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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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ihrem mittelständischen Unternehmen für Kunststoffverpackungen eine wahre Goldgrube zu machen. Bei all dem Luxus, der Luise Wittner heute umgab, hatte sie jedoch niemals vergessen, woher sie kam. Zudem stand die Familie bei ihr stets an erster Stelle. Im kommenden Jahr hatten sie und Vincent in den wohlverdienten Ruhestand gehen und das Zepter ihrem ältesten Sohn Maximilian übergeben wollen.
    In Gedanken bereits beim morgigen Essen, hatte sie die vollgepackten Einkaufstüten genommen, um sie in die Küche zu tragen, da war wie aus dem Nichts dieser wildfremde Mann im Flur aufgetaucht. Wegen seines Handwerkerkoffers hatte sie ihn zunächst für einen Klempner gehalten und war davon ausgegangen, dass Vincent ihn bestellt hatte. Doch dann hatte er sich ihr mit einem großen Messer in der Hand in den Weg gestellt. Vollkommen perplex und zu Tode erschrocken, hatte sie die Tüten fallen gelassen und erneut zum Telefon gegriffen. Doch sie war nicht mehr dazu gekommen, die Nummer des Notrufs zu wählen. Der Mann im Kapuzenpullover hatte ihr das Telefon aus der Hand geschlagen. Sie hatte um Hilfe rufen wollen, doch der Mann hatte ihr den Mund zugehalten, und ihre Schreie wurden von seiner kräftigen Hand erstickt.
    »Jetzt bist du dran!«, hatte er geschrien, sie am Haar gepackt und mit voller Wucht zu Boden geschleudert. Mit einem gequälten Schrei war sie schmerzhaft auf den italienischen Marmorfliesen aufgeschlagen und hatte gehört, wie es in ihrem Hinterkopf geknackt hatte. Sekundenlang hatte sich alles um sie herum gedreht. Bei dem Aufprall hatte sie ihre Brille verloren, und der Flur verschwamm nun vor ihren Augen. Fast blind hatte sie versucht, auf allen vieren zur Wohnungstür zu krabbeln, doch ehe sie wusste, wie ihr geschah, war der Eindringling schon über sie hergefallen und hatte sie mit Schlägen und Tritten traktiert. Die Augenlider so fest sie konnte aufeinandergepresst, hatte sie um Gnade gewinselt. Doch dieser Mann kannte keine Gnade und hatte weiter auf sie eingetreten, bis ihr das Blut aus Nase und Mund schoss.
    Dann hatte er sie an den Haaren ins Wohnzimmer gezerrt. Gegenwehr war zwecklos gewesen, sie hatte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt. Er hatte ihr die Hände hinter dem Rücken gefesselt und die Füße mit einer Kordel zusammengebunden. Luise Wittner war ihm hilflos ausgeliefert gewesen, so wie jetzt, als sie gefesselt und mit angezogenen Beinen auf dem Teppichboden kauerte und sich schützend die Arme vor den Kopf hielt.
    »Bitte …«, brachte sie leise wimmernd hervor. »Nehmen Sie das Geld, aber tun Sie mir nichts. Der Safe befindet sich gleich hinter dem Gemälde neben der Eingangstür. Darin sind dreißigtausend Euro.« Der Safe war Vincents Idee gewesen. Er hatte immer schon prophezeit, dass so etwas irgendwann passieren würde. »Man denke nur an diese Entführungen«, hatte er stets gepredigt und vor zwei Jahren schließlich auf dem Einbau des Safes bestanden. »Wir spielen zwar nicht in der obersten Liga der Reichen, aber womöglich hätte all diesen prominenten Opfern so ein Safe das Leben gerettet«, hatte sie die Stimme ihres Mannes noch im Ohr. Damals hatte sie über ihn gelacht, doch jetzt würde ihr dieser Safe möglicherweise das Leben retten. »Die Kombination lautet eins-eins-sechs-drei-neun-fünf-zwei-acht«, stieß sie unter Tränen hervor, in der Hoffnung, ihr Peiniger würde das Bargeld nehmen und sich damit aus dem Staub machen.
    Doch der Fremde dachte gar nicht daran. Stattdessen öffnete er seinen Handwerkerkoffer. Beinahe bewusstlos vor Schmerz, konnte sie ihre Augen kaum noch offen halten. Obwohl Vincent ihr immer wieder eingetrichtert hatte, den Täter niemals direkt anzusehen, um zu vermeiden, dass dieser sie aus Angst vor einer späteren Identifizierung tötete, hob sie den Kopf an. Sie sah, wie der Mann sich ein Paar Latexhandschuhe überstülpte, einen Behälter mit Flüssigkeit und ein Diktiergerät aus dem Handwerkerkoffer nahm und beides auf dem Couchtisch platzierte. Was auch immer dieser Mensch vorhatte, er hatte es nicht auf ihr Geld abgesehen. Doch was wollte er dann?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drehte sich der Mann zu Luise Wittner um und sagte: »Du wirst büßen für das, was du getan hast!«
    Büßen? Wovon um alles in der Welt redete dieser Mann? Ihr Gesicht wurde kreidebleich, als sie sah, wie er erneut sein Messer packte und damit auf sie zukam. Rasch senkte sie die Lider und zwang sich, den Blick abzuwenden. Sieh ihm nicht in

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