Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Kinderspiel.«
»Nein«, stöhnte Linda. Sie war noch blasser geworden. Entsetzt starrte sie ihn an. »Ich glaube das einfach nicht.«
»Was du glaubst oder nicht, ist mir absolut scheißegal«, fuhr Christensen sie an. Er sprang auf und packte seine Schwägerin grob am Arm. »Du kommst jetzt mit mir mit.«
Mit einem heftigen Ruck zog er sie hoch.
Linda begann leise zu wimmern vor Schmerz, beschwerte sich aber nicht. Ihr Schwager schien ihr solche Angst eingejagt zu haben, dass sie es nicht wagte, sich zu widersetzen. Hilflos stolperte sie neben ihm her. Sie hatte augenscheinlich Mühe, sich überhaupt auf den Beinen zu halten.
Plötzlich jedoch zögerte er, ließ Linda einfach im Raum stehen und kam auf Suna zu.
»Ich fürchte, Sie müssen auch mitkommen«, knurrte er. »Ich kann Sie nicht hierlassen. Ich traue Ihnen nicht.« Er ergriff Sunas Hand und riss sie ebenfalls hoch.
Der Schmerz durchfuhr ihren ganzen Arm, doch er war nichts im Vergleich zu den rasenden Kopfschmerzen, die noch heftiger als zuvor aufflammten. Suna presste eine Hand an ihre Schläfe, während Christensen sie an der anderen grob zu Linda hinzog. Ihr wurde übel und sie schluckte ein paar Mal, um den Würgereiz zu unterdrücken.
Sie wusste nicht, ob es die Nachwirkungen des Elektroschocks waren oder ob der anschließende heftige Sturz auf den Kopf die Ursache war, aber ihre Knie zitterten, und sie hatte das Gefühl, keinen richtigen Gleichgewichtssinn mehr zu haben. Sie taumelte und wäre einfach umgefallen, wenn sie sich nicht mit einer gewaltigen Kraftanstrengung an der Rückenlehne eines Stuhls festgehalten hätte.
Sie fixierte ihre Jacke, die nicht weit von ihr immer noch über dem anderen Stuhl hing. In der Jacke war ihr Handy. Wenn sie es schaffte, irgendwie da dranzukommen, konnte sie es vielleicht unauffällig in ihre Hosentasche schmuggeln.
Sie tat so, als würde sie wieder das Gleichgewicht verlieren und torkelte ein Stück in die richtige Richtung, doch weiter ließ Christensen sie nicht kommen. Er ließ ihre Hand los und packte sie stattdessen am Oberarm. Brutal riss er sie zu sich heran, sodass sie gegen ihn prallte. Mit der anderen Hand packte er Linda genauso. Unnachgiebig schob er die Frauen in Richtung Wohnungstür. Er nahm einen Schlüsselbund, der neben der Tür an einem Hakenbrett hing, und ließ ihn in seine Jackentasche gleiten.
»Jetzt hört mir mal zu, ihr beiden«, zischte er. »Wir gehen jetzt da raus, und keine von euch macht auch nur einen Mucks, klar? Wenn eine von euch schreit oder irgendwelchen anderen Mist macht, bringe ich die andere um. Habt ihr verstanden?«
Suna nickte langsam, doch Linda rührte sich nicht. Sie starrte nur geistesabwesend ins Leere.
»Ich habe gefragt, ob ihr verstanden habt.« Christensen schüttelte die Frauen grob.
Diesmal reagierte auch Linda. Sie nickte zögerlich, aber dennoch deutlich erkennbar. Suna wagte es sogar, zu antworten. »Ja«, sagte sie leise.
»Gut.«
Christensen ließ Linda für einen Augenblick los, öffnete die Wohnungstür einen Spaltbreit und spähte hinaus. Als er sah, dass niemand sich im Hausflur befand, schob er die beiden Frauen hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Anschließend drückte er auf den Rufknopf des Aufzugs.
Suna fluchte innerlich. Wenn sie nicht das Glück hatten, dass schon jemand im Aufzug war, wenn sie einstiegen, oder dass jemand auf ihrem Weg nach unten zustieg, konnte Christensen sie direkt in die Tiefgarage bringen, ohne dass jemand sie sehen würde. Und in diesem Haus, das nur neun Wohnungen beherbergte, war es leider nicht besonders wahrscheinlich, um diese Zeit zufällig jemandem zu begegnen.
Sunas Befürchtungen bestätigten sich ziemlich schnell. Schon nach wenigen Sekunden zeigte ein heller Gong an, dass der Aufzug kam. Er musste sich im Stockwerk direkt über oder unter ihnen befunden haben. Die Türen öffneten sich und offenbarten die leere Kabine.
Sofort zog Christensen Suna und Linda hinein.
»Jörn, hör auf, du tust mir weh«, jammerte seine Schwägerin, woraufhin er Suna kurz losließ und Linda mit der flachen Hand kräftig ins Gesicht schlug.
»Halt die Klappe«, knurrte er.
Suna beobachtete, wie der anderen Frau die Tränen in die Augen stiegen. Mit der freien Hand hielt sie ihre Wange, die sich langsam rötete. Sie wirkte völlig verängstigt.
Wie erwartet drückte Christensen den Knopf für die Tiefgarage, dann schlossen sich die Türen.
Suna hoffte, dass ihnen wenigstens auf dem Weg zum Auto jemand
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