Seelenflüstern (German Edition)
als würde meine neue Entschlossenheit Smith schwächen. Auch das Gefühl, innerlich zu verbrennen, war nicht mehr so übermächtig. »Du hast keine Kontrolle über mich. Die hattest du nie. Im Augenblick sind wir nur zwei Seelen in einer Hülle. Und wenn du meinen Körper nicht zerstören kannst, bist du machtlos. Weg mit dir! Weiche!«
Smiths Lachen klang diesmal bemüht. Seine Stimme in meinem Kopf wurde leiser. Netter Versuch. Aber wirklich beeindruckt bin ich nicht.
»Und ich nicht von dir. Lange kannst du nicht mehr in mir bleiben. Das kostet dich zu viel Kraft. Das Böse kann nicht siegen, wenn es nicht willkommen ist. Und ich verweigere dir jede Macht über mich. Du sagst, mein Wächter sei schwach. Kann schon sein, dass sein Körper verletzt ist. Aber seine Seele ist stärker, als deine es je sein wird. Meine übrigens auch, falls du das noch nicht gemerkt hast. Liebe ist größer als Hass. Gib deinen Rachefeldzug auf und geh deinen Weg zu Ende, Smith. Lass die Vergangenheit ruhen. Es ist vorbei.«
Wie langsam stärker werdender elektrischer Strom floss die Energie in mich zurück. Die Bewegungen meiner Arme und Beine konnte ich bereits wieder steuern. Smith hatte mich nicht mehr im Griff. Seine Kräfte erlahmten.
»Du wirst niemals erreichen, was du willst. Meine Seele kehrt immer wieder zurück, weil du es nicht schaffst, mich aus meinem Körper zu drängen. All dein Hass und deine Rachsucht führen zu nichts.«
Ein Schmerz, als würde mein Herz zerreißen, schnitt mir in die Brust. Es war Smiths Schmerz.
Ich habe dich geliebt … dir vertraut. Und du hast mich verraten. Einen Augenblick lang schwieg er, und ich spürte, wie seine versengende Wut wieder stärker wurde. Ich werde dich in jedem deiner Leben töten, damit du nie wieder lieben kannst. Ich töte dich immer und immer wieder, bis du eines Tages nicht mehr zurückkommst.
»Und dann?«
Er gab mir keine Antwort.
»Was tust du dann? Hast du nicht längst genug? Ich gebe nicht auf. Ich komme immer wieder. Meinen Körper kannst du vielleicht vernichten. Aber dass du meine Seele vertreibst, lasse ich nicht zu. Der Grund, warum ich immer wiederkomme, ist um so vieles stärker als dein Grund, mich zu töten. Hör endlich damit auf. Zieh einen Schlussstrich.«
Niemals.
Seine Stimme war nicht mehr so laut und so scharf. Er verlor seine Kampfkraft. Ich musste sofort etwas tun, denn im Moment hatte ich die Oberhand. Wenn Alden durch den Blutverlust so schwach wurde, dass er Smiths Seele nicht mehr aus mir hinauswerfen konnte, oder wenn er starb, war es mit mir vorbei. Smith würde meine Seele aus meinem Körper drängen, und ich würde Alden weder in diesem noch in irgendeinem anderen Leben je wiedersehen.
»Jetzt, Alden«, flüsterte ich. »Wirf ihn raus.«
Der Schmerz war überwältigend. Aber zum Schreien fehlte mir die Kraft. Meine Innereien schienen gegeneinander zu kämpfen. Smith redete nun nicht mehr mit mir. Er überschüttete Alden mit widerlichen Schimpfworten und Drohungen. Hin und wieder schrie Smith auf, als hätte er einen Schlag oder Hieb abbekommen. Ich konzentrierte mich ganz darauf, meine Seele in meinem Körperzu behalten. Wenn Smith mich hinausdrängte, würde ich sterben und konnte nie zurückkommen.
»Ich lasse mich nicht rausschmeißen. Dafür habe ich zu viel zu verlieren«, sagte ich fest.
Das Brennen in mir wurde wieder schlimmer, und Smith stieß eine Reihe von unirdischen Heultönen aus. Als ich schon glaubte, meine Seele nicht mehr länger festhalten zu können, hörte der Schmerz plötzlich auf. Smith fluchte nicht mehr. Ich konnte meinen eigenen Atem hören. Meinen Herzschlag.
Als ich die Augen öffnete, sah ich um mich roten Asphalt. Blut.
Ein schweres Gewicht drückte mich nieder, als wäre ich lebendig begraben. Alden lag auf mir, ich konnte mich nicht bewegen.
»Du hast dich gut geschlagen, meine Geliebte.« Smiths Stimme kam von irgendwo hinter mir. Er war draußen! Ich drehte meinen Kopf dorthin, wo ich ihn gehört hatte, aber er war nicht mehr an derselben Stelle. Er lachte. Seine abgehackte Stimme schien über den Asphalt zu hüpfen. »Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, fährst du mit mir zur Hölle.«
»Träum weiter, Smith! Das wird nie passieren!«, schrie ich. Sein Gelächter verhallte.
Einen Moment lang blieb ich erschöpft liegen, dann war mein Kopf mit einem Schlag völlig klar. Die Blutlache stammte von Alden. Und sie war riesig. O Gott. Ich hatte ihn umgebracht.
Mit letzter Kraft
Weitere Kostenlose Bücher