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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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nicht, dass er das wirklich konnte. Er hat gelogen, weil er mich vögeln wollte.«
    »Bei mir brauchst du dir deshalb keine Sorgen machen«, sagte ich.
    »Die Spuren hier, das muss ein Katzenphantom sein, eine Art Eidolon. Wieso sollte eine echte Katze in dieser stinkenden Ruine herumschnüffeln?«
    »Nicht weit vom Westgipfel des Kilimandscharo, auf etwa fünftausendachthundert Metern, liegt der ausgetrocknete, gefrorene Kadaver eines Leoparden«, zitierte ich.

    »Auf diesem Berg in Afrika?«
    »Niemand hat erklären können, was der Leopard auf dieser Höhe gesucht hat«, fuhr ich fort.
    Datura runzelte die Stirn. »Das kapier’ ich nicht. Wo ist da das Geheimnis? Das war ein ganz normaler Leopard, der konnte doch hingehen, wo er wollte!«
    »Das war ein Zitat aus ›Schnee auf dem Kilimandscharo‹.«
    Sie fuchtelte ungeduldig mit der Pistole.
    »Das ist eine Kurzgeschichte von Ernest Hemingway«, erklärte ich.
    »Der Typ mit der Möbelkollektion? Wie kommst du jetzt auf Hemingway?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich hab einen Freund, der ganz begeistert ist, wenn ich mal eine literarische Anspielung von mir gebe. Er meint, ich könnte mich zum Schriftsteller entwickeln. «
    »Seid ihr zwei etwa schwul?«, fragte Datura.
    »Nein. Er ist unheimlich fett, und ich bin paranormal begabt, das ist alles.«
    »Süßer, manchmal redest du ganz schönen Stuss. Hast du Robert umgelegt?«
    Bis auf unsere beiden Lichtschwerter, die aneinander vorbeileuchteten, lag der Raum in unerbittlicher Dunkelheit. Während ich durch den Schacht geklettert war, hatte der Wintertag das letzte Licht verloren.
    Es machte mir nichts aus zu sterben, aber diese vom Feuer geschwärzte Höhle war ein hässlicher Ort, um es zu tun.
    »Los, sag schon, hast du Robert umgelegt?«, wiederholte sie.
    »Der ist vom Balkon gefallen.«
    »Ja, nachdem du ihn erschossen hast.« Besonders verärgert klang das nicht. Datura betrachtete mich eher mit der Berechnung einer Schwarzen Witwe, die überlegt, ob sie sich ein neues
Männchen nehmen soll. »Du spielst ganz gut den Ahnungslosen, aber du bist bestimmt ein Mundunugu .«
    »Mit Robert hat irgendetwas nicht gestimmt.«
    Datura hob die Augenbrauen. »Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Meine bedürftigen Jungs bleiben nicht immer so lange bei mir, wie ich es gerne hätte.«
    »Ach nein?«
    »Außer André. Der ist ein echter Stier.«
    »Ich dachte, er wäre ein Pferd. Cheval André.«
    »Ein richtiger Hengst«, sagte sie. »Wo ist eigentlich dein Freund Danny? Ich will ihn wiederhaben. Er ist so ein lustiger, kleiner Giftzwerg.«
    »Ich hab ihm die Kehle durchgeschnitten und ihn in einen Schacht geworfen.«
    Diese Behauptung elektrisierte sie. Ihre Nasenflügel blähten sich auf, und an ihrem schlanken Hals pulsierte eine Vene.
    »Wenn er nicht durch den Sturz krepiert ist«, fuhr ich fort, »dann ist er inzwischen verblutet. Oder ersoffen. Unten im Schacht steht mindestens sechs Meter hoch das Wasser.«
    »Und wieso hast du das getan?«
    »Er hat mich hintergangen. Hat dir meine Geheimnisse verraten. «
    Datura leckte sich die Lippen, als hätte sie gerade ein leckeres Dessert verzehrt. »Du hast so viele Schichten wie eine Zwiebel, Süßer.«
    Inzwischen hatte ich mich entschieden, so zu tun, als wären wir zwei verwandte Seelen, die gemeinsame Sache machen sollten. In diesem Augenblick ergab sich jedoch eine andere Gelegenheit.
    »Dieser nigerianische Prinz hat mich bloß reinlegen wollen«, sagte Datura, »aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass du nach Mitternacht zu einem Panther werden kannst.«
    »Es ist kein Panther.«

    »Nein? In was verwandelst du dich dann?«
    »Ein Säbelzahntiger ist es auch nicht.«
    »Wirst du etwa ein Leopard wie der auf dem Kilimandscharo?«
    »Es ist ein Berglöwe.«
    Der kalifornische Puma, eines der eindrucksvollsten Raubtiere der Welt, hält sich am liebsten in zerklüfteten Bergen und deren Wäldern auf, doch er kann sich auch gut an Hügel und niedriges Gesträuch anpassen.
    In dem üppigen Buschwerk, das auf den Anhöhen und in den Schluchten rund um Pico Mundo wächst, leben viele Berglöwen. Oft stoßen sie von dort in angrenzende Gegenden vor, die man als echte Wüste bezeichnen würde. Ein männlicher Puma beansprucht ein Revier von bis zu zweihundertfünfzig Quadratkilometern, und er streift gern umher.
    In den Bergen ernährt sich der Räuber von Maultierhirschen und Dickhornschafen. Gerät er in ein so ödes Gebiet wie die Mojave, so jagt er dort

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