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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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schließlich einen möglichen Fluchtweg entdeckte.
    Es handelte sich um einen quadratischen Schacht mit eineinhalb Meter breiten Wänden, der sich nach oben offenbar bis zum Dach fortsetzte. Nach unten endete er, optisch kontinuierlich schrumpfend, in einer Dunkelheit, in die meine Taschenlampe nur ein Stück weit vordrang.
    So geräumig, wie seine Maße besagten, war dieser mögliche Fluchtweg nicht, weil dreieinhalb seiner Wände mit Rohren und Leitungen gepflastert waren. Am freien Teil der einen Wand befand sich jedoch eine Leiter mit ziemlich breiten Sprossen, die guten Halt boten.
    Die Aufzugschächte waren ganz woanders. Wenn Datura oder André dort lauschten, würden sie mich nicht hören, während ich hier hinunterkletterte.
    Zwischen den Rohren waren zusätzlich Handgriffe angebracht, außerdem Stahlösen, an denen man die Karabinerhaken eines Klettergurts anbringen konnte.
    Von oben hing in der Mitte des Schachts ein fingerdickes Nylonseil herab. In etwa dreißig Zentimetern Abstand waren Knoten hineingeschlungen. Offenbar war es nach dem Brand ersetzt worden, vielleicht von einem Rettungsteam. Es war wohl dazu gedacht, sich festzuhalten, wenn man von der Leiter stürzte.
    Trotz all dieser Vorkehrungen sah der Schacht aus, als wäre er eher für Affen gedacht gewesen als für Leute wie mich. Ich hatte jedoch keine Wahl, als ihn zu benutzen. Sonst konnte ich nur warten, bis mich ein zufällig vorbeikommendes UFO auf seine Brücke beamte – und man mich eines Tages mitten auf dem Rattenfriedhof fand, bestehend nur aus Jeans und Knochen.
    Das Licht meiner Taschenlampe war schwächer geworden, deshalb griff ich in den Rucksack, wühlte ein wenig und tauschte
die Batterien aus. Dann schnallte ich mir die Lampenhalterung diesmal nicht um den Kopf, sondern um den Unterarm, und befestigte die Lampe darin.
    Das zusammengeklappte Fischmesser steckte ich mir in die Hosentasche.
    Während ich die Wasserflasche halb leerte, die ich Danny nicht überlassen hatte, fragte ich mich, wie es ihm wohl ging. Bestimmt hatten die Schüsse ihm eine Heidenangst eingejagt, und er dachte, ich sei tot.
    Vielleicht war ich das auch und wusste es nur noch nicht?
    Ich überlegte, ob ich pinkeln musste. Das war nicht der Fall.
    Da mir beim besten Willen keine weiteren Gründe einfielen, um meinen Aufbruch aufzuschieben, ließ ich den Rucksack liegen und stieg in den vertikalen Schacht.

50
    Auf irgendeinem obskuren Kabelsender habe ich einmal eine uralte Serie über ein paar Abenteurer verfolgt, die in die Mitte der Erde hinabsteigen und dort eine unterirdische Zivilisation entdecken. Natürlich handelt es sich um ein Reich des Bösen.
    Der Herrscher ähnelt Ming dem Unbarmherzigen aus den alten Flash-Gordon-Filmen und hat vor, die Welt an der Oberfläche anzugreifen und sich untertan zu machen, sobald er den richtigen Todesstrahl entwickelt hat. Oder sobald seine spitzen Fingernägel lang genug sind, um zum Imperator eines ganzen Planeten zu passen – je nachdem, was zuerst geschieht.
    Bevölkert wird diese Unterwelt von den üblichen Schurken und Spitzbuben, aber auch von zwei oder drei Sorten Mutanten, Frauen mit gehörnten Hüten und natürlich Dinosauriern. Zu der Zeit, als dieses filmische Meisterwerk geschaffen wurde, ahnte noch niemand etwas von Dingen wie Computeranimation, aber die Dinosaurier waren nicht einmal in Stop-Motion aufgenommene Knetfiguren, sondern Leguane. Man hatte den armen Tieren Auswüchse aus Gummi angeklebt, damit sie bedrohlicher und mehr wie Dinosaurier aussahen, aber sie sahen einfach nur wie beschämte Leguane aus.
    Während ich vorsichtig den Schacht hinunterkletterte, ließ ich im Kopf bewusst die Handlung der alten Serie ablaufen. Dabei versuchte ich, mich auf bestimmte Einzelheiten zu konzentrieren:
auf den absurden Schnurrbart des Herrschers, auf eine bestimmte Sorte Mutanten, die verdächtig wie Zwerge mit roten Zipfelmützen und Lederhosen aussahen, auf den Dialog der Helden, der so witzig wie Emmentaler war, und auf die trashigen, aber amüsanten Leguane.
    Trotz dieser Bemühungen schweiften meine Gedanken immer wieder zu Datura ab, diesem Nagel in meinem Fuß. Ich dachte daran, was sie über die umgekehrte Wirkung meines Magnetismus wusste, und stellte mir vor, wie unangenehm es sein würde, wenn sie mich aufschlitzte, um ihr Amulett aus meinem Bauch zu holen. Keine gute Sache.
    Anderswo im Hotel roch es nach Ruß und Gift, aber hier war die Luft noch unappetitlicher. Der dumpfige Mief, der

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