Seelenglanz
nach Amber gesehen und mich davon überzeugt hatte, dass es ihr gut ging, würde ich Jules von hier fortbringen.
Auf dem Weg nach Kissimmee machten wir einen Abstecher zu einem der unzähligen Outlet Center. Wir frühstückten bei McDonald’s und tranken einen Kaffee nach dem anderen, während wir darauf warteten, dass das Einkaufscenter endlich öffnete, damit wir uns mit den nötigsten Klamotten und Dingen wie Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel und Ähnlichem ausstatten konnten. Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich nicht alleine einkaufen. Es fühlte sich seltsam an, zugleich machte es Spaß. Ohne Zweifel wäre es ein richtiges Vergnügen gewesen, wenn wir Zeit für einen gemütlichen Bummel und einen ausgedehnten Besuch in einem der belebten Gastrobereiche gehabt hätten, von denen selbst zu so früher Stunde schon verführerische Gerüche aufstiegen. So aber kauften wir in Rekordzeit, was wir brauchten, brachten die Tüten zum Wagen und folgten der I-4 weiter in Richtung Westen, vorbei an denAusfahrten nach Sea World und zu den Disney Parks, bis zum Highway 192, der Hauptverkehrsader von Kissimmee, wo wir die Interstate verließen. Wie schon am International Drive reihten sich auch hier Motels, Restaurants und Geschäfte dicht an dicht aneinander. Hier wirkte alles ein wenig kleiner als in Orlando, trotzdem war es nicht weniger betriebsam. Wir hatten gerade Old Town Kissimmee , einen kleinen Vergnügungspark mit Geschäften, Karussells und Restaurants, hinter uns gelassen, als ich einen u-förmigen, zweistöckigen Motelkomplex am Straßenrand entdeckte. Groß genug, um anonym zu bleiben.
Ich lenkte den Wagen auf den Parkplatz, und keine Viertelstunde später hatten wir zwei Zimmer im ersten Stock angemietet, die über ein gemauertes Treppenhaus und einen im Freien liegenden Gang zu erreichen waren. Wir hatten nicht nur das Glück, zwei nebeneinanderliegende Zimmer zu bekommen, sie waren auch noch durch eine Tür miteinander verbunden. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich mit Jules in einem Zimmer einquartiert. Um ihr jedoch ein wenig Privatsphäre zu lassen, war dies der beste Kompromiss. Allerdings bestand ich darauf, dass die Verbindungstür offen blieb, damit ich ein Auge auf sie haben konnte.
Natürlich nur zu ihrer Sicherheit.
Ich rangierte den Wagen in eine freie Parklücke, die lediglich durch einen Streifen starren Floridagrases vom Treppenhaus getrennt war, und brachte unsere Einkäufe hinein. Die Nacht war lang und anstrengend gewesen, sodass wir uns erst einmal hinlegten.
Als ich ein paar Stunden später aufwachte, war es später Nachmittag. Ich warf einen Blick zu Jules, die immer noch schlief, und verzog mich, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, unter die Dusche.Als ich aus dem dampfigen Bad kam, war mir so heiß, dass ich die Klimaanlage aufdrehte, bis das altersschwache Gerät unter der Belastung zu vibrieren begann.
Um Jules nicht zu stören, verzichtete ich darauf, den Fernseher einzuschalten. Stattdessen schnappte ich mir den Stapel Infobroschüren von der Kommode, warf mich damit aufs Bett und legte die Füße hoch. Ich hatte mich noch nicht sehr weit durch die wilde Mischung aus Werbeflyern und Couponheften geblättert, als Luzifer sich in meinem Geist bemerkbar machte.
Hatte er es sich anders überlegt und wollte mir nun sagen, dass ich meinen ursprünglichen Auftrag weiterverfolgen sollte? Zögernd öffnete ich meine Signatur gerade so weit, dass ich mit ihm sprechen konnte, aber nicht weit genug, als dass er mich hätte orten können. Was gibt es?
Wir müssen reden , erklang Luzifers Stimme in meinem Geist. Von Angesicht zu Angesicht.
Mein Blick richtete sich auf die Verbindungstür zum Nebenzimmer. Das ist gerade ungünstig , versuchte ich ihn abzuwimmeln.
Das interessiert mich nicht.
Scheiße! Ich schnappte mir den Autoschlüssel von der Kommode und stürmte aus dem Zimmer. Gib mir ein paar Minuten , gab ich durch, während ich den Gang zum Treppenhaus entlanghastete, dann öffne ich meine Signatur. Die Zeit würde ich nutzen, um so weit wie möglich vom Motel und von Jules fortzukommen. Dass wir in Florida waren, war kein Geheimnis, das wusste Shandraziel bereits, allerdings würde ich einen Dreck tun und Luzifer direkt zu unserem Versteck führen. Wenn sie Jules finden wollten, würden sie sich schon die Mühe machen müssen, nach ihr zu suchen.
Der Parkplatz unter mir war ebenso verlassen wie die meisten Zimmer. Vor dem Abend
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