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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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wieder sehen!«, rief sie, während Rocco Suna zur Begrüßung mehrfach umrundete und ihr verstohlen über die Hand leckte. »Wollen Sie zu Goran?«
    »Ist er da?«
    Kobos Vermieterin nickte. »Er ist oben. Aber ich fürchte, er ist mal wieder kaum ansprechbar. Ich habe jedenfalls den ganzen Tag noch nichts von ihm gehört. Und heute Morgen, als ich ihm das Frühstück gebracht habe, hat er gar nicht bemerkt, dass ich im Zimmer war.«
    Suna verdrehte die Augen. »Das sieht ihm ähnlich. Dann werde ich wohl mal versuchen, ob ich seine Aufmerksamkeit irgendwie auf mich lenken kann.«
    Sie lief die Treppe hoch und steuerte Kobos Wohnzimmer an, aus dem ihr laute Musik in einer Endlosschleife entgegen drang. Es hörte sich an, als würde ein Teenager seine Lieblingsstelle aus einem Song wieder und wieder zurückspulen.
    Als sie Kobo entdeckte, musste sie an sich halten, um nicht laut loszulachen. Gegenüber dem Vortag hatte er seine Körperstellung kaum verändert. Er lag immer noch mehr in seinem Stuhl, als dass er darauf saß, und seine Füße ruhten auf dem Schreibtisch. Nur den Kopf hatte er jetzt weit in den Nacken gelegt. Mit weit geöffnetem Mund schlief er tief und fest.
    Suna blickte auf den Monitor. Hüpfende Buchstaben darauf verkündeten einen New Highscore . Jedes Mal, wenn der dazugehörige Jingle endete, zerplatzen sie, nur um Sekundenbruchteile später wieder aufzutauchen und aufs Neue loszuhüpfen.
    Als Kobo kurz aufschnarchte, verbiss Suna sich das Lachen erneut. Leise trat sie an ihn heran, nahm ein zusammengeknülltes Stück Papier vom Schreibtisch und steckte es Kobo vorsichtig in den Mund.
    Der Erfolg war verblüffend. Kobo schreckte hoch und riss die Augen auf. Gleichzeitig griff er sich mit beiden Händen an den Mund. Dabei verlor er das Gleichgewicht, begann wild mit den Armen zu rudern und fiel wie in Zeitlupe von seinem Stuhl.
    »Suna, bist du völlig verrückt geworden?«, beschwerte er sich, während er sich mühsam wieder hochrappelte. »Du hättest mich umbringen können.«
    »Ich wollte dich nur mal wieder auf den harten Boden der Realität zurückbringen«, lachte Suna. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du mich dermaßen umwerfend findest.«
    »Haha! Sehr witzig. Ich lache dann morgen drüber.« Kobo stierte sie finster an. »Du kannst froh sein, wenn ich dich nicht anzeige.«
    Sunas Grinsen wurde immer breiter. »Weswegen? Wegen nicht einvernehmlichen Einführens eines leblosen Gegenstands in eine Körperöffnung? Da wäre ich zu gern dabei, wenn du das der Polizei erzählst.«
    Bei der Vorstellung verzog sich auch Kobos Gesicht zu einem kleinen Lächeln, das seine schiefen Zähne entblößte. »Vielleicht lieber doch nicht«, stimmte er zu. »Also, was gibt es diesmal?«
    »Eigentlich das Gleiche wie gestern, nur in etwas kleinerer Ausführung.« Sie hielt ihm Saskias Handy hin und probierte einen besänftigenden Augenaufschlag, um seine folgende Reaktion gleich ein bisschen abzumildern. Erstaunlicherweise fiel diese aber lange nicht so schroff aus wie erwartet. Kobo zog lediglich missbilligend die Augenbrauen zusammen, während er auf das kleine Gerät in Sunas Hand blickte.
    »Du willst sehen, ob darauf irgendetwas gelöscht worden ist?«
    Suna nickte. »Genau. Wenn Saskia – oder jemand anders – versucht hat, die Spuren der Erpressung auf ihrem Laptop zu verwischen, hat sie – oder er – das vielleicht auch bei dem Handy gemacht.«
    »Gut möglich.« Kobo zögerte einen Augenblick, dann wies er mit einem Kopfnicken auf das breite Ledersofa, das an der einen Wand seines Wohnzimmers stand. »Setz dich, ich sehe gleich mal nach.«
    Suna wunderte sich über seine plötzliche Hilfsbereitschaft. Normalerweise hatte er immer unglaublich viel zu tun – oder behauptete das zumindest – und verschob alle ihre Arbeitsaufträge auf später. Da sie ihm aber auf keinen Fall den Eifer nehmen wollte, sagte sie nichts und machte es sich folgsam auf dem Sofa bequem.
    Während sie geduldig wartete, schloss Kobo das Handy an seinen Computer an, startete eine Software und begann, in einer beinahe wahnwitzigen Geschwindigkeit auf seiner Tastatur zu tippen. Suna war froh, dass die nervtötende Musik des Spiels endlich verstummt war.
    »Wie läuft’s mit deinem Spieletest?«, erkundigte sie sich beiläufig.
    »Beschissen«, knurrte Kobo. »Am Anfang war’s ja noch ganz lustig, aber inzwischen geht mir der Scheiß total auf die Nerven. Ich bin froh, wenn ich endlich durch bin und das Teil nicht mehr

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