Seelenraub
schlicht. Dann schoss er einen Blick auf McGuire und ein paar andere im hinteren Teil des Zeltes ab. »Und nur, damit das klar ist: Wenn irgendjemand Blackthornes Blag aus der Zunft wirft, dann bin ich das. Kapiert?«
In der Menge erhob sich ein dumpfes Gemurmel. Die Nachricht war angekommen.
»Okay, dann lasst uns weitermachen«, sagte Jackson, sichtlich erleichtert, dass das vorbei war. »Kennt irgendjemand eine Kirche, in der wir uns treffen können?«
»Das Tabernakel war eine Kirche«, protestierte jemand. »Hat uns auch höllisch viel geholfen.«
»Das Tabernakel war entweiht«, erwiderte Stewart. »Schon seit Jahren hatten dort keine Gottesdienste mehr stattgefunden.«
»Wir könnten uns auf einem Friedhof treffen«, schlug Beck vor.
Riley stöhnte.
Toller Plan
.
»Wir werden darüber nachdenken«, sagte Jackson. »Lasst uns am Freitagabend um acht erneut treffen. Dann halten wir Wahlen ab und versuchen, wieder Alltag einkehren zu lassen.«
»Treffen wir uns wieder hier?«, rief Remmers.
»Klar«, antwortete Jackson. »Seht es mal so, zumindest ist die Miete günstig.«
Riley wartete, bis Beck in eine angeregte Unterhaltung mit Meister Stewart vertieft war, um die Flucht zu ergreifen. Sie kam sich feige vor, als habe sie nicht den Mut, ihm gegenüberzutreten. Sie war gerade vor das Zelt getreten, als sie ihren Namen hörte.
Harper
.
»Sir?«, fragte sie und drehte sich zu ihm um.
Kaum hatte ihr Meister das Zelt verlassen, hielt er ihr ein Stück Papier vor die Nase. »Ich brauch was zu essen. Bring’s bei mir vorbei. Wir müssen reden … heute noch.«
»Äh, ich soll nach Anbruch der Dunkelheit auf geweihtem Boden sein.«
»Dauert nicht lange.«
Zumindest würde Ori über sie wachen
. »Warum haben Sie den anderen nicht erzählt, dass …«
»Später«, unterbrach ihr Meister sie abrupt. »Jetzt schwirr ab, Blag.«
Verwirrt über sein Verhalten, überflog Riley auf dem Weg zu ihrem Wagen die Einkaufsliste. Es war nichts Außergewöhnliches dabei, nur Essen und Vorräte, die sie auch gut morgen früh hätte besorgen können. Was bedeutete, dass er mit ihr über die Jäger und deren Interesse an Paul Blackthornes Tochter reden wollte.
Sie stopfte die Liste in ihre Tasche, rieb sich die Schläfen, um den Kopfschmerz zu lindern, der sie quälte, seit sie ihren Frust an Beck ausgelassen hatte.
Schuld
. Das war es, was sie empfand. Hammerharte Schuldgefühle. Sie war gemein und kindisch gewesen, genauso fies wie Simon, und Riley wusste, wie es sich anfühlte, so eine Ladung abzubekommen.
Warum habe ich ihm das angetan? Warum habe ich Beck so fertiggemacht?
Es gab eine Antwort, doch die gefiel ihr kein bisschen: wegen der Schreibertussi. Justine Armando gab ihr das Gefühl, durchschnittlich und gewöhnlich zu sein. Es war keine Eifersucht, keine gewöhnliche jedenfalls, sondern hatte damit zu tun, dass die Reporterin so absolut nicht Becks Liga war. Er war einfach, geradeheraus und sachlich. Die Sorte Mann, die einem immer den Rücken freihält. An der Reporterin dagegen war alles Schein, und sie hatte Geld im Überfluss. Außerdem war sie richtig hübsch. Kein Wunder, dass Beck darauf angesprungen war.
Sie wird dir so weh tun, Dorftrottel.
Trotz seines polternden Auftretens war Denver Beck tief im Inneren ziemlich unsicher, und Justine nutzte diese Unsicherheit aus, um zu bekommen, was sie wollte. Wenn sie ihn schließlich wegwarf, würde er nicht damit umgehen können, nicht nach seinen bisherigen Erfahrungen mit den One-Night-Stands. Es würde ihm richtig nahegehen. Riley wusste, wie übel sich das anfühlte, und egal, wie sehr er sie ärgerte, sie wollte nicht, dass er verletzt wurde.
Er ist zu gut dafür
.
29. Kapitel
Als ihre Kopfschmerzen nicht nachließen, gab Riley dem dringenden Verlangen nach einer stimmungshebenden Schokolade nach. Kaum hatte sie die Tür zum Grounds-Zero-Café aufgestoßen, wurde sie auch schon von dem herzhaften Duft frisch aufgebrühten Kaffees umhüllt. Es war mehr los als sonst, und sie stellte fest, dass einige der Gäste Namensschilder trugen; offenbar fand in der Stadt gerade eine Tagung der Holzarbeiter statt.
Ein Paar verließ gerade eine Nische, und Riley beeilte sich, um den Platz mit ihrer Jacke zu besetzen. Dann reihte sie sich in die Schlange hinter zwei alten Männern ein, die über Exzenterschleifer diskutierten. Simi stand hinterm Tresen und grinste Riley breit an. Heute Abend hatte ihre Freundin strahlend orange Haare mit schwarzen
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