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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meinem Knie und zog mich näher heran, so dass ich vor dem schneidenden Wind geschützt war. Die von seinem Körper ausströmende Wärme war wie eine Heizung, und ich hörte auf zu schaudern. Er legte die Hand wieder um meinen Knöchel. Seine Haut war rauh wie die Fußballen eines Hundes.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er. Seine Stimme klang immer noch seltsam, heiser und atemlos, aber immerhin verständlich.
    Ich lachte leise auf. »Das sollte ich dich fragen. Alles in Ordnung?«
    »Yeah. Das muss wohl das sein, was jetzt ein paar Mal passiert. Eine teilweise Wandlung und dann zurück zum Normalzustand.«
    »Übungsläufe.«
    »Ich nehm’s an.« Er ließ die Hand bis unter seine Augen sinken. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Geht’s dir gut?«
    »Ich hab ja nichts getan.«
    »Doch. Hast du.« Er sah mich an. »Du hast eine Menge getan.«
    Unsere Blicke trafen sich, ich sah in seine Augen und spürte … ich weiß nicht, was ich spürte. Ein seltsames namenloses Etwas, von dem ich nicht einmal hätte sagen können, ob es etwas Gutes oder etwas Unangenehmes war. Ich spürte es einfach nur in meinem Magen, wo es hüpfte und zappelte, bis ich den Kopf wegdrehte und in den Wald sah.
    »Yeah, wir sollten los«, sagte er und machte Anstalten aufzustehen.
    »Noch nicht. Bleib liegen. Ruh dich aus.«
    »Ich bin«, er setzte sich auf und schwankte, als würde ihm schwindlig dabei, »zumindest
nicht
ausgeruht. Okay. Nur kurz.«
    Er legte sich wieder hin, seine Lider flatterten, als er versuchte, sie offen zu halten.
    »Mach die Augen zu«, sagte ich.
    »Bloß eine Minute.«
    »Hm.«
    Ich weiß nicht, ob er die Augen überhaupt ganz geschlossen hatte, bevor er einschlief.

[home]
29
    I ch kauerte neben ihm, bis der Schweiß auf seiner Haut getrocknet war und er zu schaudern begann, ohne aufzuwachen. Dann wickelte ich seine Finger von meinem Knöchel. Er ließ los, nur um stattdessen meine Hand zu packen. Ich sah auf seine hinunter, riesig im Vergleich zu meiner, wie ein Kind, das ein Spielzeug umklammert.
    Ich war froh, dass ich da gewesen war. Froh darüber, dass irgendjemand da gewesen war – wer es war, war wahrscheinlich egal gewesen. Auch wenn es nichts gegeben hatte, das ich hatte tun können – die Tatsache, dass ich bei ihm gewesen war, schien bereits geholfen zu haben.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, was er da durchmachte – nicht nur der körperliche Schmerz, sondern die Ungewissheit. War das normal bei jungen Werwölfen? Die Wandlung zu beginnen und dann rückgängig zu machen? Oder war es etwas, das die Edison Group zu verantworten hatte? Was, wenn er nie in der Lage sein würde, es zu Ende zu bringen? Würde sein Körper es einfach immer wieder versuchen, ihn wieder und wieder durch diese Hölle jagen?
    Ich wusste, er selbst musste sich über genau diese Dinge schon längst Gedanken gemacht haben. Das entschuldigte zwar seine Ausbrüche nicht, aber vielleicht konnte es mir helfen, ihn zu verstehen und es nicht mehr persönlich zu nehmen, wenn er auf mich losging.
    Ich zog meine Hand aus seiner, woraufhin er sich bewegte und grunzte, aber nicht aufwachte. Er schob lediglich die Hand unter den anderen Arm und fröstelte. Ich rannte zu der Stelle, wo er seine Kleider gelassen hatte. Beim Zurückkommen sah ich mir das Sweatshirt an, auf dem ich gesessen hatte, aber es war schlammig und feucht. Ich beschloss, ihm stattdessen meine Jacke abzutreten – sie hatte sowieso eher seine Größe –, aber mir wurde sehr schnell klar, dass ich ihm kein Kleidungsstück welcher Größe auch immer anziehen konnte.
    Es machte keinen Unterschied, dass sie alle von schlotternder Weite waren, als glaubte er, weniger einschüchternd zu wirken, wenn er übergewichtig statt muskulös aussah. Ich würde die Jeans trotzdem nicht weiter als bis auf Kniehöhe ziehen können, und wecken würde ich ihn außerdem. Also breitete ich die Kleidungsstücke einfach nur über ihn. Ich hantierte gerade mit der Jacke herum, um sicherzustellen, dass die Fleeceseite innen war, als ich eine Bewegung zwischen den Bäumen bemerkte. Ich ging neben Derek in die Hocke und erstarrte.
    Als ich nichts hörte, spähte ich über Derek hinweg und entdeckte durch die Bäume hindurch einen Mann. Er ging schnell, und sein Gesicht war starr und verärgert. Vor ihm bewegte sich etwas dichter am Boden. Ein Mann, der an dem Rasthof haltgemacht hatte, um seinen Hund auszuführen?
    Ich warf einen Blick auf Derek. Wenn der Hund ihn roch, dann hatten wir

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