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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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benutzen, wenn es sein musste. Aber jetzt … jetzt kann ich nicht mal mehr in ein Auto steigen. Es ist mir zu eng.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, riet Abbie verständnisvoll. »Nicht dass ich mich anhören will wie eine gesprungene Schallplatte, aber eine Therapie hilft Ihnen bestimmt.« Auf jeden Fall hatte eine Therapie ihr das Leben gerettet. Bei Callie war das Verfahren weniger erfolgreich gewesen.
    Sie verwarf den Gedanken wieder. Callie und Tracy hatten keine vergleichbaren Probleme. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass eine Therapie Tracy nicht weiterhelfen würde, vor allem wenn ihr Mann sie weiterhin unterstützte.
    Es dauerte eine weitere Stunde, mit Tracy denselben Fragenkatalog durchzugehen, den sie auch mit Amanda Richards durchgearbeitet hatte. Es war ein mühsames Verfahren, aber notwendig, um die Überschneidungen im Leben der Frauen aufzudecken, denn durch irgendetwas waren sie beide ins Visier des Vergewaltigers geraten. Wenn sie diesen speziellen Punkt fand, wäre das ein großer Schritt zur Klärung seiner Identität.
    Als sie fertig waren, warf Tracy einen letzten Blick auf die Fotos, während Abbie ihr Notizbuch in der Tasche verstaute. »Sie sind zu schwer«, stieß sie auf einmal hervor.
    »Was?« Abbies Blick fiel auf die Bilder. »Wie meinen Sie das?«
    »Die zwei sind zu groß.« Sie zeigte auf den ersten und den letzten Mann. Beide waren über eins achtzig. »Und der hier ist obenrum breiter.« Sie zeigte auf Brust und Schultern eines dritten Mannes. »Der Mann, der mich vergewaltigt hat, war stark. Aber er war nicht so schwer wie Todd. Todd ist eins dreiundachtzig und richtig muskulös. Der Kerl war kleiner als er.«
    Mit stiller Freude stellte Abbie ihre Tasche ab und zog das Notizbuch heraus, das sie gerade eingepackt hatte. Sie hatte sofort registriert, dass Tracy damit nicht Juárez ausgeschlossen hatte – und dass ihre Beschreibung des Täters mit der übereinstimmte, die Barbara Billings abgegeben hatte.
     
     
    »Es tut mir leid, Ms Phillips, aber Barbara hat letzte Nacht sehr schlecht geschlafen. Ich habe ihr eines der Beruhigungsmittel gegeben, die ihr der Arzt verschrieben hat. Sie müssen einen neuen Termin mit ihr ausmachen.« Nancy Billings sprach durch den widerwillig gewährten zehn Zentimeter breiten Türspalt, als wollte sie beim leisesten Anzeichen von Widerstand vonseiten Abbies die Tür zuschlagen.

    Spontan änderte Abbie ihr Vorhaben. »Ich mache einen neuen Termin mit ihr aus«, sagte sie rasch. »Aber wo ich schon hier bin, dürfte ich da vielleicht Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Die Frau reagierte verblüfft. »Mir? Was kann ich Ihnen schon sagen?«
    »In solchen Fällen sprechen wir immer auch mit den Angehörigen der Opfer, um mehr Hintergrundwissen für unsere Ermittlungen zu haben, Ma’am.« Kennt man das Opfer, kennt man auch den Täter. Sie hatte Raikers Mantra regelrecht verinnerlicht. »Sie könnten mir etwas über Barbara erzählen, wo sie gewohnt hat, was für eine Ausbildung sie hat, wo sie gearbeitet hat, wer ihre Verwandten sind … solche Dinge eben.«
    Der Türspalt wurde schmaler. »Ich glaube nicht …«
    »Das, was ich von Ihnen erfahre, muss ich Barbara schon nicht mehr fragen.«
    Die Worte waren gut gewählt. Die Bewegung der Tür stoppte, ehe der Spalt langsam wieder breiter wurde. »Und dann müssten Sie Barbara nicht noch einmal belästigen?«
    Die Frau würde offenbar alles tun, um ihrer Tochter weitere Verhandlungen mit der Polizei zu ersparen, was ihr Abbie nicht verdenken konnte. »Ich muss Ihre Tochter trotzdem noch sprechen, Mrs. Billings. Aber ich glaube, Sie könnten mir einen großen Schritt weiterhelfen.«
    Es spielte keine Rolle, weshalb die Frau nun doch einwilligte, sagte sich Abbie, als sie ihr durchs Wohnzimmer folgte und den angebotenen Platz auf dem Sofa einnahm. Es genügte, dass sie überhaupt nachgegeben hatte. Während Barbaras Mutter im Zimmer umherwanderte und Sofakissen aufschüttelte und Zeitungen zusammenlegte, um »ein bisschen Ordnung zu machen«, fiel Abbie auf, dass die Frau abgesehen von der Haarfarbe keinerlei äußere Ähnlichkeit
mit ihrer Tochter hatte. Das machte sie neugierig auf Barbaras Vater.
    »Ist Ihre Tochter in Georgia geboren?«
    Nancy kam nicht zur Ruhe. »Oh, ja, sicher. Mein Mann – also mein erster Mann – und ich sind hierhergezogen, als ich mit ihr schwanger war. Zuerst haben wir eine Weile in Mobile gelebt und dann in Atlanta. Aber wir wohnen in Savannah, seit Barbara vier

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