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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Wissen, das die Welt mich gelehrt hat, und mit ihm gemeinsam werde ich es dorthin tragen, wo es gebraucht wird.
    Aus dieser Erkenntnis heraus wußte Selene, daß der Aufenthalt in Persien nur ein weiterer Schritt auf ihrem Weg zur Vollendung war; ein Schritt, den sie gehen mußte, ehe die Götter sie bereit fanden und ihr die Heimkehr gestatteten.
    »Wie geht es dir heute morgen?« fragte Wulf.
    »Es wird jeden Tag besser. Und wie war es bei dir? Hast du Glück gehabt?«
    Wulf zögerte. Wie sollte er die Frage beantworten? Er hoffte, den Heimweg nach Westen antreten zu können, ehe der Schnee kam; aber wenn er das tun wollte, mußte er unverzüglich aufbrechen und durfte nicht länger hier verweilen. Er würde Selene verlassen müssen. An diesem Morgen hatte er einen Führer gefunden, einen Mann mit drei Eseln, der bereit war, sie nach Persepolis zu bringen. Aber dann …
    »Du hast jemanden gefunden?« drängte Selene.
    Er machte sich Sorgen um sie. Auch wenn sie ihm immer wieder versicherte, daß es ihr täglich besser ging, war er nicht überzeugt, daß sie imstande war, eine solche Reise zu unternehmen.
    »Ja«, antwortete er schließlich. »Er kennt die Straße gut und kann uns in zehn Tagen nach Persepolis bringen.«
    »Dann müssen wir sofort aufbrechen.«
    Eilig hinkte sie durch das Zimmer und griff nach den Bündeln, die Wulf mitgebracht hatte, Proviant für die Zweihundert-Meilen-Reise in die Berge des Zagros: Eier, Äpfel, Reis, flaches, ungesäuertes Brot und gesalzenen Fisch. Sie würden bei Nacht reisen, denn »keiner durchquert dieses Land im Sommer bei Tag, höchstens Verrückte und Griechen«, hatte der Führer unter Anspielung auf den großen Alexander gesagt, der dreihundert Jahre zuvor genau das getan und ganz Persien erobert hatte.
    Während Wulf Selene beobachtete, wie sie seine Einkäufe in Augenschein nahm, überfiel ihn Traurigkeit. Er erinnerte sich ihrer von Angst und Verzweiflung begleiteten Reise flußabwärts, als er das kleine Floß auf der Strömung gelenkt und kaum einen Blick von der fiebernden Selene gewendet hatte.
    Wulf hatte in jenen Tagen kaum geschlafen. Stundenlang hatte er sie nachts in den Armen gehalten und ihren Namen gerufen und hatte doch das Fieber nicht brechen können, das sie ihm rauben wollte. Es hatte Momente gegeben, wo er Odin verflucht hatte und beinahe sein hölzernes Kreuz in den Fluß geschleudert hätte; dann wieder hatte er so verzweifelt gebetet, daß ihm die Knie geblutet hatten.
    Und gerade, als seine Verzweiflung am höchsten war, als Selenes Leben nur noch an einem Fädchen zu hängen schien, hatte er das Gebiet erreicht, wo Euphrat und Tigris sich ins Meer ergossen. Hier im Marschland des Flußdeltas war er auf die Menschen gestoßen, die seit Urzeiten hier lebten und nur die Sumpfbewohner genannt wurden.
    Selene unterbrach plötzlich ihre Inspektion der Reisevorräte und richtete sich auf.
    »Wie hast du das alles bezahlt?« fragte sie Wulf erstaunt und hielt dabei das neue Leinen für Verbandzeug, die Päckchen mit Holunderborke und getrockneten Basilikumblättern hoch. »Das hast du doch nicht alles für den Feuerstein bekommen.«
    Er wandte sich ab und ging auf den Balkon hinaus.
    Die Sumpfbewohner hatten Selene gesundgepflegt. In ihren sonderbaren tunnelförmigen Hütten hatten die Frauen Selene mit ihren alten Heilmitteln versorgt, während Wulf mit den Männern im Kanu hinausgefahren war und im Schilf mit Fallen auf Enten und Reiher Jagd gemacht hatte. Bis er eines Tages in die Hütte zurückgekehrt war und eine strahlende Selene vorgefunden hatte, die aufsaß und mit gutem Appetit eine Schale Reis aß.
    »Wie konntest du alle diese Dinge kaufen, Wulf?« fragte Selene wieder.
    Die dunklen Dächer der Hafenstadt schimmerten in der Sommerhitze. Bei Sonnenuntergang, hatte der Führer gesagt, würden sie aufbrechen. Und in zehn Tagen würden sie Persepolis erreichen.
    Zehn Tage …
    Beinahe gewaltsam umklammerte Wulf das Balkongeländer. Er mußte diese Erinnerungen jetzt hinter sich lassen. Nur die Zukunft war wichtig. Die Zukunft war das einzige, was zählte. Die Rückkehr nach Hause. Zu Freda, zu Einar; zu seinem Volk, das einen Führer brauchte, es zu neuem Kampf gegen die Römer zu vereinen.
    Zurück an den Rhein, wo er Gaius Vatinius finden und Rache üben würde, wie er sich geschworen hatte.
    »Wulf?« fragte Selene wieder. »Wie hast du für alle diese Dinge bezahlt?«
    Nur einmal möchte ich sie noch in den Armen halten, ehe wir für

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