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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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»Wieso sollte sie das?«, fragte er verwirrt. »Sie war doch diejenige, die das Ganze beendet hat. Sie wollte nicht mehr zweigleisig fahren.«
    Suna runzelte die Stirn. »Wann?«
    »Etwa eine Woche vor ihrem Tod«, erwiderte Sheridan niedergeschlagen. »Und jetzt fragen Sie mich bitte nicht, ob ich etwas mit ihrem Sprung von der Brücke zu tun hatte. Nein, das hatte ich nicht. Natürlich war ich eifersüchtig. Und selbstverständlich war ich auch gekränkt. Wer wird schon gern verlassen? Schmeichelhaft für das eigene Ego ist das mit Sicherheit nicht. Aber ich wollte ihr bestimmt nichts Böses. Im Gegenteil, ich hätte eine Menge getan, um sie zurückzugewinnen. Doch sie wollte ihre Ehe ja auf keinen Fall aufgeben.«
    »Wusste Saskias Mann eigentlich von Ihrer Affäre?«, hakte Suna nach.
    »Ich denke nicht.«
    »Aber Sie sind sich nicht ganz sicher?«
    Wieder lachte Sheridan ohne jede Spur von Humor auf.
    »Sagen wir mal so: Ich bin davon ausgegangen, nein, ich war sogar fest davon überzeugt, dass nur Saskia und ich davon wissen, aber Ihnen hat sie ja auch davon erzählt. Wieso also sollte ich glauben, dass sie das Geheimnis nicht irgendwann auch ihm gegenüber ausgeplaudert hat?«
    Plötzlich schien er sich der Lage bewusst zu werden, in der er sich befand. Er beugte sich ein Stück nach vorn und sah Suna eindringlich an. »Hören Sie, ich gehe davon aus, dass alles, was wir hier besprechen, unter uns bleibt. Ich möchte Sie dringend bitten, das Ganze vertraulich zu behandeln. Es sollte nicht unbedingt an die Öffentlichkeit gelangen dass ich ...«
    Suna zog die Augenbrauen hoch. »Dass Sie Ihrer Frau untreu waren?«
    Sheridan schüttelte den Kopf. »Nein, darum geht es nicht. Ich bin nicht verheiratet. Überzeugter Junggeselle sozusagen. Aber es könnte dem Ruf der Firma schaden, wenn meine kleine Liebelei mit Saskia bekannt wird. Tote junge Frauen passen nie gut ins Bild, auch wenn es eigentlich gar keinen Zusammenhang zu unseren Geschäften gibt. Und gerade jetzt ...«
    Wieder stockte er.
    »Ja?«
    Suna sah ihn fragend an, aber Sheridan machte nur eine abwehrende Handbewegung. »Nichts, lassen wir das«, meinte er. Sein Tonfall klang resigniert.
    Kurz darauf verließ Suna sein Büro. Trotz ihrer Bemühungen hatte sie keine nützlichen Informationen mehr aus Sheridan herausbekommen. Als sie am Tresen vorbeilief, hinter dem Celina saß und wie gebannt auf den Monitor starrte, blieb sie stehen. Sie wartete so lange, bis die Empfangsdame sich nicht mehr hinter ihrer Arbeit verschanzen konnte und zu ihr aufblickte. Das professionelle Lächeln war verschwunden. Celina wirkte einfach nur noch müde.
    »Entschuldigung«, sagte Suna mit einem bittenden Lächeln. »Es tut mir wirklich leid.«
    Und noch während sie aus dem durchgestylten Büro in den nicht minder edlen Korridor lief, spürte sie Celinas irritierte Blicke in ihrem Rücken.

*
    In ihrem Büro nahm sich Suna noch einmal Saskias Laptop vor, den Linda ihr gegeben hatte. Ihre Klientin hatte ihr gestanden, dass sie den Computer heimlich aus der Wohnung ihrer Schwester geholt hatte, als ihr Schwager bei der Arbeit gewesen war.
    Suna wusste, dass Saskias Ehemann nicht gerade begeistert davon war, dass sie in den privaten Sachen seiner Frau herumschnüffelte. Er hatte Linda mehrfach zu überzeugen versucht, den Auftrag an Suna wieder zurückzuziehen und sich mit der Einstellung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft abzufinden.
    Suna hatte Verständnis dafür. Auch ihr war nicht ganz wohl dabei, in die Privatsphäre einer Toten einzudringen. Doch je länger sie sich mit dem Fall beschäftigte, desto häufiger fragte sie sich, ob Jörn Christensen nicht vielleicht doch etwas zu verbergen hatte.
    Sie rief noch einmal den Ordner mit den Fotos auf, den sie schon ein paar Tage zuvor durchgesehen hatte. Damals war ihr nichts Besonderes aufgefallen, aber vielleicht fand sie jetzt, mit den neuen Informationen, die sie zusammengetragen hatte, doch noch einen Hinweis, den sie vorher übersehen hatte.
    Die meisten der Bilder zeigten Saskia und Jörn. Es waren Szenen eines Strandspaziergangs an der Ostsee. Laut der Datumsangabe mussten sie vor etwa einem Jahr aufgenommen worden sein, also in der Anfangszeit ihrer Ehe. Wahrscheinlich hatte Linda sie gemacht, denn es gab auch ein paar Bilder, die beide Schwestern gemeinsam vor derselben Kulisse zeigten.
    Das Erste, was Suna bemerkte, war, wie verliebt die beiden aussahen. Die Blicke, die sie tauschten, zeugten von

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