Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
es wagte, die Taschenlampe anzuknipsen, sah ich weiter nach unten führende Stufen, schrak jedoch davor zurück, ihnen zu folgen. Wenn ich noch tiefer vordrang, landete ich wahrscheinlich in einer Sackgasse.
    Schaudernd erinnerte ich mich an die Geschichte von dem Geist des Gestapo-Schergen, der angeblich in einem Pariser Keller spukte. Daturas seidige Stimme klang mir in den Ohren: Ich habe Gessels Hände am ganzen Körper gespürt – gierig, kühn, fordernd. Er ist in mich eingedrungen.
    Was ich hier im Untergeschoss erwartete, waren eine Tiefgarage oder Ladebuchten für die Anlieferung von Waren. In beiden Fällen gab es Ausgänge. Ich hatte genug von diesem Hotel. Es war mir lieber, draußen mein Glück zu wagen, mitten im Sturm.
    Vor mir lag ein langer Korridor mit PVC-Fliesen und nackten Betonwänden, von denen Türen abgingen. Bis hierher waren weder Feuer noch Rauch vorgedrungen.
    Weil die Türen weiß, aber nicht paneeliert waren, warf ich im Vorübergehen einen Blick in einige der Räume. Leer. Offenbar Büros oder Lagerräume, die man nach der Katastrophe ausgeräumt hatte, weil das Mobiliar nicht von Feuer oder Wasser beschädigt worden war.
    Selbst der beißende Gestank, den der Brand hinterlassen hatte, war nicht bis hierher vorgedrungen. Ich hatte die üble
Suppe so viele Stunden eingeatmet, dass die frische Luft mir in Nase und Lunge kitzelte. Sie war fast aggressiv in ihrer relativen Reinheit.
    Als ein anderer Flur kreuzte, boten sich mir drei Optionen. Nach kurzem Zögern eilte ich nach rechts und hoffte, dass die Tür am Ende zu der verflixten Tiefgarage führte.
    Ich hatte die Tür gerade erreicht, als ich ein lautes Scheppern hörte. André war von der Treppe in den Flur gestürmt, den ich gerade verlassen hatte.
    Sofort knipste ich die Taschenlampe aus. Leise zog ich die Tür auf, trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter mir.
    Als meine Taschenlampe wieder aufflammte, sah ich eine Aluminiumtreppe mit gummierten Stufen. Sie führte nach unten.
    Die Tür hatte kein Schloss.
    Vielleicht machte André sich daran, das Untergeschoss gründlich zu durchsuchen. Es war jedoch auch möglich, dass er es wieder verließ und seinem Instinkt anderswohin folgte.
    Einerseits konnte ich abwarten, was er tat, und hoffen, ihn zu erschießen, bevor er mich erschoss, falls er die Tür hinter mir aufriss. Andererseits konnte ich der Treppe folgen.
    Froh darüber, dass ich die Pistole aufgefangen hatte, auch wenn sie keine Überlebensgarantie war, eilte ich ins zweite Untergeschoss hinunter. Noch vor Kurzem hatte ich es meiden wollen.
    Dreimal wechselte ich die Richtung, dann stand ich in einem Vorraum mit einer imposanten Tür. Sie war mit mehreren Warnschildern gepflastert, von denen besonders eines ins Auge fiel. HOCHSPANNUNG! verkündete es in fetten roten Lettern. Eine ernste Mahnung beschränkte den Zutritt auf befugtes Personal.
    Ich erklärte mich für befugt, öffnete die Tür und leuchtete von der Schwelle aus hinein. Acht Betonstufen führten hinab in
eine von dicken Mauern umschlossene Betonwanne, die etwa fünf mal sechs Meter groß war.
    In der Mitte dieser Wanne befand sich eine Art Podest, und darauf stand eine kompliziert aussehende Maschinerie. Offenbar war es ein Transformator, den man in einem Bunker unterbringen musste, weil theoretisch Explosionsgefahr bestand.
    Am anderen Ende der Kammer sah ich auf Bodenhöhe die Öffnung eines Tunnels. Er hatte einen knappen Meter Durchmesser und war stockdunkel. Wahrscheinlich war er dazu gedacht, im Falle eines Wasserrohrbruchs für einen geregelten Abfluss zu sorgen.
    Nicht nur war ich wider Willen ins tiefere der beiden Untergeschosse vorgedrungen, ich hatte auch noch ausgerechnet diese Tür gewählt. Nun war ich in genau der Sackgasse angelangt, die ich gefürchtet hatte.
    Seit dem Augenblick, in dem der Puma losgesprungen war, hatte ich an jeder Station meiner Flucht hastig meine Optionen abgewogen und die Wahrscheinlichkeiten kalkuliert. Der leisen, schwachen Stimme, mit der sich mein sechster Sinn zu melden pflegt, hatte ich dabei in meiner Panik nicht gelauscht.
    Nichts ist gefährlicher für mich, als zu vergessen, dass ich ein Mann der Vernunft und der paranormalen Wahrnehmung bin. Wenn ich mich ausschließlich auf die eine oder die andere Seite verlasse, verleugne ich mein halbes Selbst und damit auch mein halbes Potenzial.
    Für andere Leute gilt das zwar weniger als für mich, aber im Grunde trifft es auf jeden zu.
    Ich saß in der

Weitere Kostenlose Bücher