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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Kleingeister!«
    Einen Moment lang glaubte ich, sie würde in Gelächter ausbrechen, doch ihre Beherrschung wankte nur für den Bruchteil eines Augenblicks. »Kleingeister?«, echote sie. »Beschissen?«
    Sichtlich nicht die Wortwahl, die sie von ihrem Todesengel erwartet hatte. »Du hast schwarze Haare und ich halte dich trotzdem nicht für eine Serienkillerin.«
    Sie zog eine Augenbraue in die Höhe.
    »O bitte«, stöhnte ich. »Du glaubst nicht wirklich, dass die Bösen immer Schwarz tragen und die Guten in goldene Rüstungen gehüllt sind! Ich verrate dir ein Geheimnis: Goldene Rüstungen sind verdammt unbequem.« Sowohl für den Körper wie auch für das Gewissen, das in so einer Klamotte stets rein bleiben musste.
    Jules schien meine Worte gar nicht gehört oder zumindest nicht verstanden zu haben. Stattdessen starrte sie mich wieder an. Dieses Mal jedoch war ihr Blick immerhin nicht auf meinen Körper, sondern auf meine Flügel gerichtet.
    »Da sind auch helle Federn«, stellte sie fest. Dann holte sie tief Luft und sah mir wieder in die Augen. »Also gut, da ich entweder träume und mir all das hier sowieso nichts anhaben kann oder aber sterben muss und mir nicht mehr viel Zeit bleibt, können wir das Ganze auch abkürzen.«
    Sie war mutig und im Gegensatz zu meinen Befürchtungen kein Stück hysterisch.
    »Du bist also ein Engel«, verkündete sie das Offensichtliche. »Und was willst du nun von mir?«
    »Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    Das bittere Lachen, das sie ausstieß, passte nicht zu ihr. Unglücklicherweise jedoch passte es zu der Erschöpfung in ihren Zügen und auch zu dem, was ich bisher über ihr Leben in Erfahrung gebracht hatte. »Ach, das war helfen , als du mir die letzte Möglichkeit genommen hast, noch etwas aus diesem verdammten Leben zu machen! Das hättest du doch gleich sagen können.« Sie verstummte kurz und schüttelte langsam den Kopf. »Danke. Auf diese Art von Hilfe kann ich verzichten.«
    Ohne mir Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern, machte sie kehrt und ging über das Dach davon.
    »Ich vermute mal, du kennst deinen Vater nicht«, rief ich ihr hinterher. Es war ein Schuss ins Blaue, nachdem sie jedoch eine Nephilim war, standen die Chancen gut, dass ich recht hatte.
    Jules blieb stehen, drehte sich aber nicht zu mir herum.
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich dieses Gespräch führen sollte. Niemand hatte mich darin unterwiesen, und ich hatte noch nie beobachtet, wie Akashiel oder andere es taten. Mir blieb also nichts anderes übrig, als es auf meine Art zu versuchen. »Und vermutlich hast du oft das Gefühl, anders zu sein«, fuhr ich fort. »Kein Teil dieser Welt. Vielleicht hast du auch schon darüber nachgedacht, dem Ganzen hier ein Ende zu setzen.«
    Sie fuhr herum. Ihre Augen funkelten gefährlich. »Mein Leben mag beschissen sein«, fuhr sie mich an. »Aber ich bin kein Feigling, der sich einfach aus dem Staub macht!«
    »Du warst aber auf dem besten Weg dazu, als du deine Seele verkaufen wolltest.«
    Schlagartig wurde sie blass.
    »Was ist denn jetzt los?« Sie hatte sich auf den Deal eingelassen, hätte ihn durchgezogen, wenn ich nicht dazwischengekommenwäre. Warum erschreckte sie die Vorstellung auf einmal?
    »Dieser Kerl wollte wirklich meine Seele.« Fast schien es, als würde ihr erst jetzt bewusst werden, worauf sie sich um ein Haar eingelassen hätte. Und als würde sie jeden Moment kotzen. Der leicht grüne Farbton, den ihr Gesicht für einen Moment angenommen hatte, wich jedoch schnell wieder der ungesunden Blässe von vorhin.
    Während ich ihre Reaktion beobachtete, wurde mir klar, dass sie vermutlich noch keine Sekunde darüber nachgedacht hatte, was passiert war und was das für ein Typ gewesen sein mochte, der mit ihr über ihre Seele verhandelte. Dafür arbeitete es jetzt umso heftiger hinter ihrer Stirn. Beinahe glaubte ich die Gedanken in ihren Augen zu sehen – wie kleine Blitze, die das Grau ihrer Iris zum Leuchten brachten.
    »Wenn du ein Engel bist«, setzte sie schließlich an, »dann war er … der Teufel?«
    »Bestenfalls ein Unterteufel von niederem Rang.« Ich behielt es für mich, wie unpassend ich die Bezeichnung Teufel für Luzifers Leute fand. Dass sie Shandraziel jedoch in ihrer Ahnungslosigkeit mit dem Morgenstern verglich, ging mir dann doch zu weit.
    »Ein Unterteufel?« Sie blinzelte verwirrt. »Also gibt es einen Teufel?«
    »Der Morgenstern, Luzifer, mag es nicht, wenn man ihn Teufel oder Satan oder gar den

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