mercia möchte dich sofort sprechen, Schwester Peregrina«, sagte sie. »Sie hat schon in der ganzen Stadt nach dir suchen lassen.«
    Es war Mitternacht vorbei. Selene war müde und niedergeschlagen. Sie hätte sich gern in ihr. Zimmer zurückgezogen. Aber sie wußte, daß sie sich bei Mutter Mercia dafür entschuldigen mußte, daß sie Hals über Kopf und ohne einen Grund anzugeben, davongestürzt war.
    Sie folgte der jungen Frau mit gesenktem Kopf. Was soll ich jetzt tun? dachte sie. Um Minuten vielleicht hatte sie das Wiedersehen mit Andreas verfehlt. Aber jetzt wußte sie wenigstens, daß er am Leben war und daß er immer noch zur See fuhr.
    Was soll ich tun? dachte sie wieder. Das nächste Schiff nach Britannien nehmen?
    Die junge Frau hielt Selene die Tür auf und zog sich dann zurück, um die Leiterin des Krankenhauses mit Mutter Mercia und ihrem Gast allein zu lassen.
    Selene trat ins Zimmer und blieb abrupt stehen.
    »Ah«, sagte Mutter Mercia und stand von ihrem Stuhl auf. »Hier ist Schwester Peregrina.«
    Und Andreas drehte sich um.

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    »Ich wollte dich zurückhalten, Peregrina«, sagte Mutter Mercia zu Selene. »Ich wußte, einem Boten von mir würde es schneller gelingen, Andreas zu finden. Und da siehst du es.« Sie lächelte.
    »Andreas!« sagte Selene.
    Er starrte sie ungläubig an. Dann sagte er: »Selene!« und plötzlich war sie nicht mehr eine Frau von dreiunddreißig Jahren in Alexandria, sondern sie war wieder in Antiochien, sechzehn Jahre alt und trug ihr erstes langes Gewand. Sie stand mit Andreas auf dem Dach von Meras Haus, und über ihnen blitzten die Sterne. Er trat nahe zu ihr und umschloß ihr Gesicht mit seinen Händen. Seine Augen sahen sie brennend an, als er leise und leidenschaftlich sagte: »Du heilst andere, Selene. Du kannst auch dich selbst heilen.«
    Ach, Andreas! hätte Selene am liebsten geweint. Die Jahre und die endlosen Wege, die ich seit jenem Tag hinter mich gebracht habe. Die Dinge, die ich gesehen und gelernt habe. Die Namen, die man mir gegeben hat: Fortuna, Umma, Peregrina. Aber ich bin immer noch Selene, das Mädchen von damals.
    Sie wollte zu ihm laufen, sie wünschte, er würde die Arme ausbreiten und sie an sich drücken, die endlos langen Jahre der Trennung überspringen und ihr sagen, daß sie nicht zählten, daß sie ohne Bedeutung waren. Aber er stand reglos auf der anderen Seite des Raumes und starrte sie an.
    »Ich war in einer Taverne am Hafen«, sagte er schließlich, und der Ton seiner Stimme war so ungläubig wie der Blick seiner Augen. »Ich saß mit dem Kapitän meines Schiffes zusammen, als der Bote vom Isistempel kam. Ich konnte mir nicht vorstellen, was so dringend sein könnte, daß man mich hierher rufen mußte – aber da der Ruf von Mutter Mercia kam, konnte ich nicht nein sagen. Und als ich hier ankam, berichtete sie mir von Schwester Peregrina, die glaubte, mich zu kennen.«
    Er hielt inne. Und wieder sah er sie an, als könne er seinen Augen nicht trauen. »Selene … So viele Jahre sind vergangen.«
    Andreas mit seinen siebenundvierzig Jahren schien Selene schöner, als sie ihn in Erinnerung hatte. Der Blick seiner Augen war weicher geworden, der Mund hatte den strengen Zug verloren. »Ich habe immer an dich gedacht«, sagte sie.
    »Und ich an dich.«
    Sie schwiegen beide. Mutter Mercia, die zunächst verwirrt gewesen war, dann begriffen hatte, staunte wieder einmal über das geheimnisvolle Walten der Göttin.
    »Ich lasse euch beide allein«, sagte sie.
    »Als ich dich neulich im Krankensaal sah«, bemerkte Andreas, nachdem Mutter Mercia gegangen war, »glaubte ich dich zu erkennen. Aber dann

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