Seelenriss: Thriller
Kopf gesetzt, die Couch mit mir zu teilen, und ist die halbe Nacht auf mir rumgetrampelt …«
Lena musste lachen, als der Übeltäter in diesem Moment leise schnurrend in die Küche geschlichen kam. Sie streichelte dem Kater über den Kopf und stellte ihm sein Futter hin.
Lukas reichte ihr eine Tasse Kaffee, die Lena dankbar entgegennahm. »An diesen Service könnte ich mich glatt gewöhnen«, meinte sie halb im Scherz und lächelte ihm zu.
Lukas nippte nur an seiner Kaffeetasse.
»Wie kommt es, dass du so früh auf bist?«, fragte Lena, während sie ihre allmorgendliche Dosis Kopfschmerztabletten mit einem Schluck Kaffee herunterspülte.
»Ich hab mit der Band einen wichtigen Termin bei einem großen Plattenlabel – drück mir die Daumen.«
»Das mach ich«, versicherte Lena und bemerkte, wie sein Blick umherschweifte.
»Suchst du etwas?«
Er stellte seine Tasse ab. »Meinen zweiten Socken, hast du den irgendwo gesehen?«
»Wenn ich ihn finde, lass ich es dich wissen.« Sie verbarg ein Grinsen und trank zügig ihren Kaffee aus, da klingelte es an der Wohnungstür. Überrascht sah Lena auf. Sie erwartete niemanden. Während Lukas verschwand, um sich anzuziehen, ging Lena zur Tür. Kurz überlegte sie, nach ihrer Waffe zu greifen, entschied sich aber dagegen.
»Matthias …«, stammelte sie irritiert, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte. Unter anderen Umständen hätte sie sich sicher gefreut, ihn zu sehen, doch nach ihrem gestrigen Streit in seiner Praxis war ihr Exfreund so ziemlich der letzte Mensch, mit dem sie sich jetzt auseinandersetzen wollte. »Was machst du hier?«, fragte sie nach einigem Zögern. Sie erinnerte sich nicht, ihm ihre neue Adresse gegeben zu haben.
Entgegen ihrer Annahme schien Matthias ganz und gar nicht auf Konfrontation aus zu sein. Er blickte in Lenas grüne Augen, die ihn forschend ansahen, und sagte: »Ich habe es eben in den Nachrichten gehört. Dass es heute Nacht ein weiteres Opfer gegeben hat, meine ich.« Bedrückt schüttelte er den Kopf. »Eine schreckliche Geschichte ist das. Wie soll ich sagen … Ich habe mir unser Gespräch von gestern daraufhin nochmals durch den Kopf gehen lassen.«
Lena blickte ihn erwartungsvoll an. »Und?«
Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. »So im Nachhinein betrachtet, habe ich deine Bitte, mit dem Sohn von Ann-Kathrin Weiß zu sprechen, vielleicht doch etwas vorschnell ausgeschlagen.«
Lenas Miene hellte sich auf. »Das heißt, du stimmst einem Gespräch zu?«
Er nickte. »Ich will den Ermittlungen nicht im Weg stehen.«
Lena fiel ein Stein vom Herzen. »Was hältst du von jetzt gleich?«, fragte sie schnell, ehe er es sich anders überlegen würde.
»Tut mir leid, aber das geht frühestens morgen. Ich muss den Jungen wenigstens darauf vorbereiten.«
Sie kniff die Augen zusammen und schob den Unterkiefer zur Seite. »Und das ist dein letztes Wort?«, hakte sie nach.
»Ich fürchte, es geht nicht anders. Soll ich mit dem Jungen morgen aufs Revier kommen?«
Lena dachte scharf nach. »Was hältst du davon, wenn ich am Vormittag in deine Praxis komme? Das ist eine Umgebung, die dem Jungen bereits vertraut ist und die ihm weniger Angst einjagt«, schlug sie vor, nicht zuletzt, da morgen um diese Zeit Dreschers Deadline abgelaufen wäre. Obwohl für Lena außer Frage stand, dass sie an dem Fall dranbleiben würde, könnte sie sich auf dem Revier vorerst nicht blicken lassen.
Matthias willigte ein. Doch da war noch etwas anderes, das ihn zu beschäftigen schien. Er rieb sich den Nacken und brachte ein nervöses Lächeln zustande. »Und … na ja, ich dachte, wenn diese ganze Sache irgendwann vorbei ist und wir jetzt beide in derselben Stadt wohnen, könnten wir … vielleicht mal … zusammen essen gehen«, druckste er herum.
Lena stand in der Tür und lächelte geschmeichelt. Sie kannte Matthias nur zu gut und war sich nicht sicher, was ihn mehr Überwindung gekostet hatte – dem Gespräch mit dem Jungen zuzustimmen oder aber sie um ein Date zu bitten.
Ehe sie den Gedanken zu Ende führen konnte, kam Lukas über den Flur. »Ich geh dann mal«, murmelte er, knöpfte sich noch im Gehen sein gelbes Hemd zu und drückte Lena einen Abschiedskuss auf die Wange.
Matthias’ und Lukas’ scharfe Blicke kreuzten sich. Sie starrten einander an wie zwei Rüden, die kurz davor waren, aufeinander loszugehen. Lena öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Lukas war bereits über den Hof verschwunden. Kurz spielte sie mit dem
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