Seelengesaenge
lässig herbei. Sein Grinsen war eisig.
»Hinaus!« schrie Louise ihn an. Die schreckliche erste Hitze der Verlegenheit wich kaltem Zorn. »Hinaus mit dir, du widerlicher fetter Stoffel!«
»Was du brauchst, ist ein richtiger Freund«, grinste Roberto, während er sich an ihrem Anblick weidete. »Jemand, der es dir besorgt. Das ist doch viel besser, findest du nicht?«
Louise wich einen Schritt zurück. Ihre Beine zitterten vor Abscheu. »Bitte geh jetzt!« knurrte sie.
»Oder was?« Er vollführte eine Handbewegung, die das Zimmer und die Stapel von Einkäufen mit einschloß, die die Mägde abgeladen hatten. »Willst du verreisen? Was hast du den ganzen Tag getrieben?«
»Wie ich meine Zeit verbringe, geht dich überhaupt nichts an. Geh jetzt, bevor ich den Mägden läute.«
Roberto machte einen weiteren Schritt auf sie zu. »Keine Sorge, Louise, ich werde meiner Mutter nichts erzählen. Ich verrate meine Freunde nicht. Und wir werden doch Freunde sein, oder nicht? Richtig gute Freunde sogar.«
Sie wich einen Schritt zurück und blickte sich gehetzt um. Die Glockenschnur für die Mägde hing neben dem Kopfteil des Bettes, ganz in seiner Nähe. Sie würde es niemals schaffen. »Laß mich in Frieden.«
»Ich denke nicht.« Er fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. »Sieh mal, wenn du mich jetzt hinausschickst, dann könnte ich der Polizei von diesem sogenannten Landarbeiter erzählen, der bei euch ist.«
»Was?« brüllte sie erschrocken.
»Ja. Ich dachte mir schon, daß das dein Benehmen ändern könnte. Sie lassen mich in der Schule Geschichte lernen, weißt du? Ich mag Geschichte nicht, aber ich weiß, wer Fletcher Christian war. Dein Freund benutzt einen falschen Namen. Warum sollte er das tun, Louise? Gab es vielleicht daheim auf Kesteveen Schwierigkeiten? Ist er möglicherweise sogar ein Rebell?«
»Fletcher steckt nicht in Schwierigkeiten!«
»Tatsächlich? Warum rufst du dann nicht gleich selbst die Polizei?«
»Nein!«
Roberto leckte sich über die Lippen. »Das ist schon besser so, Louise. Ich schätze, wir werden wunderbar miteinander auskommen, meinst du nicht?«
Sie preßte die Bluse an sich. Ihre Gedanken überschlugen sich.
»Meinst du nicht?« wiederholte er.
Louise nickte verkrampft.
»Na also.« Er zog sein Hemd aus.
Tränen brannten in Louises Augen. Ganz egal, was geschieht, dachte sie, ich werde es nicht zulassen. Lieber sterbe ich.
Roberto öffnete seine Gürtelschnalle und begann die Hose auszuziehen. Louise wartete, bis sie über seinen Knien hing, dann stürzte sie los Richtung Bett.
»Scheiße!« kreischte Roberto. Er versuchte sie zu packen. Verfehlte sie. Wäre fast gestürzt, weil der Stoff der Hose ihn fesselte.
Louise warf sich auf das Bett und kroch auf allen Vieren über die Laken. Hinter ihr fluchte Roberto und machte sich an seiner Hose zu schaffen. Sie erreichte die andere Seite und griff mit den Händen unter das Bett.
»Nein, das wirst du nicht«, sagte Roberto. Er packte sie am Knöchel und zerrte sie zurück.
Louise kreischte und trat mit dem freien Fuß nach hinten aus.
»Miststück!«
Er landete schwer auf ihr, und sie schrie auf vor Schmerz. Verzweifelt klammerte sie sich an der Matratze fest und zog sich zusammen mit ihm in Richtung Bettkante. Ihre Hände reichten kaum bis hinunter auf den Teppich. Roberto lachte nur über ihre vergeblichen Anstrengungen und richtete sich auf, bis er rittlings auf ihrem Hintern saß. »Wo willst du denn hin?« spottete er. Louises Kopf und Schultern ragten über die Bettkante, und das lange Haar bedeckte ihren Rücken und die Laken. Er setzte sich auf. Sein Atem ging etwas schneller. Er strich das Haar von ihrem Rücken und weidete sich am Anblick der makellosen Haut darunter.
Louise wand sich unter ihm, als versuchte sie noch immer, sich zu befreien.
»Hör endlich auf, dagegen anzukämpfen«, sagte er. Sein Penis war stark erigiert. »Du wirst es nicht verhindern, Louise. Komm schon, es wird dir gefallen, wenn wir erst damit angefangen haben. Ich werde die ganze Nacht lang bei dir bleiben.« Seine Hände schoben sich unter sie, griffen nach ihren Brüsten.
Endlich fanden Louises verzweifelt umhertastende Finger das glatte, kühle Holz, nach dem sie unter dem Bett gesucht hatten. Sie packte es und stöhnte vor Abscheu, als Robertos Hände zudrückten. Doch das Gefühl von Carmithas Schrotflinte in den Händen erfüllte sie mit Entschlossenheit, wütend und kalt zugleich.
»Laß mich hoch«, bettelte sie. »Bitte,
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