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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schleichen. War ich erst einmal draußen, konnte ich in einer oder zwei Stunden mit der Polizei wiederkommen.
    Als ich zum ersten Mal Zimmer 1203 betreten hatte und der am Fenster stehenden Datura begegnet war, hatte sie mich erst gar nicht gefragt, wie ich heraufgekommen war. Sie musste gewusst haben, dass man die beiden Treppen nur umgehen konnte, indem man den Aufzugschacht nahm.
    Obwohl den dreien bestimmt klar war, dass Danny nicht durch den Schacht klettern konnte, würden sie trotzdem gelegentlich
lauschen, ob sie dort Geräusche hörten. Der Weg war mir also versperrt.
    Als ich den Eingang zur Südtreppe erreichte, fand ich die Tür halb offen vor. Vorsichtig schlüpfte ich hindurch und blieb dahinter stehen.
    Kein Ton stieg von unten herauf. Ich schlich mich vier, fünf Stufen hinab, dann hielt ich inne, um zu lauschen. Die Stille war ungebrochen.
    Der merkwürdige, an Moschus, Pilze und rohes Fleisch erinnernde Geruch war noch vorhanden. Vielleicht war er ein wenig schwächer geworden, aber nicht weniger ekelhaft.
    Die Haut in meinem Nacken verfiel in das gruselige Prickeln, das sie so gut beherrschte. Von mehreren Leuten hatte ich gehört, das würde bedeuten, dass der Teufel in der Nähe sei, aber mir war aufgefallen, dass das Phänomen auch dann eintrat, wenn man mir Rosenkohl vorsetzte.
    Was immer der eigentliche Ursprung des Geruchs war, er musste mit den toxischen Überresten des Brandes zu tun haben. Deshalb hatte ich ihn vor meinem Besuch hier im Hotel noch nie gerochen. Das hieß, er war das Produkt eines bestimmten Ereignisses und hatte keinerlei übernatürliche Ursachen. Bestimmt hätte ihn jeder Chemiker analysieren und mir die molekulare Zusammensetzung zur Verfügung stellen können.
    Jedenfalls war ich noch nie auf ein aus dem paranormalen Bereich stammendes Wesen getroffen, das seine Anwesenheit mit diesem Geruch kundgetan hatte. Menschen mieften, Geister nicht. Dennoch veränderte der Zustand meines Nackens sich kein bisschen, obwohl weit und breit kein Rosenkohl zu sehen war.
    Ungeduldig redete ich mir ein, dass nichts Bedrohliches im Treppenhaus lauerte, und tastete mich im Dunkeln rasch ein paar weitere Stufen hinunter. Die Taschenlampe wollte ich
nicht benutzen, um mich nicht zu verraten, falls sich Datura oder eines ihrer beiden Pferde irgendwo unterhalb von mir befanden.
    Ich erreichte den mittleren Absatz und nahm noch zwei Stufen, als ich an der Wand des nächsten Stockwerks ein fahles Leuchten sah.
    Da kam jemand herauf. Er war bestimmt nur noch eine oder zwei Etagen unter mir, weil Licht sich nicht im Zickzack bewegen konnte.
    Ich überlegte, ob ich losrennen sollte, um den elften Stock zu erreichen und dort wieselflink aus dem Treppenhaus zu springen, bevor mein Gegner den Absatz darunter erreichte und mich sah. Allerdings war die Tür zum Flur womöglich so korrodiert, dass man sie nicht öffnen konnte, oder sie kreischte auf ihren rostigen Angeln wie eine Kreissäge.
    Der Lichtschein an der Wand wurde rasch heller und größer. Wer immer da heraufkam, er war schnell. Ich hörte Männerschritte.
    Immerhin hatte ich die Flinte. Auf engem Raum wie hier im Treppenhaus wäre es wohl selbst mir gelungen, einen Volltreffer zu erzielen.
    Auch keine gute Idee. Ich hatte die Waffe an mich genommen, weil das notwendig war, aber ich war keineswegs scharf darauf, sie einzusetzen. Sie stellte einen letzten Ausweg dar, nicht die erste Option.
    Außerdem: Sobald ich abdrückte, wussten die anderen, dass ich das Hotel noch nicht verlassen hatte. Dann war die Jagd auf mich erst recht eröffnet.
    So leise wie möglich zog ich mich zurück. Als ich den zwölften Stock erreicht hatte, stieg ich im Dunkeln weiter hoch, um in der nächsten Etage zu verschwinden. Schon nach drei Schritten stieß ich jedoch auf eine mit Schutt bedeckte Stufe.

    Was mich weiter oben erwartete, wusste ich nicht. Womöglich rutschte ich auf irgendetwas aus und machte zu viel Lärm, falls der Weg nicht sogar ganz blockiert war. Mir blieb nichts anderes übrig, als wieder in den zwölften Stock zurückzukehren.
    Die Wand unten wurde noch heller. Nun war der Strahl der Lampe direkt darauf gerichtet. Das hieß, dass mein Verfolger den elften Stock bereits hinter sich gelassen hatte und mich sehen würde, wenn er um die Ecke kam.
    Ich schlüpfte durch die halb offene Tür in den rettenden Flur.
    Im grauen Licht sah ich, dass die Türen der ersten zwei Zimmer links und rechts geschlossen waren. Um keine Zeit zu vergeuden,

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