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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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gewesen. « Er machte eine knappe Geste in ihre Richtung, die Darejan nicht verstand. » KâlTeiréen. « In diesem einen Wort schwang mehr Respekt mit, als sie jemals zuvor gehört hatte. Er hob kurz die Hand zur Stirn, dann schien er angestrengt in die Dunkelheit hinter ihnen zu blicken, ganz so, als würde er nach etwas suchen. Offenbar konnte er es nicht entdecken, denn nach einem kaum merklichen Zögern zuckte er leicht die Schultern und winkte ihnen, ihm zu folgen. » Kommt! Wir werden erwartet. «
    Zu ihrer Verblüffung schien der Verrückte tatsächlich mit ihm gehen zu wollen. Darejan hielt ihn am Arm fest. » Das ist eine Falle! Er ist einer von ihnen. «
    Beide Männer drehten sich zu ihr um. Ihre Missbilligung lag schwer in der Luft. Der Verrückte schüttelte ihre Hand ab, packte sie seinerseits und zog sie mit sich. » Sei still und komm, Hexe! « , war alles, was er sagte. Darejan hatte keine andere Wahl, als sich zu fügen, wollte sie nicht allein zurückbleiben oder es riskieren, den Rest der Männer auf ihre Spur zu setzen.
    Eine ganze Weile ging es in der nächtlichen Stille zwischen den Bäumen hindurch. Zuweilen schuhute ein Nachtvogel oder ein Rascheln im Unterholz verriet, dass sie nicht gänzlich allein waren, doch die meiste Zeit war nur das leise Geräusch ihrer eigenen Schritte zu hören. Schließlich blieb Nakeen am Rand einer Lichtung neben einem gespaltenen Baum stehen und pfiff leise. Einen Moment geschah gar nichts, dann bewegte sich etwas auf der anderen Seite und zwei große Schatten traten aus der Dunkelheit. Die CayAdesh! Darejan starrte verblüfft. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, winkte Nakeen sie erneut vorwärts und auf die Rösser zu, die sie mit verhaltenem Wiehern begrüßten.
    » Nijaa « , er ging zu der Stute und streichelte ihren Hals, » kann kein doppeltes Gewicht tragen. Allerdings ist sie nicht bereit, die Korun allein auf ihrem Rücken zu dulden.– Aber Zaree wird euch beide kaum spüren. «
    Der Hengst trat langsam auf sie zu, streckte die Nüstern vor und schnaubte dem Verrückten gegen die Halsbeuge. Seine Ohren zuckten genießerisch, als er in einer wortlosen Begrüßung unter der Stirnlocke gekrault wurde.
    Einen Augenblick später saßen die Männer auf, ohne sich daran zu stören, dass die CayAdesh weder Sattel noch Zaumzeug trugen. Darejan wurde auf den Rücken des Hengstes gezogen, dann wendete Nakeen die Stute auch schon und trieb sie in der Dunkelheit voran. Sie folgten ihm schweigend. Die Hufklauen der Rösser verursachten keinen Laut auf dem weichen Waldboden.
    Bis in den Morgen ritten sie ununterbrochen, wobei sie die CayAdesh immer wieder im Schritt gehen ließen, um die Stute zu schonen. Zuweilen hatte Darejan geglaubt, unter den Tritten der Tiere das leise Knirschen von Stein zu hören, einige Male war Wasser unter ihr aufgespritzt und hatte ihre Beine durchnässt. Und obwohl der Boden in der Dunkelheit nicht mehr gewesen war als eine Ansammlung von Schatten, war keines der CayAdesh auch nur einmal gestrauchelt.
    Die Sonne tauchte Bäume und Sträucher in ihr erstes blaugoldenes Licht, als Nakeen Nijaa in einer Senke zum Stehen brachte. Darejans Blick glitt über die glatten, dunklen Felsen, die zu zwei Seiten senkrecht aufragten. Links von ihnen wuchsen dicht an dicht Narlbirken in den Himmel, deren gold geäderte Blätter sich sacht bewegten. Ein undurchdringliches Dickicht wucherte um ihre schlanken silbrigen Stämme. In seinen Tiefen zeterte ein Vogel. Die vierte Seite fiel sacht zur Mitte der Senke hin ab und war der einzige Zugang. Unter dem Laubteppich, der den Boden weich bedeckte, raschelte es. Irgendwo bei den Felsen erklang das leise Glucksen von fließendem Wasser.
    Vor ihr schwang der Verrückte ein Bein über den Hals des Hengstes und rutschte von seinem Rücken. Als sie sah, dass er wankte, wollte sie sich vorbeugen und nach ihm greifen, doch er hatte bereits die Finger in die Gefiedermähne geschlungen und hielt sich an dem CayAdesh fest. Schnaubend wandte Zaree den Kopf, wieherte leise. Fast hätte Darejan schwören mögen, Sorge in dem Laut zu hören. Ihr Blick fiel auf seine Handgelenke. Unter den Eisenringen waren sie mit dunklem Schorf bedeckt. Plötzlich begriff sie, was Nakeen mit seinem Wenn ihr euch nur ein klein wenig länger geduldet hättet …, gemeint hatte. Er musste so lange gezerrt und gescheuert haben, bis die Haut unter seinen Fesseln zu bluten begonnen hatten. Die Männer hatten ihn mit Lederriemen

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