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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hingeführt hätte, von allen als Zeichen begriffen wird, dann sollte das rechtzeitige Erscheinen eines hungrigen Berglöwen
in einem ausgebrannten Hotelkasino so leicht zu begreifen sein wie eine Stimme aus einem brennenden Dornbusch.
    Diese Welt ist geheimnisvoll. Manchmal nehmen wir das Geheimnis wahr und ziehen uns zweifelnd und furchtsam zurück. Manchmal folgen wir ihm.
    Ich folgte ihm.
    Datura wartete noch immer darauf, dass ich mich aus einem Menschen in ein Tier verwandelte. Kurz bevor sie herausfand, doch nicht unbesiegbar zu sein, merkte sie, dass etwas hinter ihrem Rücken mich in den Bann schlug. Sie drehte sich um.
    Durch diese Bewegung löste sie den Sprung aus, gefolgt vom Biss der Kiefer und dem Griff der Klauen.
    Sie schrie auf, während der Aufprall des Pumas ihr die Pistole aus der Hand schlug, bevor sie zielen oder abdrücken konnte.
    Im Einklang mit dem Geheimnis, das den Augenblick prägte, flog die Waffe in hohem Bogen auf mich zu. Ich griff in die Luft und fing sie geradezu lässig auf.
    Vielleicht war Datura bereits tödlich verwundet und nicht mehr zu retten, doch die unausweichliche Wahrheit lautet, dass ich die Waffe hielt, aber nicht abdrückte, und mich deshalb auch nicht als Held bezeichnen kann. Asche stob unter meinen Füßen auf, als ich auf die Nordseite des Gebäudes und die Treppe zurannte.
    Obwohl ich nicht gesehen habe, wie Daturas Blut floss und wie der Puma seine Zähne in sie grub, werde ich ihre Schreie nie vergessen können.
    Vielleicht hatte auch die Näherin unter dem Messer der Grauen Schweine sich so angehört, oder die angeblich in der Kellerwand jenes Hauses in Savannah steckenden Kinder.
    Eine weitere Stimme brüllte – nicht die des Pumas –, halb voll Qual und halb voll Zorn.

    Als ich mich umdrehte, sah ich, wie der Lichtfleck von Daturas Taschenlampe hin und her zuckte, während die Katze und ihre Beute am Boden zappelten.
    Von der Südseite des Gebäudes her näherte sich zwischen schwarzen Pfeilern, die gut in die Vorhalle der Hölle gepasst hätten, ein weiteres Licht. Dahinter war schattenhaft eine massige Gestalt erkennbar. André.
    Daturas Schreie verstummten.
    Der Lichtstrahl der Taschenlampe strich über den Boden und fand den Berglöwen. Wenn André eine Waffe dabeihatte, so benutzte er sie nicht.
    Respektvoll schlug der Koloss einen Bogen um das Raubtier und seine Beute, während er weiter auf mich zulief. Wahrscheinlich würde er mich einfach über den Haufen rennen; ein führerloser Eisenbahnzug hatte die Schwerkraft auf seiner Seite.
    Mein zitterndes Licht zog meinen Verfolger zielstrebiger zu mir, als es mein Magnetismus je hätte tun können, aber wenn ich die Lampe ausschaltete, war ich fast völlig blind.
    Obwohl André noch ein gutes Stück entfernt und ich nicht gerade ein Meisterschütze war, feuerte ich einen Schuss ab. Dann einen zweiten und einen dritten.
    Natürlich hatte auch er eine Waffe. Er erwiderte mein Feuer.
    Erwartungsgemäß zielte er besser als ich. Ein Geschoss prallte an dem Pfeiler links von mir ab, das zweite pfiff so nah an meinem Kopf vorbei, dass ich es trotz des Knalls hören konnte.
    Wenn ich mich auf einen Schusswechsel einließ, war ich geliefert. Deshalb rannte ich los, im Zickzack und mich immer wieder duckend.
    Die Tür zur Treppe fehlte. Ich stürzte mich hindurch und sprang die Stufen hinab.

    Als ich den mittleren Absatz hinter mir hatte, kam mir ein Gedanke. Bestimmt erwartete mein Verfolger, dass ich die Treppe im Erdgeschoss verließ. Da er mit den Fluren und Räumen dort bestimmt vertrauter war als ich, würde er mich erwischen, denn er war stark, schnell und nicht so dämlich, wie er aussah.
    Ich hörte, wie er über mir auf die Treppe stürmte, und begriff, dass er noch schneller vorwärtskam, als ich gefürchtet hatte. Kurz entschlossen trat ich auf die halb offen stehende Tür ein, lief jedoch nicht hindurch. Stattdessen richtete ich den Lichtstrahl kurz auf die weiter nach unten führenden Stufen, um mich zu vergewissern, dass sie nicht blockiert waren, dann knipste ich die Lampe aus und schlich rasch, aber leise weiter.
    Hinter mir knallte die Tür mit einem lauten Krachen an die Wand. Während ich den mittleren Absatz erreichte, mich am Geländer festhielt und blind weiter ins Dunkel tappte, hörte ich André ins Erdgeschoss poltern.
    Beharrlich ging ich weiter. Ein wenig Zeit hatte ich zwar gewonnen, aber lange würde er sich nicht zum Narren halten lassen.

53
    Als ich im Untergeschoss ankam und

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