Seelenmoerder
gegen die Oberseite des Käfigs gepresst hat. In den nächsten Stunden ist der Wasserstand kontinuierlich gesunken. Wäre sie nicht von der Marine Patrol gefunden
worden, hätten sie bestimmt am nächsten Morgen die Fischer entdeckt.«
Ryne schwieg einen Augenblick. Da der Täter keines seiner Opfer getötet hatte, lag auf der Hand, dass ihr Tod nicht sein Ziel war. »Ja, okay.«
»Er will, dass sie gefunden werden. Nachdem er sie vergewaltigt und gefoltert hat, besteht seine ultimative Belohnung in ihrem anschließenden Leid. Er muss dafür sorgen, dass sie nicht sterben, bevor sie entdeckt werden, sonst ist der Zweck seines Rituals verfehlt. Die Sommers wurde von ihrem Mann gefunden. Und die Clemons hat sich in Ashley Hornbys Haus umgesehen, nachdem der Radiowecker nicht aufgehört hat zu dudeln. Er lief auf höchster Lautstärke, oder?«
» Falls Karen Larsen also zu seinen Opfern zählt, dann glaubst du, dass er absichtlich das Schlafzimmer gewählt hat, dessen eines Fenster zu den Nachbarn hinausgeht, damit sie das Feuer melden? Ziemlich riskant. Was, wenn sie einen festen Schlaf gehabt hätten?«
Sie kratzte ihn leicht mit dem Fingernagel an der Brustwarze, und er zuckte kaum merklich zusammen. Als er ein Lächeln über ihre Lippen huschen sah, war er sich ziemlich sicher, dass es kein Versehen gewesen war. »Ich glaube, dass er sich manchmal hinterher noch in der Umgebung aufhält, um sicherzustellen, dass das Opfer entdeckt wird. Anderenfalls würde er selbst irgendwie die Aufmerksamkeit auf das Geschehen lenken. Er will nicht, dass sie sterben. Er treibt nicht diesen ganzen Aufwand, damit sie ihm dann unter den Händen wegsterben.«
Ryne lächelte grimmig. »Dann muss er ja ganz schön sauer gewesen sein, als er von Ashley Hornbys Selbstmord erfahren hat.«
Sie nickte. »Das hat ihn garantiert auf die Palme gebracht.
Er muss sich irgendwie … betrogen gefühlt haben. Und wie gesagt, es beschleunigt ziemlich sicher seine Suche nach einem neuen Opfer.«
Er brauchte nicht daran erinnert zu werden, dass ihnen die Zeit davonlief. Der Perverse hatte sein nächstes Opfer sicher bereits ausgewählt, da stimmte er Abbie zu. Es war vermutlich nur eine Frage von Tagen, bis er erneut zuschlug. Die jüngsten Nachrichtenmeldungen würden zwar dazu führen, dass die Frauen von Savannah sich der Gefahr bewusster waren, doch das allein würde den Täter nicht aufhalten. Er war zu clever. Und er hatte zu viel Glück gehabt. Die Spuren, die sie bislang hatten, führten wahrscheinlich nicht schnell genug zu so konkreten Ergebnissen, um ihn rechtzeitig zu fassen, eine Befürchtung, die wie Blei auf seinen Schultern lastete.
Er konnte sich von diesem Wissen überrollen oder erdrücken lassen und so schließlich jedes Körnchen Urteilsfähigkeit zerstören, bis er jede Entscheidung und jeden Einsatz im Nachhinein infrage stellte. Er konnte es aber auch nutzen, um seine Entschlusskraft zu stärken. Seine Aufmerksamkeit zu schärfen und alles Menschenmögliche zu tun, um den Täter rechtzeitig aufzuhalten.
Er strich über den Puls, der langsam und regelmäßig unter Abbies Kehle schlug. Als Polizist durfte man sich niemals ganz von einem Fall auffressen lassen. Ein Cop musste immer wieder Distanz gewinnen, um seine Instinkte wach zu halten. Bei unverbindlichem Sex konnte man leicht abschalten, doch seine Gefühle gegenüber der Frau neben ihm waren alles andere als unverbindlich. Das Kopfzerbrechen, das ihm dies bereitete, würde ihn vielleicht von der inneren Finsternis ablenken, die ihn manchmal aufzufressen drohte.
Abbie neigte den Kopf zur Seite und küsste ihn, langsam und genüsslich. Als hätten sie alle Zeit der Welt, um einander
zu erforschen. Einen Moment lang hätte er fast daran geglaubt. Er küsste sie tiefer und spürte sein inneres Feuer, als das Verlangen in ihm aufflammte. Eng umschlungen lagen sie da, Lippen, Oberkörper, Hüften, Beine und ihre weiche Wärme, die ihn lockte wie ein Versprechen.
Er kannte nichts Besseres, um den Druck der Ermittlungen abzuschütteln, als sich in ihr zu versenken. Sachte schloss er die Zähne um ihre zarte Kehle, und sie erschauerte. Am liebsten hätte er sie die ganze Nacht ergründet, bis er jede erogene Zone an ihrem Körper gefunden hatte und sie stöhnend und bebend unter ihm lag. Doch seine Absicht wurde schon im nächsten Moment sabotiert, als sie ihn auf den Rücken drückte, an ihm nach unten rutschte und ihn in den Mund nahm.
Ihm wurde beinahe schwarz vor
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