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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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diese überall in der Konföderation.
    Koblat war so unbedeutend, daß nicht einmal ein Raumschiff der Systemverteidigung von Toowoomba zu Bewachung abgestellt war. Die Finanzierungsgesellschaft hatte den Asteroiden ganz sicher nicht mit Verteidigungsplattformen ausgestattet. Die einzige Konzession seitens der Verwaltung an den ausgerufenen Notstand war eine Verstärkung der Sensoren zur Überwachung der zivilen Raumfahrt und die Tatsache, daß zwei der interplanetaren Frachter mit je einem Dutzend Kombatwespen ausgerüstet worden waren, die Toowoomba nur widerwillig zur Verfügung gestellt hatte. Ein ziemlich erbärmliches Alibi, wie jede Reaktion auf die Ereignisse im Universum ringsum.
    Und ein Alibi, das sich genau in diesem Augenblick beweisen mußte. Das Auftauchen des Hellhawks, der Ort, der Flugvektor, die Geschwindigkeit und seine Weigerung, sich zu identifizieren, konnte nur eines bedeuten: Es handelte sich um ein feindliches Schiff. Die beiden bewaffneten interplanetaren Schiffe wurden auf Abfangkurs geschickt und mühten sich mit eineinhalb g nach draußen, hoffnungslos unterlegen selbst jetzt, noch bevor die Fusionsantriebe gezündet hatten.
    Koblat setzte einen verzweifelten Hilferuf nach Pinjarra ab, der Hauptsiedlung des trojanischen Punktes in einer Entfernung von vier Millionen Kilometern, wo drei bewaffnete Kriegsschiffe stationiert waren. Die unzureichenden internen Notfallmaßnahmen wurden aktiviert und voneinander unabhängige Sektionen isoliert und versiegelt. Die verängstigten Bewohner eilten zu den vorbestimmten Sicherheitskavernen tief im Innern des Asteroiden und warteten auf den Beginn des Angriffs und das, was unausweichlich darauf folgen würde: die Infiltration durch die Besessenen.
    Es kam niemals soweit. Der eintreffende Hellhawk öffnete einen Standard-Kommunikationskanal und setzte per Datavis eine Sens-O-Vis-Aufzeichnung in das Netz des Asteroiden ab. Sonst nichts.
    Dann verschwand er wieder, öffnete eine Wurmloch-Fuge und tauchte hinein. Lediglich zwei Sensoren erfaßten ihn im optischen Frequenzbereich, und das verschwommene Bild war so unglaublich, daß niemand es glauben wollte.
    Als Jed Hinton schließlich aus seinem Schutzraum kletterte, wünschte er fast, der Alarm hätte noch ein paar Stunden länger gedauert. Es war etwas Anderes, Neues, eine Veränderung. Ein äußerst seltenes Ereignis in den siebzehn Jahren seit Jeds Geburt.
    Als er in das Appartement der Familie zurückkehrte, vier aus dem Felsen gehämmerten Zimmern auf Ebene drei (mit einer Gravitation von zwei Dritteln Erdstandard), stritten sich seine Mutter und sein Vater lautstark. Die Streitereien hatten nahezu kontinuierlich zugenommen, seit die Warnung der Konföderierten Vollversammlung Koblat erreicht hatte. Die Schichten waren gekürzt worden; die Finanzierungsgesellschaft hielt ihre Gelder zurück und wartete vorsichtig ab, wie sich die Dinge entwickeln würden, wenn die Krise erst vorüber war. Kürzere Schichten bedeuteten, daß Digger mehr Zeit zu Hause verbrachte oder in der Blue Fountain Bar oder auf Ebene fünf, wenn er es sich leisten konnte.
    »Ich wünschte, sie würden endlich damit aufhören«, sagte Gari, als weiteres Schreien durch die Schlafzimmertür drang. »Ich kann überhaupt nicht denken bei all diesem Lärm!« Jeds Schwester saß an einem Tisch im Wohnzimmer und versuchte, sich auf einen Prozessorblock zu konzentrieren. Der Schirm war voller Text, durchsetzt mit leuchtenden Diagrammen, Teil eines Kurses in Softwarearchitektur. Es war eine Stufe, die Jed bereits fünf Jahre zuvor gemeistert hatte; Gari war lediglich drei Jahre jünger als er, und sie hätte den Stoff längst aufgenommen haben müssen. Aber seine Schwester hatte einen Faktor in den Genen, der es den Laserprägungen schwer machte, richtig in ihrem Gehirn zu funktionieren. Sie mußte hart arbeiten, bis das Gelernte wirklich saß.
    »Das verdammte Kind ist eben geistig zurückgeblieben!« brüllte Digger manchmal des Nachts, wenn er betrunken nach Hause getorkelt kam.
    Jed haßte Digger.
    Er haßte die Art und Weise, wie er Mama anbrüllte, und er haßte es, wie er seine Schwester schikanierte. Gari gab sich die größte Mühe, mit ihrem Jahrgang mitzuhalten, und sie brauchte Ermunterung. Nicht, daß so etwas irgendwo auf dem verdammten Koblat zu finden wäre, dachte er unglücklich.
    Miri und Navar kamen ins Zimmer und luden prompt eine Gameflek in den AV-Block. Der Wohnraum füllte sich augenblicklich mit blitzendem

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