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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ihrer Mitte und warf unruhige Schatten auf die Bäume und Sträucher, die die kleine Lichtung umstanden. Etwas ungelenk stemmte Darejan sich auf einen Ellbogen und sah zu den Männern hinüber. In der Gasse hatte sie sechs Schatten gezählt; jetzt waren sie nur noch zu dritt. Schräg hinter ihr scharrte es leise. Sie wandte den Kopf– und begegnete den silbernen Augen des Verrückten, die ihren Blick beängstigend klar und kalt erwiderten. Er saß an einen Baum gelehnt, die Arme um den Stamm nach hinten gezogen und vermutlich in dieser unbequemen Haltung gefesselt. Beklommen schluckte sie, als sie das Blut bemerkte, das ihm aus der Nase rann. Auch sein Hemd war mit frischen roten Flecken besudelt.
    Am Feuer richteten die Männer sich wachsam auf, als gedämpfter Hufschlag erklang, der rasch näher kam. Doch offenbar kannten sie den Reiter, der sein graues Pferd am Rand des Lichtscheins zügelte und aus dem Sattel glitt, denn sie nahmen die Hände wieder von den Waffen.
    » Was hat so lange gedauert, Nakeen? « Darejan erkannte die Stimme des Anführers.
    » Ich habe dafür gesorgt, dass sie die Biester in der anderen Richtung suchen, Sorgral. Oder hättest du gerne ein Dutzend Händlerknechte an deinem Feuer begrüßt, die auf der Jagd nach ein paar CayAdesh durch diesen Teil der Wälder streifen? « Der Mann trat gemächlich näher, beugte sich vor und nahm mit einem Nicken den irdenen Becher entgegen, den ihm einer der anderen reichte. An Stirn und Braue glitzerten Edelsteintätowierungen. » Sind sie das tatsächlich? « Er blickte zu ihnen her, während er einen Schluck trank, kam dann langsam um das Feuer herum auf sie zu.
    Ohne Darejan mehr als einen kurzen Seitenblick zu gönnen, ging er vor dem Verrückten in die Hocke. Mehrere Atemzüge lang musterten die beiden Männer sich, dann kippte Nakeen ihm den Inhalt seines Bechers ins Gesicht. Der Geruch von Wein stieg Darejan in die Nase. In glitzernden Tropfen rann die Flüssigkeit über die Züge des Verrückten, durchtränkte sein Hemd und wusch den Dreck von seinen Edelsteintätowierungen an Stirn und Ohrläppchen. Sie konnte sehen, wie Nakeen für den Bruchteil eines Atemzugs erstarrte, ehe er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpresste. Schritte näherten sich. Er packte den Verrückten an der Kehle und stieß seinen Kopf hart gegen den Baum. » Ich weiß nicht, was die Korun-Königin mit dir vorhat, aber ich hoffe, es ist schmerzhaft und endet mit deinem Tod « , zischte er hasserfüllt, ließ ihn abrupt los und stand auf. Um ein Haar wäre er gegen den anderen Mann geprallt, der mit einem Wasserschlauch und Brot neben ihn getreten war. Ein Grinsen glitt über die Lippen des Mannes und spannte die Kratzer auf seiner Wange. » Nachdem du ihm schon von deinem Wein hast kosten lassen, kannst du ihn ja auch noch füttern. «
    » Das kann sie tun. « Nakeen wandte sich zu Darejan um, packte sie bei den Armen und zerrte sie zu dem Verrückten hin. » Ich wünsche eine angenehme Nacht. « Brot und Wasserschlauch landeten in ihrem Schoß. Sie starrte den beiden Männern hinterher, als sie zu ihren Kameraden zurückgingen, dann sah sie zu dem Verrückten hin. Die Stirn in feine Falten gelegt, beobachtete er, wie Nakeen sich beim Feuer niederließ und seinen Becher neu füllte.
    Darejan rutschte noch ein Stück näher, brach einen Brocken Brot ab– mit ihren gefesselten Händen ein mühsames Unterfangen– und hielt es ihm hin. » Iss! «
    Langsam wandte sein Blick sich ihr zu. Seine Augen waren vollkommen klar. Ein gefährliches Glitzern war in ihren Tiefen. Einen Moment starrte er das Brot an, als sei es etwas Ekelhaftes, doch schließlich nahm er den Bissen aus ihren Fingern. Warm streiften seine Lippen ihre Haut, hielten sie zwischen den Zähnen fest, leckte die letzten süßen Reste ab und knurrte leise, als sie sich befreien wollte. Hastig zog Darejan die Hand zurück. Schlagartig war ihre Kehle eng. Er neigte den Kopf, während er kaute und schluckte. Seine Brauen hatten sich zusammengezogen, seine Edelsteintätowierungen blitzten.
    Ihre Hand zitterte, als sie das nächste Stück abbrach und ihm reichte. Hinter ihrer Stirn nistete wieder Schmerz. Abermals berührte sein Mund ihre Finger. Beinah hätte sie vergessen, loszulassen. Gelächter vom Feuer her ließ sie zusammenzucken. Hastig wandte sie den Blick ab, konzentrierte sich auf das Brot und darauf, ihm den nächsten Bissen hinzuhalten. Er nahm ihn mit dem gleichen Widerwillen wie zuvor,

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