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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Hexen seid, kam mir der Verdacht, den ihr mir gerade bestätigt habt. «
    » Nachdem euer Mann hörte, wie er mich › Hexe ‹ nannte, wird ihm auch nicht entgangen sein, in welchem Ton er das tat. Wahrscheinlich seid ihr zu dem Schluss gekommen, dass er und ich kein… nun, kein Paar sind. Im Gegenteil. «
    » Das, was der Krieger mir berichtete, brachte mich zu diesem Schluss. Das ist wahr. «
    » Und warum lasst ihr dann alle in dem Glauben? «
    Niénes Lächeln vertiefte sich. » Was, glaubt ihr, schützt euch besser davor, von diesen Menschen, die wegen einer Bande Korun alles verloren haben, erschlagen zu werden? Denkt darüber nach.– Ich wünsche euch eine gute Nacht, Darejan, Prinzessin der Korun. « Sie deutete eine Verbeugung an und ging.
    Darejan erwachte erst aus ihrer Benommenheit, als Mirija mit zwei Schalen Suppe, Brot und einem Wasserschlauch zurückkam. Das Lächeln, mit dem sie sich bei der jungen Frau bedankte, war kaum mehr als eine Andeutung.
    Sie aßen schweigend und hatten ihr Mahl noch nicht beendet, als Oqwen und ein weiterer Krieger ihnen die heißen Steine brachten. Wie in der Nacht zuvor wurden sie in Tücher gewickelt und um den reglosen Körper des DúnAnór unter die Decke geschoben. Und wie in der Nacht zuvor zeigte er keinerlei Reaktion. Darejan strich ihm noch einige Male den süßen roten Honig auf die Zunge. Vergeblich. Er lag einfach nur still und bewegungslos da. Einzig seine flachen Atemzüge zeugten davon, dass das Leben noch nicht gänzlich aus seinem Körper gewichen war.
    Es musste schon nach Mitternacht sein, als Mirija sich schließlich ihrer Müdigkeit ergab, sich gähnend zusammenrollte und gleich darauf eingeschlafen war. Darejan beobachtete schweigend die Schatten, die das Feuer auf die Züge des Verrückten malte und die in einem Moment Nase, Wangenknochen und Kinn scharf und hart hervortreten ließen und in einem anderen die tiefen Linien und Falten glätteten und sein Gesicht weicher und jünger erscheinen ließen. Und verletzlicher. Stumm verfolgte sie das Schattenspiel und fragte sich dabei, was sie tun sollte, wenn er den Weg zurück aus dem Schleier in seinen Körper nicht mehr fand. Wie schon am Morgen beugte sie sich über ihn und ließ ihre Stirn leicht gegen seiner ruhen. Die Kälte, die von ihm ausging, biss in ihre Haut. Sie schloss die Lider und versuchte, die Hoffnungslosigkeit niederzukämpfen. Er war nicht mehr als ein Mittel zum Zweck! Er hasste sie! Verdammt sollte er sein, starrsinniger, arroganter Mistkerl, der er war.
    » Bleib bei mir « , flüsterte sie, ohne sich ihrer Worte tatsächlich bewusst zu sein.
    Das Geräusch von Schritten und das Schaben von Leder auf Leder schreckte Darejan am Morgen auf. Auf der anderen Seite des niedergebrannten Feuers standen einige Isârden und nickten ihr grüßend zu, während Oqwen sich zu ihr herabbeugte. Darejan rutschte ein Stück zur Seite, damit die Krieger den DúnAnór auf die Bahre legen konnten.
    Auch heute brachte Oqwen ihr ein Ragon. Erneut lehnte Darejan ab. Doch sie bereute ihre Entscheidung kurz nach der Mittagsrast. Bereits in der ersten Hälfte des Tages schienen ihre Beine mit jedem Schritt schwerer zu werden. Selbst nachdem sie sich während der Mittagsstunden hatte ausruhen können, fühlte sie sich, als ob sie unsichtbare Ketten trug. Sie war für jede der kurzen Pausen dankbar, die Oqwen immer wieder befahl, damit sie dem DúnAnór den Steinrosenhonig auf die Zunge träufeln konnte.
    Es war schon später Nachmittag, als sie sich vollkommen überraschend vor dem Krieger im Sattel seines Ragon wiederfand. Sein Arm lag um ihre Mitte und sie lehnte schwer an seiner Schulter. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wie sie dorthin gekommen war. Doch als sie sich aufrichten wollte, zog er sie fester an sich.
    » Sitzt still! « , knurrte er und verlagerte sein Gewicht hinter ihr.
    » Lasst mich runter! Ich kann laufen. « Darejan versuchte erfolglos, einen Arm von sich zu schieben.
    » Ja, natürlich, Korun « , spottete er an ihrem Ohr. » Und nach wie vielen Schritten, glaubt ihr, versucht ihr dieses Mal, eure Nase in die Erde zu bohren? Verratet es mir, damit ich mit meinen Männern wetten kann. «
    » Ich bin gefallen? « , fragte sie erschrocken.
    » Nein. Ich konnte euch gerade noch festhalten. Aber wie es scheint, wart ihr so müde, dass ihr im Gehen eingeschlafen seid. Sonst würdet ihr euch daran erinnern, dass Mirija im letzten Moment den Steinrosenhonig gerettet hat und ich euch vor

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