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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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brannte davor bereits ein kleines Feuer. Müde setzte Darejan sich an das obere Ende des Lagers und bettete seinen Kopf wie in der vergangenen Nacht in ihren Schoß. Mirija stellte die Schale mit dem Steinrosenhonig in ihre Reichweite und ging, um ihnen etwas zu essen zu holen und die Krieger zu bitten, ihnen abermals ein paar heiße Steine zu bringen.
    Sie war noch nicht lange fort, als Niéne sich zu Darejan unter die Plane duckte. Wie schon mehrmals zuvor ruhte der Blick der Isârden-Kriegerin durchdringend auf ihr, ehe er zu dem DúnAnór weiterwanderte, der unverändert reglos zwischen den Decken lag. Schweigend nickte sie Darejan einen Gruß zu, dann ließ sie sich neben seinem Lager nieder, stellte die Schale des Mörsers neben sich, in der ein dunkler Brei schimmerte, und schlug die Decken zurück, um nach der entzündeten Narbe zu sehen. Geschickt entfernte sie den Verband und begutachtete die noch immer geschwollene Linie auf seiner Brust eingehend.
    » Heilt sie jetzt endlich? « Auch Darejan beugte sich ein wenig vor, um besser sehen zu können.
    » Es scheint so. « Niéne sah auf, während sie nach der Mörserschale griff. » Aber solche Wunden, bei denen nicht nur Fleisch, sondern auch Magie zerstört wurde, heilen nur schwer. Manche sogar nie. Eine wie ihr sollte das wissen. « Behutsam verteilte sie den zähen Balsam auf der geschwollenen Narbe und breitete ein sauberes Tuch darüber, ehe sie den Verband wieder anlegte.
    » Eine wie ich? « Unbehagen stakste auf kalten Beinen Darejans Nacken hinauf.
    » Eine wie ihr « , bestätigte die Isârden-Kriegerin und richtete ihre hellen goldenen Augen scharf auf Darejan, während sie wie nachdenklich den Kopf zur Seite neigte. » Wisst ihr, da ist etwas, das ich mir nicht erklären kann: Wenn die Königin der Korun hinter alldem steht, wie kommt es dann, dass ihre Schwester hier vor mir sitzt? «
    » Woher…? «
    Das Erschrecken, das über Darejans Züge huschte, entlockte ihr ein Lächeln. » Woher ich euch kenne? Wir sind uns vor einigen Jahresläufen schon einmal flüchtig begegnet. Ich gehörte zum Gefolge meiner Königin, als sie in Kahel zu Gast war. Ihr standet neben dem Thron eurer Schwester, als sie uns willkommen hieß. « Sie beugte sich vor. » Nun frage ich mich natürlich, was das zu bedeuten hat, dass ich euch hier antreffe, zusammen mit einer Klinge der Seelen, die euren eigenen Worten zufolge im Kerker von Kahel gefangen gehalten wurde. «
    » Wenn ihr befürchtet, ich könnte für meine Schwester spionieren, dann irrt ihr euch. « Darejan straffte die Schultern. » Ich versuche, einem Freund das Leben zu retten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. «
    Lachend richtete Niéne sich wieder auf. » Ich denke nicht, dass ihr eine Spionin seid. Für diesen Dienst würde eure Schwester euch nicht benutzen. « Ihre Augen wurden schmal. » Aber ich frage mich, welchen Nutzen ihr für uns haben könntet. Was meint ihr, wärt ihr eurer Schwester wohl wert? «
    Darejan stieß die Luft aus. » Vierhundert Goldkahren, wenn ihr es genau wissen wollt. Aber ehe ihr Seloran eine Nachricht zukommen lasst, solltet ihr eines bedenken: Sie weiß, dass er « , sie neigte den Kopf zu dem DúnAnór hin, » bei mir ist. Und für ihn zahlt sie einhundert Goldkahren mehr. Aber wenn euch das noch nicht genug zu denken gibt, dann vielleicht der Umstand, dass sie das Halsgeld für ihn verdoppelt, wenn man ihn ihr vor dem nächsten Seelenmond nach Kahel bringt. «
    Niéne schwieg, musterte sie unter einer gehobenen Braue heraus. Dann zog sich ihr Mundwinkel in leisem Spott empor und sie stand auf. » Ich werde darüber nachdenken. Betrachtet euch solange als mein Gast und seid unbesorgt: Vorerst wird niemand erfahren, wer ihr seid. « Sie schickte sich an, den Unterstand zu verlassen, doch Darejans » Wartet! « ließ sie innehalten und sich noch einmal umwenden.
    » Seit wann wisst ihr, wer ich bin? «
    Das leicht spöttische Lächeln kehrte auf Niénes Lippen zurück. » Ich wusste es nicht mit Sicherheit, bis der Schrecken auf eurem Gesicht eben euch verraten hat. Aber schon letzte Nacht, als ich euch zum ersten Mal sah, kamt ihr mir bekannt vor. Allerdings brachte ich das zerlumpte Geschöpf nicht mit der Schwester der Königin zusammen. Ich habe euch heute den Tag über beobachtet und auch meine Männer befragt. Einer von ihnen hörte gestern Nacht zufällig, wie die Klinge euch › Hexe ‹ nannte. Und da es ein offenes Geheimnis ist, dass ihr und eure Schwester

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