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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Tür zu ihrem Büro stehen blieb und in den Raum hineinspähte, saß Lena mit dem Rücken zu ihm am Computer und war zu sehr vertieft, um zu bemerken, dass er Zeuge wurde, wie sie sich durch die Foren der besagten Website klickte. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getäuscht. Mit einem Räuspern machte Belling auf sich aufmerksam. »Keine Alleingänge mehr, haben wir doch gesagt.«
    Erschrocken wandte sich Lena um. »Wie lang stehen Sie schon hier?«, fragte sie ertappt.
    »Lange genug, um zu sehen, dass Sie sich nicht an unsere Abmachung halten.«
    »Aber was, wenn eines dieser anonym geposteten Sündenbekenntnisse von Lynn Maurer stammt?«, fragte sie, anstatt darauf einzugehen. »Wenn wir herausfinden, von welcher IP -Adresse diese Postings …«
    »Sie haben doch gehört, was Drescher gesagt hat«, schnitt Belling ihr das Wort ab. »Außerdem sitzen unsere Spezialisten bereits dran.« Plötzlich schlug er mit der Faust gegen den Türrahmen. »Verdammt, Peters! Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, wie ernst die Lage ist – wachen Sie endlich auf! Dieses Monster da draußen hat Ihnen eine Morddrohung geschickt, und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass dieser Kerl nicht blufft, sondern seine Opfer eiskalt ermordet!« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Und Sie sind vielleicht die Nächste auf seiner Liste, das wissen Sie ebenso gut wie ich.« Schnaubend verließ er den Raum.
    Lena saß regungslos da und bemerkte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte. Mit sich hadernd, starrte sie mit nachdenklichem Blick zum Flur hinaus. Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, drehte sie sich mit einem Seufzer zum Computer um und wollte die Website gerade zuklicken, da kündigte ihr Handy einen Anruf an. Lena zog es aus ihrer Tasche und stellte überrascht fest, dass es Lukas war. Sie nahm das Gespräch an.
    »Du … sofort kommen!«
    Seine Worte klangen seltsam abgehackt.
    »Es … wichtig …«
    Lena richtete sich mit dem Handy am Ohr im Stuhl auf. »Was ist passiert?«
    Der Empfang wurde noch schlechter, was nicht an ihrem Handy lag, wie sie mit einem Blick auf das Display feststellte.
    »Das muss … persönlich …«
    Lena hörte ihn nicht mehr. »Lukas? Bist du noch dran?«
    Ein Rauschen am anderen Ende der Leitung, dann war er wieder da. »Wir … so schnell wie … treffen.«
    »Wo bist du denn?«, fragte Lena schnell. Sie steckte sich einen Finger ins Ohr und versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren.
    »Ich … auf … Weg zu …«
    Den Hintergrundgeräuschen entnahm Lena, dass er sich offenbar in der U-Bahn befand. Wohin er fuhr, konnte sie dem Gespräch jedoch nicht entnehmen, dafür gelang es ihr mit Müh und Not, die Adresse zu verstehen, die er ihr genannt hatte. Dann brach das Telefonat ab.
    Verstört blickte Lena auf und machte sich umgehend auf den Weg.

29
    Am späten Vormittag in
Berlin-Charlottenburg …
    Luise Wittner kauerte auf dem Wohnzimmerboden ihrer Penthousewohnung und erinnerte sich nicht, in ihren zweiundsechzig Lebensjahren jemals solch eine Angst verspürt zu haben. Die Tränen liefen ihr quer über das Gesicht und versickerten in dem handgeknüpften Perserteppich. Sie hatte erst gar nicht versucht, sich zu wehren, alles war viel zu schnell gegangen. Wie jeden Samstag um diese Zeit war sie von ihrer Rückengymnastik nach Hause gekommen, hatte die Wohnungstür aufgeschlossen und die Einkäufe fürs Wochenende, die sie auf ihrem Rückweg auf dem Markt besorgt hatte, in die Küche bringen wollen, da hatte das Telefon auf der Anrichte geklingelt.
    Sie hatte die Einkäufe im Flur abgestellt, um das Gespräch anzunehmen. Schließlich hätte es Valentina sein können, die morgen Mittag mit den Kindern zum Essen kommen wollte und ihr immer noch nicht gesagt hatte, ob die Kleinen Fisch aßen oder sie lieber Pasta kochen sollte. Aber es war nicht Valentina gewesen, sondern Klaus, ein enger Freund ihres Ehemanns. Sie hatte ihm gesagt, dass Vincent auf einem Geschäftstermin war und erst am Abend zurückkomme, und Klaus spontan zum morgigen Essen eingeladen. Also doch Fisch, hatte sie sich gedacht und mit einem zufriedenen Lächeln aufgelegt. Schon seit Tagen hatte sie sich auf dieses Essen gefreut, an dem die ganze Familie beisammen sein würde, so wie früher.
    Luise Wittner und ihr Mann Vincent hatten ihr Leben lang hart gearbeitet. Nachdem sie Anfang der neunziger Jahre aus der ehemaligen DDR nach West-Berlin gekommen waren, hatten sie es, anders als die meisten, tatsächlich geschafft, aus

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