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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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wäre es wohl offiziell Abend. Doch als es schon fünf Minuten später an der Tür klingelte, machte ihr Herz einen kleinen Sprung.
    Er war da! Er war tatsächlich gekommen.
    Selene rannte die Treppe hinunter und blieb vor der Eingangstür stehen. Sie zupfte an dem Kleid herum, strich es glatt und schüttelte ihre Locken nochmals auf.
    Durchatmen! Alles wird gut!
    Selene drehte den Türknauf, öffnete und ließ die Kältewand hinein. Doch nicht der Herbst war Auslöser dafür, sondern der schwarzhaarige Mann, der auf der ‚Welcome‘ Fußmatte stand. Ihr Atem stockte und noch bevor sie reagieren konnte, stürmte er ins Haus und schleuderte sie nach hinten.
    Selene stieß mit dem Kopf gegen das Treppengeländer und fühlte eine träge Taubheit. „Na, kleine Akkadierschlampe“, hörte sie die ächzenden Worte wie durch Watte. „Wir werden deinem Unsterblichen mal eine nette Überraschung bereiten.“
    Er packte Selene an den Haaren und schleifte sie die Stufen hinauf.
    Mit nacktem Oberkörper kniete Roven auf dem Boden der Trainingshalle und war in vollkommene Stille gehüllt. Seine Atmung ging flach, der Puls langsam. Das Herz schlug nur, um ihn am Leben zu erhalten.
    Meditation – er hasste es.
    Bis vor kurzem noch war die Bestie hin- und hergetigert. Doch Naham hatte sich beruhigt und knurrte nicht mehr unaufhörlich, weil sie Selene vermisste. Roven gewann die Einsicht, dass er seine Kräfte tatsächlich konzentrieren konnte.
    Plötzlich beschleunigte sich sein Puls.
    Die Bestie riss die Augen auf und brüllte, jegliche Ruhe verschwand. Naham erkannte sofort, was Roven überhaupt nicht wahrgenommen hätte: Selene! In Gefahr!
    Der Akkadier sprang auf, stürmte aus dem Trainingsraum und starrte fassungslos auf die heruntergelassenen Rollläden in der Eingangshalle.
    Gefangen!
    Ein markerschütterndes Brüllen drang durch die gesamte Burg. Unwillkürlich leuchteten Rovens Iriden auf. Sein Körper vibrierte unter Vollspannung und gefror innerlich zu Eis. Es war keine Wut, die ihn packte, sondern pure Angst – Angst um Selene.
    „Verdammte Scheiße! Geh unter!“, hörte er sich schreien.
    Jason und Adam eilten aus zwei verschiedenen Richtungen herbei.
    „Was ist passiert?!“ Jasons Blick huschte von Roven zu Adam und wieder zurück. „Roven! Alter! Was ist denn bloß los?“
    „Sie ist in Gefahr!“ Seine Stimme hatte sich zu einem animalischen Knurren verzerrt. „Ich kann es spüren. Ich muss hier weg! Ich muss zu ihr!“
    Rovens Gedanken überschlugen sich. Er konnte nur als Bestie ans Tageslicht. Aber dann wäre eine Teleportation unmöglich. Wie sollte er das anstellen? Selenes Angst wuchs, schrie in seinem Schädel und verlangte nach ihm. Wenn er nun zu spät käme. Wenn Selene nicht mehr sie selbst wäre. Wenn einer dieser Dreckskerle ihre wunderschöne Seele geraubt hätte …
    Eine schwere Pranke legte sich auf Rovens Schulter.
    „Beruhige deine Bestie, Dalan . Du kannst nicht zu ihr!“ Jus Worte blieben irgendwo außerhalb Rovens Verstand hängen. Naham hatte alle Schotten verriegelt. Es gab nur noch Selene – und ihre Angst.
    „Die Sonne geht erst in zehn Minuten unter, Roven. Wo willst du denn bloß hin?“ Jasons Stimme überschlug sich beinahe, doch er blieb auf Abstand, was in dieser Situation sicher keine schlechte Idee war. Rovens Wut füllte den Raum mit Aggression. Aber das alles spielte keine Rolle. Egal! Die verdammte Sonne war ihm egal. Er würde das schon irgendwie schaffen. Er konnte das. Er hatte die Kraft.
    Doch als er sich teleportieren wollte, hielt Jus Macht ihn gefangen.
    „Du kannst nicht gehen.“
    Rovens Verstand schaltete sich ab. Mit der Kraft der Bestie und einem ohrenbetäubenden Schrei stieß er seinen Bruder quer durch die Halle und verschwand.
    In Selenes Wohnzimmer angekommen blendete ihn der Sonnenuntergang schmerzhaft und lockte die schreiende Bestie weiter an die Oberfläche. Roven rannte blind vor Angst nach oben, brach das Treppengeländer entzwei und riss die Schlafzimmertür aus den Angeln.
    Er versteinerte an Ort und Stelle.
    Seine schlimmste Befürchtung bestätigte sich. Selene lag gefesselt auf ihrem Bett und starrte mit leeren Augen an die Decke.
    Nein! Nicht Selene! Nicht meine kleine Selene!
    Wie hatte er sie allein lassen können?!
    Das Abbild ihres blassen Leibes brannte sich wie ein Kurzschluss in Rovens Gedächtnis. Ihre Lippen standen vom Schock offen. Die Augen besaßen einen weißen Schleier. Sie war innerlich leer, nur noch eine Hülle, ihre

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