Seelenriss: Thriller
mehr und verdiente sich mit der Optimierung von Sicherheitsverfahren größerer Unternehmen inzwischen ein stattliches Zubrot. Lena hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, ihn bezüglich der Postings auf secret-confessions.de zu Rate zu ziehen, sich aber schließlich dagegen entschieden, da illegal beschafftes Beweismaterial vor Gericht ohnehin unzulässig wäre.
»Verrätst du mir auch, worüber du recherchiert hast?«
Er holte einen Stapel bedrucktes Papier aus seiner Sporttasche und schob ihn über den Tisch. Lena senkte den Blick auf die Unterlagen. Sie hatte sich gerade etwas beruhigt, da spürte sie, wie ihr Puls erneut in die Höhe schoss. »Sag mal, spinnst du?«, blaffte sie ihn an. »Das sind die Artikel, die ich mir gestern Abend über Professor Wallau ausgedruckt habe!«
»Die hast du heute Morgen in deinem Drucker liegengelassen.«
»Ich fasse es nicht – was zum Teufel fällt dir ein, in meinen Unterlagen zu schnüffeln?« Lena hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren.
Er zog einen Mundwinkel hoch. »Du solltest mir lieber dankbar sein.«
»Ach so?«, fragte sie wütend.
»Ich habe mich gefragt, was an diesem Typen so interessant sein soll«, meinte er stirnrunzelnd. »Und da habe ich dann eben mal auf meine Weise über diesen Wallau recherchiert …«
»Und was hast du herausgefunden?«, fragte Lena zähneknirschend. Kaum zu fassen, dass sie ihm jetzt auch noch alles aus der Nase ziehen musste.
»Du hattest recht«, sagte Lukas trocken.
»Womit?«
»Mit deiner Vermutung, dass dieser feine Professor Anteile an einer Organisation für Sterbehilfe besitzt.«
Lena betrachtete Lukas mit zusammengekniffenen Augen. Offenbar hatte er auch noch ihre Notizzettel gelesen. »Und du bist dir ganz sicher?«, fragte sie skeptisch. »Immerhin ist Professor Wallau ein renommierter Psychiater, der von seinen Patienten dafür bezahlt wird, sie von ihrer Seelenpein zu heilen, und nicht, um von ihrem Tod zu profitieren.«
Er nickte.
Lena rieb sich den Nacken und dachte einen Moment darüber nach. Wenn Lukas’ Behauptung tatsächlich stimmte, würde das ein ganz neues Licht auf den Professor werfen. »Wie lautet der Name dieser Organisation?«, fragte sie ungeduldig.
Lukas antwortete nicht sofort. Stattdessen breitete sich wieder dieses Grinsen auf seinem Gesicht aus.
»Ach, komm schon – spar dir dein Getue«, stöhnte sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht, »sag mir einfach, wie diese verdammte Organisation heißt!«
»Nur unter einer Bedingung«, sagte er mit erhobenem Zeigefinger. »Du nimmst meine Einladung an.«
Lena hatte das Gefühl, jeden Moment zu explodieren. Ihre Kieferknochen mahlten. »Na schön, ich komme«, lenkte sie nach einiger Überwindung ein. Nicht, dass sie ernsthaft in Betracht gezogen hätte, sich auf seine Spielchen einzulassen und tatsächlich hinzugehen. Davon abgesehen, hatte sie noch immer keinen Schimmer, was es mit Lukas und dieser Rothaarigen auf sich hatte.
Lukas blickte sie freudestrahlend an. »Gut.«
»Also?«, fragte Lena nach.
Er beugte sich ein Stück weit über den Tisch und flüsterte ihr mit gedämpfter Stimme zu: »Es handelt sich um eine Schweizer Firma namens Veritas.«
Lena zückte ihr Notizbuch und notierte sich das. Sie dachte einen Moment scharf nach und entschied, Professor Wallau erneut einen Besuch abzustatten. »Ich muss weg«, sagte sie und stand auf.
Lukas erhob sich ebenfalls. »Warte, ich komme mit«, rief er ihr hinterher, während Lena mit dem Handy am Ohr das Café verließ, um Lucy darum zu bitten, zu überprüfen, ob eines der Opfer in Verbindung mit jener Organisation stand.
»Nimmst du mich bis zur U-Bahn mit?«, fragte Lukas, als Lena auf ihre Vespa stieg.
Sie bedeutete ihm, sich zu beeilen, und wartete, bis Lukas sich hinter sie gesetzt und seine Arme um ihre Hüfte geschlungen hatte, dann gab sie Gas.
Als sie ihn wenig später an der nächstgelegenen U-Bahn-Station absetzte, schaute sie ihm kurz nach, ehe er in der Menschenmenge vor den Treppen zur U-Bahn-Station verschwand. Und einmal mehr wurde ihr bewusst, dass Lukas es doch immer wieder schaffte, sie aus der Fassung zu bringen.
31
Das Erste, was Vincent Wittner ins Auge fiel, als er seine Wohnung betrat, waren die im Flur verstreuten Einkaufstüten.
»Luise?«, rief er verwundert und hob einen Apfel vom Boden auf. In der Wohnung herrschte absolute Stille.
»Schatz, du wirst es nicht glauben, aber das Meeting wurde verschoben«, rief er nicht ohne einen
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