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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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nicht.
    Rasch blickte ich mich nach zusätzlicher Munition um. Weder auf dem Boden noch auf dem Tisch oder dem Fensterbrett war welche zu sehen.
    Ich ging zum Tisch und griff nach der Fernbedienung, wobei ich darauf achtete, nicht auf die schwarze Taste zu drücken.

    Da der Poltergeist unten im Kasino sich inzwischen wohl allmählich ausgetobt hatte, blieben mir nur noch wenige Minuten, bevor Datura und ihre Jungs ihre Verwirrung überwanden und sich wieder an meine Fersen hefteten.
    Ein paar wertvolle Sekunden vergeudete ich damit, ins Badezimmer zu treten und festzustellen, ob Datura das dort am Boden liegende Handy tatsächlich völlig ruiniert hatte. Da es zwar ramponiert, aber nicht in seine Einzelteile zerfallen war, schob ich es in die Hosentasche.
    Neben dem Waschbecken stand eine Schachtel mit Munition. Ich steckte vier Patronen ein und verließ das Zimmer.
    Im Flur angelangt, warf ich einen Blick zur Nordtreppe, dann rannte ich in die andere Richtung, auf Zimmer 1242 zu.
    In Dannys Gefängnis hatte Datura leider keine Kerzen in roten und gelben Gläsern aufgestellt, wahrscheinlich, weil sie vermeiden wollte, dass mein Freund dadurch zu Sieg oder Geld kam. Wenn nicht gerade Blitze durch die schwarzen Wolken draußen zuckten, war es deshalb so finster wie in einer Höhle. Die Luft roch nach Ruß und war von einem raschen Trappeln erfüllt, bei dem mir eine Horde laufender Ratten in den Sinn kam.
    »Odd«, flüsterte Danny, als ich durch die Tür trat, »Gott sei Dank! Ich dachte schon, du bist tot.«
    Ich schaltete die Taschenlampe ein und gab sie ihm zu halten. »Wieso hast du mir eigentlich nicht gesagt, wie durchgeknallt sie ist?«, fragte ich, ebenfalls flüsternd.
    »Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Ich hab dich doch gewarnt, sie ist verrückter als eine syphilitische Kofferbomberin mit Rinderwahn!«
    »Schon. Aber das finde ich noch reichlich untertrieben.«
    Die laufenden Ratten waren in Wirklichkeit der Regen, der durch eine zerborstene Fensterscheibe schräg ins Zimmer fiel und auf die aufgetürmten Möbel prasselte.

    Ich lehnte die Flinte an die Wand und zeigte Danny die Fernbedienung, die er bereits kannte.
    »Ist sie tot?«, fragte er.
    »Darauf würde ich lieber nicht zählen.«
    »Was ist mit Pat und Patachon?«
    Wer damit gemeint war, musste ich nicht fragen. »Einer von ihnen hat was abbekommen, aber ich glaube nicht, dass es ihm ernsthaft Schaden zugefügt hat.«
    »Das heißt, sie werden kommen?«
    »So sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Wir müssen abhauen.«
    »Bin schon dabei«, versicherte ich ihm und hätte fast die weiße Taste auf der Fernbedienung gedrückt.
    Im allerletzten Augenblick, als ich schon den Daumen gehoben hatte, überlegte ich, wer mir eigentlich gesagt hatte, dass man die Bombe mit der schwarzen Taste detonieren ließ und sie mit der weißen entschärfte.
    Datura.

40
    Datura, die beste Beziehungen zu den Grauen Schweinen von Haiti pflegte und zusah, wie Näherinnen geopfert und »gekostet« wurden, hatte mir gesagt, was die schwarze und die weiße Taste bewirkten.
    Soweit ich beurteilen konnte, hatte sie sich bisher nicht als zuverlässige Quelle gesicherter Fakten und ungeschminkter Wahrheit erwiesen. Mehr noch: Die sonst nicht besonders entgegenkommende Irre hatte mir diese Information von sich aus mitgeteilt, als ich sie gefragt hatte, ob die Fernbedienung auf dem Tisch etwas mit der Bombe zu tun habe. Eigentlich hatte es keinen Grund gegeben, so etwas zu tun.
    Moment! Mir fiel doch ein Grund ein, und zwar einer, der hintertrieben und grausam war.
    Für den inzwischen tatsächlich eingetretenen Fall, dass es mir irgendwie gelang, die Fernbedienung in die Finger zu bekommen, hatte sie mich so instruieren wollen, dass ich Danny in die Luft sprengte, statt ihn zu retten.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Gib mir die Taschenlampe.«
    Ich trat hinter den Sessel und ging in die Hocke, um den Sprengsatz zu studieren. Seit ich damit zum ersten Mal konfrontiert worden war, hatte mein Unterbewusstsein Zeit gehabt, über das Gewirr aus farbigen Kabeln nachzugrübeln – leider ohne jedes Ergebnis.

    Das wirft nicht unbedingt ein schlechtes Licht auf mein Unterbewusstsein. Schließlich war es zur selben Zeit mit anderen wichtigen Aufgaben beschäftigt gewesen, zum Beispiel mit der Auflistung aller Krankheiten, mit denen ich eventuell angesteckt worden war, als Datura mir Wein ins Gesicht gespuckt hatte.
    Wie vorher versuchte ich, meinen sechsten Sinn in Gang zu

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