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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Blick auf ihren Styroporbecher mit schwarzem Kaffee, den sie sich auf dem Weg zum Besprechungsraum noch schnell am Automaten gezogen hatte. Sie sammelte sich kurz, da richtete schon Drescher das Wort an sie: »Angenommen, Sie haben recht, Peters« – er reckte nachdenklich das spitze Kinn –, »was um alles in der Welt ist es dann, das diesen Psychopathen antreibt?«
    Lena holte tief Luft. »Er hat sich Zeit gelassen mit seinen Opfern und sie auf perverse Art und Weise gefoltert, was auf eine Menge aufgestaute Wut hindeutet. Demnach wäre es durchaus denkbar, dass es sich um das älteste Motiv der Welt handelt: um Rache.« Sie schürzte die Lippen und sah zur Wand mit den Fotos der Opfer.
    Drescher schob sich die Brille auf die Stirn. »Sie meinen, der Kerl ist auf einer Art Rachefeldzug?«
    Lena wandte ihm den Kopf zu und nickte. »Sieht ganz danach aus. Zudem lässt seine Vorgehensweise darauf schließen, dass er seine Taten von langer Hand plant und keinesfalls im Affekt handelt«, erklärte sie weiter. »Er muss genau gewusst haben, wann Lynn Maurer und Ann-Kathrin Weiß sich wo aufhalten würden. Wir müssen also davon ausgehen, dass er die Lebensumstände seiner Opfer genauestens studiert, bevor er zuschlägt.«
    »Ein Kontrollfreak?«, fragte Belling von der Seite.
    »Gut möglich. Jedenfalls geht er äußerst zielgerichtet vor.« Lena nippte an ihrem Kaffee, der inzwischen kalt war. »Wir suchen nach einem intelligenten, sozial unauffälligen Mann. Wahrscheinlich kräftig gebaut, sonst hätte er seine Opfer wohl kaum aus dem Fenster stürzen können. Keine Vorstrafen – mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte er sogar eine weiße Weste, ehe er anfing zu morden.«
    »Hübsche Ansprache, Peters«, kommentierte Ben Vogt mit dem Anflug eines Grinsens. »Aber da nun endgültig feststeht, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, will mir eine Sache nicht in den Kopf: Warum hat dieser Kerl es ausgerechnet auf Sie abgesehen?«
    Die Frage traf Lena wie ein Peitschenhieb. Sie saß da wie gelähmt, während ihr die Röte ins Gesicht stieg. Diese Frage hatte sie sich selbst schon hundert Mal gestellt, und Vogt wusste ebenso gut wie sie, dass sie keine Antwort darauf hatte. Nichtsdestotrotz war es durchaus korrekt, nach einer möglichen Verbindung zwischen den Opfern zu suchen.
    »Na kommen Sie, Peters – verraten Sie es uns: Was um alles in der Welt haben Sie verbrochen, das diesen Typen so wütend macht?«, stichelte Vogt weiter. Er schien sich einen Spaß daraus zu machen, als ginge es hier lediglich um einen Kleinejungenstreich anstatt um Mord.
    Auch wenn es ihr schwerfiel, hielt Lena seinem überheblichen Blick stand und umklammerte ihren Kaffeebecher, wie um sich an etwas festzuhalten. Ihre Kieferknochen mahlten, und sie war kurz davor, die Fassung zu verlieren. »Ich denke nicht, dass er wahrhaftig vorhat, mich zu töten, sondern dass die Nachricht ein Hilferuf war«, setzte sie Vogts Aussage so beherrscht wie möglich entgegen.
    Eine längere Pause entstand.
    »Ein Hilferuf?«, durchbrach Vogt die eingetretene Stille. »Mir kommen die Tränen.« Er lachte auf. »Sollen wir jetzt etwa noch Mitleid mit dieser Bestie haben?«
    Doch Lena beharrte auf ihrer Theorie. Sie senkte den Blick auf die Hände und erklärte nach kurzem Zögern: »Da er offenbar eine Liste abarbeitet und mir ebenfalls eine Morddrohung geschickt hat, mich aber, wie Sie sehen können, am Leben gelassen hat, schließe ich daraus, dass er von mir gefasst werden will, sobald er die Menschen auf seiner Liste getötet hat. Deshalb hat er mich involviert«, referierte sie. »Weshalb er dafür ausgerechnet mich ausgewählt hat, weiß ich nicht.« Sie blickte in die Runde. »Fragt sich nur, wie lang diese makabre Liste ist und wie viele Menschenleben er noch auslöschen wird, bis wir ihn zu fassen bekommen. Denn eines ist sicher: Er hat sein nächstes Opfer längst im Visier, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er wieder zuschlägt.«
    Einige Sekunden lang hing ein lähmendes Schweigen im Raum.
    »Und was ist, wenn Sie sich irren?«, ertönte Bellings Stimme neben ihr. In seinem Tonfall schwang ernsthafte Besorgnis mit.
    Lena starrte ihn wortlos an. Auch darauf wusste sie keine Antwort. Ein Plan B existierte nicht, und Lena gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, dass sie einen Irrtum mit ihrem Leben bezahlte.

11
    Unterdessen in Berlin-Wilmersdorf …
    Langsam öffnete Kai Hübner die Augen. Um ihn herum war alles dunkel. Ein

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