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Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Braun
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als ich gegen einen Jungen stieß, der etwa zwei Jahre jünger war als ich. Er sah mich erschrocken an. Ich wunderte mich, warum er hier direkt vor der Tür gestanden hatte – bis ich es verstand.
    „Du solltest dich hier nicht erwischen lassen!“, sagte ich zu ihm.
    Seine Augen weiteten sich.
    „I-ich … e-es … t-tut mir … l-leid!“, stotterte er.
    „Jetzt geh, bevor man dich doch noch sieht! Aber du solltest nicht den Frauen nachspionieren, das gehört sich nicht!“, sagte ich barsch.
    Er machte ein paar Schritte zurück und senkte den Kopf.
    „Linn!“, rief Jenia hinter mir.
    Ich drehte mich um. Jenia war aus dem Umkleideraum getreten und sah den Jungen erstaunt an. Dann schaute sie zu mir.
    „Jaqueline, bitte verzeih ihm! Er wollte weder dir noch einer anderen Frau hinterherlaufen! Und ich habe ihm schon gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll!“, entschuldigte sie sich.
    „Nicht so tragisch ! Aber er muss sich daran halten!“, antwortete ich und warf Linn einen scharfen Blick zu.
    Er sah beschämt zu Boden. Jenia wandte sich an ihn, sah jedoch in eine andere Richtung, während sie sprach.
    „Linn, verschwinde, bevor ich die Wache rufe! Und hör auf, mir nachzurennen!“, herrschte sie ihn an.
    Er blickte auf. Sein Blick war voller Angst.
    „Jenia …“, setzte er an.
    „Hau ab!“, rief Jenia.
    Er zuckte zusammen, tat aber wie ihm befohlen. Er drehte sich um und rannte davon. Ich sah Jenia fragend an.
    „Linn ist in mich verliebt, aber er ist nur der Sohn einer Magd! Mein Ruf wäre beschädigt, wenn ich mit ihm verkehren würde! Und zudem ist meine Mutter gegen ihn!“, erklärte sie mir.
    Ich nickte wissend. Zusammen gingen wir den Gang entlang. Ich wusste nicht genau, wohin wir gingen, aber als wir aus einer Tür traten, standen wir auf dem Innenhof des Palastes. Jenia lief neben mir her und steuerte auf den Brunnen zu. Sie setzte sich auf den Rand und blickte in das klare Wasser.
    „Magst du ihn?“, fragte ich sie nach einer Weile.
    Jenia starrte mich entsetzt an.
    „Nein! Ich darf ihn nicht mögen! Das würde …“, rief sie.
    „Deinen Ruf beschädigen! Ich weiß …“, unterbrach ich sie, „aber ich wurde so erzogen, dass man mit den Leuten zusammen sein soll, die man mag. Und wenn Linn dich liebt … Hast du niemals darüber nachgedacht, dass du vielleicht dasselbe für ihn empfinden könntest? Wenn du nur einmal auf dein Herz hörst?!“
    Jenia runzelte die Stirn. Sie dachte über meine Worte nach.
    „Du klingst sehr weise, Jaqueline“, begann sie nach kurzem Schweigen, „aber ich bin versprochen! Meine Zukunft war schon vorbestimmt, bevor ich geboren wurde und nichts und niemand kann etwas daran ändern! Auch nicht, wenn ich es wollte!“
    Ich sah sie von der Seite an. Ich fand in ihrem Blick etwas, was ich gut kannte.
    „Weißt du, ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wen ich eines Tages heiraten und mit wem ich Kinder bekommen würde. Und ich denke, ich werde mir auch für einige Jahre keine Gedanken machen! Damit will ich sagen, dass du über deine Zukunft entscheiden kannst! Du allein! Und niemand darf dir sagen, was du zu tun und zu lassen hast.“ Auch nicht, wen du heiraten sollst! Vor allem dann nicht, wenn du ihn gar nicht liebst!“
    Jenia blickte nachdenklich in das Wasser. In diesem Moment blitzte die Sonne zwischen den Wolken hervor und das Wasser reflektierte die Strahlen. Wellen erschienen auf Jenias Gesicht. Das sah sehr schön aus. Sie schaute auf und sah mir bedrückt in die Augen.
    „Ich habe Linn so schlecht behandelt! Und das nur, weil ich auf meine Mutter gehört habe und nicht auf mein Herz!“
    Ich lächelte sie aufmunternd an.
    „Wenn du dich bei Linn dafür entschuldigst, wird er dir bestimmt vergeben! Und er wird sich freuen, dass du zur Abwechslung einmal auf ihn zugehst!“
    Jenia erwiderte mein Lächeln.
    „Ja, bestimmt! Aber darf ich dich noch etwas fragen?“
    „Natürlich!“
    „Warst du schon einmal verliebt? Ich meine, weißt du, wie sich Liebe anfühlt?“
    Ich wurde ernst. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich für einen Jungen geschwärmt, aber das war keine Liebe gewesen. Und jetzt? Ich wusste nicht, ob ich verliebt war oder es schon jemals gewesen war.
    „Jenia, ich glaube, dass dir niemand sagen kann, wie sich Liebe anfühlt. Ich denke, dass jeder selbst die Erfahrung machen muss. So auch du! Ich kann dir nur sagen, wenn es so weit ist, wirst du es

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