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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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um.
    » Sieh an, die Kleine will kämpfen « , spottete die Stimme. Gelächter erklang.
    » Was wollt ihr von uns? « Darejan bemühte sich in dem immer schneller schwindenden Dämmerlicht, mehr zu erkennen als Schatten, die ihren Kreis unaufhaltsam um sie schlossen. » Unsere Freunde werden… «
    » Eure Freunde? Hier in dieser Stadt?– Mädchen, du bist eine miserable Lügnerin. Niemand wird euch vermissen. Noch nicht einmal der Wirt vom Lachenden Pfeiffer. – Aber in Kahel gibt es jemanden, der große Sehnsucht nach euch beiden hat. So große Sehnsucht, dass er bereit ist, demjenigen ein hübsches Sümmchen zu bezahlen, der euch zu ihm bringt. « Der Mann trat einen Schritt vor. » Und ihr werdet uns keinen Ärger machen, wenn wir uns dieses Sümmchen verdienen! « Das boshafte Grinsen, das bisher in seinen Worten mitgeschwungen hatte, war kalter Drohung gewichen.
    Darejan grub die Fingernägel in ihre Handflächen, um das Zittern in ihrem Inneren zu beherrschen. Plötzlich fror sie.
    » Nein! « Das Wort erklang hinter ihr und ließ sie zusammenschrecken. Sie wagte einen kurzen Blick über die Schulter– und erkannte, dass der Verrückte eher sterben würde, als sich nach Kahel zurückschleppen zu lassen.
    Wieder erscholl Gelächter.
    » Nein? « Der Anführer der Männer schien belustigt. » Und du glaubst, uns daran hindern zu können, Freund? «
    Wortlos schob der Verrückte Darejan zur Seite und hinter sich gegen die Mauer. Ein halblautes Murmeln war zu hören, dann das leise Zischen, mit dem Klingen aus ihren Scheiden gezogen wurden. Die Männer kamen langsam näher. Eine Geste des Anführers gebot ihnen, stehen zu bleiben. » Wir sind zu sechst, Freund, und im Gegensatz zu dir bewaffnet. Außerdem bezweifle ich, dass dir deine kleine Korun eine große Hilfe sein wird. « Er hob leicht die ausgebreiteten Hände. » Wir werden dafür bezahlt, euch unverletzt nach Kahel zurückzubringen. Aber ich bin sicher, Königin Seloran wird die ein oder andere Schramme in Kauf nehmen, wenn sie euch dafür noch vor dem Seelenmond zurückbekommt.– Nun? Was soll es sein? «
    Anstelle einer Antwort verlagerte er nur sein Gewicht. Schlagartig wurde Darejan klar, dass er– wie vor wenigen Tagen am Strand– den Wahnsinn abgestreift hatte. Ein gezischter Befehl und die Männer kamen auf sie zu. Ein dünner Faden Mondlicht fiel zwischen den Giebeln hindurch, ließ die Schwerter in ihren Händen schimmern. Er wartete nicht, bis sie heran waren, sondern stürzte sich auf den Mann, der ihm am nächsten war. Das klatschende Geräusch eines Schlages, dann taumelte der Kerl röchelnd gegen einen seiner Kameraden, der ihn rüde aus dem Weg stieß. Sie sah, wie eine Klinge auf ihn zuzuckte, er sich darunter hindurchduckte, einem Stoß auswich, den Mann am vorgestreckten Arm packte, an sich vorbeizerrte und ihm in der gleichen Bewegung das Schwert aus der Hand wand. Für einen Herzschlag zögerten die Männer, als ihnen klar wurde, dass sie bei Weitem kein so leichtes Spiel mit ihrer Beute haben würden, wie sie wohl erwartet hatten. Dann drangen sie gleichzeitig auf den Verrückten ein. Dunkelheit in einer schmalen Gasse. Schemen, die sich darin bewegten. Das Klirren von Stahl auf Stahl hallte zwischen den Hauswänden wieder. Ein Mann heulte vor Schmerz auf. Plötzlich eine Bewegung hinter dem Verrückten. Das Blitzen einer Schwertklinge im Mondlicht. » Nein! « Darejan schrie, riss die Hände in die Höhe. Ein Jaulen, scheppernd schlitterte eine Klinge in der Dunkelheit davon. Magie brannte ihr die Kraft aus den Gliedern. Keuchend krallte Darejan sich an die Mauersteine, kämpfte, um nicht ohnmächtig zu werden. Nebelschlieren, die sich um sich selbst wanden. Seloran fuhr zu ihr herum, das Gesicht vor Hass verzerrt. Ihr Blick verschwamm. Ein Schlag, hinterrücks. Mit dumpfem Stöhnen fiel ein Körper schwer zu Boden. Stille, zerrissen von dem wilden Schrei eines Adlers. Eine Faust traf sie am Kinn und ließ Finsternis über ihr zusammenstürzen.
    Darejan kam erst wieder zu sich, als sie unsanft von einem Pferderücken gezerrt wurde und auf steinigem Boden landete. Um sie her waren nur Dunkelheit und Schatten. Ein Mann beugte sich über sie. Auf seiner Wange prangten fünf blutige Kratzer. Grob kontrollierte er den Sitz der Riemen, mit denen ihre Handgelenke und Knöchel gefesselt waren. Dann stand er auf und ging zu seinen Kameraden hinüber, die gerade dabei waren, ihre Decken für die Nacht auszubreiten. Ein Feuer brannte in

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