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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Hochspannung. Alden legte sich aufs Bett und schloss die Augen. Um seine Lippen spielte der Anflug eines Lächelns.
    Was heute alles passiert war, ging kaum in meinen Kopf. Wir hatten ein Treffen mit einem Abgesandten des RF gehabt, Charlotte erlöst und Smith besiegt. Und das alles innerhalb weniger Stunden. Zusammen mit Georgias Erlösung vom Vorabend hatten wir damit über hundert Punkte auf dem Konto. Dafür brauchte man normalerweise fünf Tage, aber wir hatten es in vierundzwanzig Stunden geschafft. Vielleicht war ich ja doch kein hoffnungsloser Fall.
    Alden strich mir mit dem Handrücken über den Arm. Sofort fing meine Haut an zu prickeln und mein Herz legte einen Zahn zu. »Maddi hat mir zusammen mit den Kleidern etwas gebracht, Lilian. Etwas, das dir gehört. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.« Er zog einen Satinbeutel aus der Hosentasche und gab ihn mir.
    Etwas, das mir gehörte? Ich betastete das seidige lilafarbene Säckchen. Es war zugebunden. »Was ist das?«
    Alden rollte sich auf die Seite und sah mich an. »Mach es auf und sieh es dir an.«
    Ich löste den Knoten im Zugband und ließ den Inhaltdes Beutels in meine Handfläche gleiten. Es war der Anhänger, den Rose in den Erinnerungen getragen hatte. In das ovale Medaillon aus einem schwarzen Material war eine filigrane Rose geschnitzt. Anders als in den Erinnerungen hing das Schmuckstück nicht an einem Samtband, sondern an einer goldenen Kette.
    Mit dem Medaillon in der Hand fühlte ich mich auf eine rätselhafte Weise mit Rose verbunden.
    Alden lächelte. Die Reaktion meiner Seele gefiel ihm anscheinend. »Den Anhänger habe ich Rose 1899 geschenkt, gleich nachdem sie erschienen ist. Er ist aus Whitby Jet. In den Zeiten von Königin Victoria war das ein sehr beliebter Schmuckstein. Rose mochte das Medaillon sehr gerne.«
    »Mir gefällt es auch. Danke. Es ist wunderschön.«
    »So wie du, Lilian. Du warst heute einfach sagenhaft.«
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Fast hätte ich alles verloren. Alden und mein eigenes Leben.
    »Komm.« Er nahm mir die Kette aus den zittrigen Fingern und legte sie um meinen Hals. Er duftete nach Seife, und sein Haar war noch nass vom Duschen. »Gratuliere zu deinem erfolgreichen Kampf gegen Smith.«
    »Ist er jetzt wirklich weg?«, fragte ich.
    »Na ja. Im Augenblick schon.«
    »Und was heißt das?« Mir wurde ganz flau. Ich hatte geglaubt, es sei vorbei.
    »Er ist gegangen, weil er es wollte – ist sozusagen lieber abgehauen als weiterzukämpfen. So schwach, dass ich ihn hätte hinauswerfen können, war er noch nicht. Aber ich war ehrlich gesagt auch nicht wirklich fit.«
    »Dann treibt er sich immer noch irgendwo dort draußen herum und wünscht mir den Tod an den Hals?«
    Alden legte die Hand auf meine. »Du warst einsame Spitze. Du hast ihn fertiggemacht. Sich so lange in dir zuhalten, hat ihn sehr viel Kraft gekostet. Es wird einige Zeit dauern, bis wir wieder von ihm hören. Im Augenblick bist du sicher, Lilian. Und das hast du dir selbst zu verdanken. Diese Runde geht an dich.«
    Aus irgendeinem Grund konnte ich mich über diesen Teilsieg nicht so richtig freuen. Möglicherweise hatte das etwas mit den vielen unbeantworteten Fragen zu tun. Vielleicht konnte Alden mir ja ein paar Antworten geben, solange wir noch hier warten mussten.
    »Warum hat Spook vor Izzys Tür plötzlich nicht mehr gebellt?«
    Alden stopfte sich ein Kissen in den Rücken. »Weil Smith nicht mehr da war. Er hatte seine Energie in Izzys Körper übertragen.«
    »Er war so voller Hass, Alden. Das habe ich gespürt. Und er litt Höllenqualen.«
    Alden schloss die Augen. »Sein Rachefeldzug dauert nun schon über ein Jahrhundert. Hass lebt vor allem von Erinnerungen, und Hass hat ein gutes Gedächtnis. Seine Qualen fügt Smith sich selbst zu.«
    Der Kampf mit Smith war unglaublich anstrengend gewesen und viel schlimmer als die Begegnung mit dem ersten Aggrot. Smith kannte kein Erbarmen. Ohne Alden hätte ich aufgegeben. Er hatte mich immer wieder gedrängt, mich zu wehren und durchzuhalten. Er hatte mir gesagt, dass er mich liebte und mich gebeten, bei ihm zu bleiben. So als wäre das alles viel mehr für ihn als nur ein Job. Vielleicht hatte ein so übermächtiger Hass wie der von Smith tatsächlich ein gutes Gedächtnis, aber das Gedächtnis der Liebe war noch viel besser. Alden starrte mich an.
    »Was ist los, Lilian? Deine Seele führt sich auf wie wild.«
    Ich spielte mit dem schwarzen Rosenanhänger.

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