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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Geheimnis war wie die Antwort auf die Frage, wie der Morgenstern es schaffte, dass ihn die Hitze hier unten vollkommen unberührt ließ. Seine Haut glänzte nicht, sein Haar saß perfekt, und unter den Armen seines eng anliegenden T-Shirts war nicht die geringste Spur von Schweißrändern zu sehen.
    »Jetzt sind wir ungestört«, sagte der Morgenstern. »Sprich!«
    Shandraziel sah auf, ohne sich jedoch zu erheben. »Kyrielhat die Seiten gewechselt. Er ist jetzt einer von ihnen . Ein Schutzengel.« In knappen Worten berichtete er, was im Park geschehen war und wie er seinen Konkurrenten zuvor in Gesellschaft von Akashiel gesehen hatte. Er dachte daran, Kyriels Worte zu wiederholen – Tu so, als hätte ich dich in die Flucht geschlagen –, entschied sich jedoch dagegen. Entweder waren sie ernst gemeint oder Kyriel hatte lediglich versucht ihn einzuwickeln. So oder so war eine Erwähnung gegenüber dem Morgenstern nicht zielführend. Nicht wenn er Zweifel an Kyriels Treue säen wollte. Dass Kyriel ihn mit seinem Auftritt um eine Seele gebracht hatte, ließ er hingegen nicht unter den Tisch fallen. Bevor er jedoch erwähnen konnte, wie wertvoll diese Seele gewesen war, bedeutete der Morgenstern ihm zu schweigen.
    Statt das Wort zu ergreifen, griff er nach einem Glas, das neben ihm auf dem Tisch stand, und nahm einen Schluck von der klaren Flüssigkeit. Der Tisch war groß und klobig und hätte lächerlich fehl am Platz wirken sollen, doch das tat er nicht. Er gehörte ebenso zu diesem Ort wie die Unterlagen und Geschenke, die der Morgenstern darauf abzustellen pflegte.
    »Du hast in den letzten Monaten gute Arbeit geleistet, Shandraziel.« Er beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne, die Hände auf die Oberschenkel gestützt. »Deshalb und weil ich weiß, dass du das Thema nicht ruhen lassen wirst, sage ich dir im Vertrauen, dass Kyriel noch immer für uns arbeitet.«
    »Aber …«
    Die hochgezogene Augenbraue des Morgensterns brachte Shandraziel zum Schweigen. Respektvoll senkte er den Blick. Das Shirt klebte ihm schweißnass am Rücken, seine Haut prickelte unter der Hitze. Ein Gefühl, als würde sie jeden Moment anfangen Blasen zu werfen. Obwohl dieHitze ihm mehr und mehr zu schaffen machte, wollte er sich nicht die Blöße geben und die Jacke ausziehen. Stattdessen konzentrierte er einen Teil seiner Kraft darauf, den Schweiß von seinem Gesicht und aus seinem Haar fernzuhalten. Zumindest äußerlich wollte er cool und gelassen wirken, auch wenn er in seiner Jacke beinahe im Schweiß ersoff.
    »Es ist seine Aufgabe, die Gegenseite zu unterwandern und uns mit Informationen zu versorgen.« Mit finsterer Miene und mehr zu sich selbst fügte er ungeduldig hinzu: »Auch wenn das bisher noch nicht den gewünschten Erfolg hatte.«
    Unterwandern? Nur mühsam gelang es Shandraziel, den aufkommenden Ärger zu unterdrücken. Ich hätte diesen Bastard einfach umlegen sollen, statt mich auf seine Scharade einzulassen! Kyriel war in geheimer Mission unterwegs. Wenn er Erfolg hatte, würde sein Ansehen nur noch weiter steigen. Ein Grund mehr, endlich etwas gegen diesen lästigen Wurm zu unternehmen. Wenn es ihm gelänge, beim Morgenstern Zweifel an der Loyalität seines liebsten Speichelleckers zu wecken …
    Dafür würde er ihn belügen müssen. Der Gedanke trieb ihm den Schweiß nur noch mehr aus den Poren. Verflucht! Er wusste doch, welche Temperaturen hier unten herrschten, trotzdem hatte er sich nicht die Zeit genommen, seine Lederjacke auszuziehen. Als wollte es ihn an sein Versäumnis erinnern, klebte das Leder zusammen mit dem Shirt schweißnass an seinem Oberkörper und schien unter der Hitze schwerer und schwerer zu werden.
    Das ist nicht die Hitze, das ist deine Angst. Wenn der Morgenstern herausfand, dass er nicht die Wahrheit sagte, würde er ihm die Hölle heißmachen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Shandraziel kannte die Strafen, die sein Herrjenen angedeihen ließ, die ihn enttäuschten oder hintergingen – ihnen entsprangen die Gerüchte vom Fegefeuer, die sich unter den gläubigen Menschen verbreitet hatten.
    Er durfte sich eben nicht erwischen lassen.
    »Mit Verlaub«, ergriff Shandraziel das Wort, »ist es auch seine Aufgabe, seine Verbündeten anzugreifen? Hätte ich nicht geistesgegenwärtig genug reagiert und mich versetzt, stünde ich jetzt nicht hier.«
    »Sicher war es nur eine Ablenkung.«
    »Er hätte mich aufgeschlitzt!«, legte Shandraziel nach.
    »Das würde er nicht tun. Vermutlich war sein

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