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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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legte nochmals einen Finger darauf. Doch nichts im Blick des Sklaven zeigte Verstehen.
    »Such die Luftröhre«, befahl Kazlah. »Jetzt ertaste den Puls. Da, genau dazwischen. Die Stelle ist klein. Sei jetzt sehr vorsichtig.«
    Selene neigte sich so dicht sie konnte über den Barbaren. Ihr Gesicht war dem seinen sehr nahe, ihr Schleier fiel ihm über die Schulter und schirmte seinen Hals von den Blicken der anderen ab. Während der Assistent den blonden Kopf festhielt, tastete Selene mit den Fingern der linken Hand Wulfs Hals ab und hob in der Rechten den Pfeil. Sie starrte auf die schmutzige helle Haut und wußte nicht, was sie tun sollte.
    Doch sie hatte keine Wahl. Als versuche sie, die richtige Position zu finden, neigte sie den Oberkörper leicht zur Seite, so daß Kazlah vollends die Sicht versperrt war, dann ritzte sie vorsichtig die bleiche Haut mit der Pfeilspitze. Der Germane zuckte zusammen. Als ein Tropfen Blut aus der Wunde quoll, trat Selene zur Seite.
    Kazlah warf einen Blick auf die Wunde und sagte: »Gut. Jetzt die andere Seite. Beide Nerven müssen durchtrennt werden.«
    Der Assistent drehte den Kopf des Germanen auf die andere Seite, Selene beugte sich über ihn, ritzte die Haut und richtete sich wieder auf.
    Kazlahs Augen verrieten flüchtige Überraschung, grollende Bewunderung für ihr Können, dann packte Selene den Verband und wand ihn dem Barbaren hastig um den Hals. Jetzt konnte sie nur noch beten, daß er ihre Warnung verstanden hatte und sie nicht beide verraten würde, indem er plötzlich zu sprechen anfing.
    »Ich habe getan, was du von mir verlangt hast«, sagte sie zu Kazlah gewandt, während Wulf aus dem Raum geführt wurde. »Darf ich mich jetzt zurückziehen? Wir werden uns beide den Zorn der Königin zuziehen, sollte sie erwachen und sehen, daß ich nicht da bin.«
    Kazlah lächelte. »Und wir wissen beide, daß das nicht geschehen wird, nicht wahr? Nur noch eine Lektion, Fortuna, dann kannst du gehen.« Er winkte den Wachen. »Du hast diesen einen Eingriff fehlerlos durchgeführt, aber ich denke, du bist dir der Gefahren, die mit der Operation verbunden sind, noch gar nicht recht bewußt. Ich werde dir daher vorführen, was geschehen kann, wenn fehlerhaft operiert wird.«
    Selene war in Panik. Ihre Gedanken rasten. Wie spät war es? War noch Zeit, in den Harem zu gelangen und mit Darius Platz zu tauschen? Woher wußte Kazlah von dem Schlaftrank im Wein der Königin?
    Mutter Isis, betete sie in Verzweiflung. Erspare mir dieses Grauen.
    Doch als das nächste Opfer hereingebracht wurde, erstarben alle Gebete in Selenes Herzen. Sie wußte nur eines, nichts würde ihr in dieser Nacht erspart bleiben. Es gab kein Entkommen, keine Rettung aus dem Grauen.
    Der Mann war Darius.
    »Jetzt sieh mir genau zu, Fortuna«, sagte Kazlah, während Darius angeschnallt wurde. »Denn dies wird eine besonders lehrreiche Lektion für dich werden.«
    Der Eunuch starrte Selene an. Er wehrte sich nicht, als der assistierende Arzt beide Hände fest um seinen Kopf legte.
    »Guter Wein wäre an diesen Burschen nur verschwendet«, erklärte Kazlah, trat dicht an den Sessel heran und nahm den silbernen Pfeil zur Hand.
    Wie gelähmt sah Selene zu, wie der Leibarzt mit langen Fingern Darius’ Hals betastete und, als er die richtige Stelle gefunden hatte, die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger straffte.
    »Siehst du, Fortuna«, sagte er leise, »der Sprachnerv liegt hier, gefährlich nahe bei den großen Blutgefäßen. Jahrelange Erfahrung gestattet mir, diese Aufgabe tausendmal durchzuführen, ohne einen tödlichen Fehler zu machen. Aber da das Verfahren für dich ganz neu ist, mußt du darauf hingewiesen werden, was geschehen kann, wenn man einen Fehler macht. Und das werde ich dir jetzt vorführen.«
    »Nein!« schrie Selene laut, doch als sie nach dem Pfeil greifen wollte, stürzte einer der Wächter von der Tür herbei und packte sie.
    »Ich sagte doch, Fortuna, das wird eine lehrreiche Lektion für dich«, bemerkte Kazlah nur.
    »Nein!« schrie sie wieder und versuchte, sich von dem Wächter loszureißen. »Tu es nicht. Ich flehe dich an. Ich tue alles, was du willst, Kazlah. Alles. Nur tu es bitte nicht.«
    Doch der Pfeil bohrte sich schon in den Hals.
    Kazlah trat zurück. »Es gibt Leute, Fortuna, die behaupten, daß die Arterien Luft befördern. Aber wie du siehst, beförderte diese Arterie, die vom Herzen zum Gehirn führt, Blut.«
    »Bitte …« wimmerte sie.
    Als Kazlah sah, wie sie in den Armen

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