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Seelengrab (German Edition)

Seelengrab (German Edition)

Titel: Seelengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Buranaseda
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mit dem Schlüssel auf den Dienstwagen.
    Die Fahrzeugtüren entriegelten sich mit einem mechanischen Klacken. Kaum hatten sie auf den Sitzen Platz genommen, verließ Winkler eilig sein Fotostudio und schloss die Tür hinter sich ab. Er hatte sich eine Jacke übergezogen und trug einen Rucksack.
    „Das ging ja schneller als erwartet“, stellte Kirchhoff trocken fest und ließ den Motor an.

59
    Warte nur drauf, dass sie mich endlich begraben. Kein Tropfen Blut ist mehr in mir. Lieg steif wie ein Brett auf dem Laken. Bin nur noch zum Schein hier. Seh die Tage und Nächte an mir vorüberziehen. Aber das hat nichts mehr mit mir zu tun. Jeden Morgen drehen sie mich zur Seite und waschen mich. Dabei bin ich innen längst verfault. Hat sich alles aufgelöst. Brauchen sich keine Mühe mehr zu machen. Frag immer wieder nach meiner Beerdigung. Dann lächeln sie nur und geben mir eine Handvoll Tabletten.

60
    „Was hat Winkler vor?“
    Der Fotograf war in einer Toreinfahrt verschwunden. Kirchhoff hatte den Audi A4 Quattro auf die Straße rollen lassen und sich in den Verkehr eingeordnet. Wenn Winkler nicht bald wieder auf der Bildfläche auftauchte, würden sie ihn aus den Augen verlieren.
    „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, meinte Hirschfeld und fixierte den Seitenspiegel.
    In diesem Moment schob Winkler ein Rennrad aus der Einfahrt. Das rechte Hosenbein hatte er hochgekrempelt.
    „Timing ist die halbe Miete“, erwiderte Kirchhoff und setzte zu einem Wendemanöver an.
    „Okay, der Punkt geht an dich“, lehnte Hirschfeld sich etwas entspannter in seinem Sitz zurück.
    Sie folgten Winkler jetzt in einem Abstand von vier Autolängen. Sein Kopf tanzte über seinem Rucksack auf und ab.
    „Er tritt ganz schön in die Pedale“, stellte Kirchhoff fest und deutete mit dem Daumen auf den Tacho. „Offensichtlich hat unser Besuch ihn aufgescheucht.“
    Nach ein paar 100 Metern tauchte vor ihnen ein Kreisverkehr auf. Kirchhoff reduzierte das Tempo, setzte den Blinker und ordnete sich hinter einem VW Passat ein. Während Winkler die zweite Ausfahrt nahm, zog Hirschfeld sein Handy aus der Manteltasche. Immer noch keine Nachricht von Jo. Langsam, aber sicher machte er sich Sorgen um seine Schwester. Seit dem Vortag hatte Hirschfeld unzählige Male erfolglos ihre Nummer gewählt.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Kirchhoff.
    „Wenn ich das wüsste. Meine Schwester hat frühzeitig ihren Aufenthalt in den Staaten abgebrochen. Am Wochenende war sie in Bonn, aber wir haben uns verpasst.“
    „Klingt so, als hätte sie ihren eigenen Kopf“, erwiderte Kirchhoff.
    „Das kannst du laut sagen, eine Art Familienkrankheit.“
    „Trotzdem scheinst du beunruhigt zu sein.“
    „Ja, Johanna geht seit Tagen nicht mehr an ihr Telefon.“
    „Das kann viele Gründe haben. Sie ist jung, braucht ihre Freiheit. Sie wird sich schon bei dir melden, wenn ihr danach ist.“
    „Mag sein“, entgegnete Hirschfeld, klang jedoch nicht gerade überzeugt.
    Er nahm sich vor, in einer ruhigen Minute ein paar Freundinnen von Jo anzurufen. Vielleicht hatten sie eine Ahnung, wo sie steckte.
    „Was macht unser Lance Armstrong?“, wechselte Hirschfeld das Thema und steckte sein Handy zurück in die Tasche.
    „Radelt wie ein Duracellhase.“
    Jörg Winkler hatte bereits zweimal die Straße gewechselt und schien noch an Tempo zuzulegen.
    „Wir nähern uns der Innenstadt“, erklärte Kirchhoff.
    „Das nennen die Siegburger Innenstadt?“, fragte Hirschfeld und warf einen Blick aus dem Seitenfenster.
    Graue Häuser reihten sich aneinander, die sich hier und da mit sparsam dekorierten Schaufenstern abwechselten.
    „Hier gehen die Uhren eben langsamer“, erwiderte Kirchhoff.
    Ein Transporter eines Paketdienstes bog auf die Straße ein und setzte sich vor sie. Als der Wagen nach ein paar 100 Metern rechts ranfuhr und das Warnblinklicht einschaltete, musste Kirchhoff abbremsen. Der Fahrer sprang bei laufendem Motor auf die Straße, umrundete den Wagen und öffnete die Heckklappe.
    „Das hat uns gerade noch gefehlt“, meinte Hirschfeld und beobachtete, wie der Fahrer in einem Hauseingang verschwand. Auf der Schulter trug er ein schweres großes Paket. „Kannst du überholen?“
    „Nein“, knurrte Kirchhoff und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. „Zu viel Gegenverkehr.“
    Ihr mobiles Blaulicht nützte ihnen jetzt nichts. Das war zu riskant, wenn ihre Beschattung weiterhin unentdeckt bleiben sollte.
    „Trinkt der da drin noch einen

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