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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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sind«, fiel Moore ihm ins Wort. »Ich vergesse niemals ein Gesicht und nur selten – wenn überhaupt – einen Namen.«
    »Dann weißt du ja, warum ich hier bin.«
    Moore berührte mit einer Fingerspitze seine Wange. »Um mir eine bedingte Haftentlassung anzubieten?«
    »Du bist ein mieser kleiner Drogendealer«, rief ihm Doyle ins Gedächtnis. »Da gibt es keine Sonderbehandlung wie für politische Gefangene.«
    »Von wegen politisch! Das waren die übelsten Gangster in der irischen Geschichte.«
    »Um dieses Thema geht es jetzt nicht«, meldete Quinn sich wieder zu Wort. »Bei unserem letzten Gespräch habe ich dir eine bestimmte Frage gestellt.«
    »Ich erinnere mich.« Moore lehnte sich ihm entgegen, die Unterarme auf dem Tisch überkreuzt.
    »Ich werde dir dieselbe Frage noch einmal stellen«, erklärte Quinn, der ihm dabei direkt in die Augen sah. »Ich habe keine Zeit für Spielchen, Willie, also beantworte mir einfach meine Frage.«
    »Eine Antwort wollen Sie?« Moore berührte erneut seine Wange. »Was ist sie Ihnen denn wert, Inspector? Wie viel ist Ihnen eine Antwort wert?«
    »Du Ratte!« Doyle packte ihn quer über den Tisch am Kragen.
    Moore lachte ihm ins Gesicht. »Sergeant«, sagte er, »wir sind hier im ›Back of Shaws‹. Vielleicht kommt ja der eine oder andere Wärter ungestraft davon, wenn er hin und wieder ein paar Tritte austeilt, aber nicht ein Bulle – auch wenn ihm in dieser Hinsicht ein gewisser Ruf vorauseilt.« Er wandte sich an Quinn. »Sie wollen eine Antwort, und ich sage: Wie viel?« Ein weiteres Mal fasste er sich an die Wange. »Übrigens berechne ich Ihnen jetzt zusätzlich noch einen Prämienzuschlag.«
    »Hör zu, Willie«, sagte Quinn, »meine Frau liegt irgendwo in einem Loch, und wenn noch einmal vierundzwanzig Stunden verstreichen, ist ihr nicht mehr zu helfen.«
    »Was für eine Schande.« Moore lehnte sich zurück. »Ich bin nicht in dem Geschäft, in dem man Menschen wehtut, aber ich bin Geschäftsmann.«
    »Soll ich dir mal was über das Geschäft erzählen, in dem man Menschen wehtut?« Doyle reckte das Kinn in Moores Richtung. »Wir brauchen nur ein paar Leute hier drinnen wissen lassen, wie kooperativ du warst« – er deutete auf die Schwellung an Moores Wange –, »dann wird dieser kleine Kratzer die geringste deiner Sorgen sein. Bis sie mit dir fertig sind, wirst du dir wünschen, du wärst von der Mannschaft eines liberischen Fischkutters durchgebumst worden.«
    »Dann geht der Preis hoch«, konterte Moore, »und er geht immer höher, Sergeant, Sie können also genauso gut Ihr großes Maul halten, weil Sie es nämlich auf keinen Fall schaffen werden, mich einzuschüchtern.«
    Quinn schüttelte den Kopf. »Glaub mir, Willie«, erklärte er, »ich werde mir deinen Namen merken.«
    »Natürlich werden Sie das, Mr. Quinn. Ich werde schließlich lange im Geschäft sein.«
    Quinn bedachte ihn mit einem kalten Blick, ehe er sagte: »Mary Harrington war in der sechsten Woche schwanger, als sie starb.«
    Moore tat überrascht.
    »Ich habe dich schon einmal gefragt, ob du darüber informiert warst. Wir wissen, dass sie dich besucht hat: Das steht im Gefängnisprotokoll.«
    »Vielleicht war ich darüber informiert, Inspector, vielleicht aber auch nicht.«
    Doyle erhob sich. Er umrundete den Tisch, packte Moore am Kragen und riss ihn hoch. Die Finger fest in die Kehle des Drogendealers gedrückt, flüsterte er ihm in Ohr: »Jetzt hör mir mal zu, du kleiner Scheißkerl. Du wirst auf die Frage des Inspektors antworten, und zwar jetzt gleich, denn wenn nicht, knalle ich deinen Kopf gegen die Wand dort drüben.« Mit diesen Worten ließ er Moore rückwärts durch den Raum marschieren.
    Moore versuchte zu lachen, aber sein Gesicht hatte die Farbe von Roter Bete angenommen, und in seinen Augen standen Tränen.
    Doyle drückte noch fester zu. Als Moore schließlich mühsam etwas hervorstieß, klang seine Stimme wie ein schrilles Quieken. »Lassen Sie mich los! Lieber Himmel!«, jaulte er. »Also, gut, also gut! Ja, ich habe es gewusst.«
    Doyle ließ ihn los, und Moore wich ein paar Schritte zurück, während er sich mit einer Hand den Hals massierte. »Sie sind ein Psycho, Doyle, wissen Sie das? Was die Leute über Sie erzählen, ist völlig untertrieben.«
    »Setz dich, Willie«, knurrte Quinn, »oder ich lasse ihn wieder von der Leine.«
    Moore tat, wie ihm geheißen, und Doyle postierte sich direkt hinter ihm. »Nun rede schon!«, sagte Doyle. »Spuck aus, was du weißt,

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